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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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Religiosität - wenn ihm seine übrigen vielfältigen Aufgaben dazu Zeit ließen.

    Schließlich war es an der Zeit, sich auf den Heimweg zu begeben. Als sie in Accon ankamen, ließ ein kräftiger Wind die Meereswellen aufschäumen. Der Herzog stand am Ufer und betrachtete gedankenvoll die grauen Wogen. Dann erklärte er, er habe das dringende Bedürfnis, noch mehr von Palästina und Kleinasien zu sehen und vielleicht auch einen der heidnischen Fürsten kennenzulernen. Zu Gottschalk sagte er unter vier Augen, er habe einen Widerwillen dagegen, noch einmal seekrank über der Reling zu hängen und seinen Mageninhalt in die Gischt zu würgen, auch erinnere er sich nur allzu gut an das kalte Bad in der Donau und wolle ein ähnliches Erlebnis, dazu auf offener See, lieber vermeiden. Der Bischof von Lübeck, der sich ja so vortrefflich darauf verstand, ein wildes Meer ruhigzubeten, möge das Schiff Kaiser Manuels wieder seinem Eigner zurückbringen.
    Gottschalk hatte beim Anblick der unruhigen See Gefühle, die denen des Löwen stark ähnelten, und schloß sich diesem nur allzugern an. Und wie klug tat er daran! Zwar kam das Schiff Kaiser Manuels wieder in Byzanz an, aber nicht unbeschadet. Im Sturm brach eine Rahe und erschlug im Niederstürzen den Bischof von Lübeck, obwohl dieser doch gerade mit erhobenen Armen den Sturm niederbeten wollte, und auch der Abt von Lüneburg kam dabei zu Tode.
    Gottschalk hatte gut gewählt. Nun folgte der Teil der Reise, um den ich ihn bis heute auf das heftigste beneide. Der Löwe brach jetzt auf in Richtung Norden nach Antiochia, wobei eine große Anzahl der Tempelherren ihn begleiteten. Gemächlich und in völliger Sicherheit ritten sie durch das Land, das so hart und erbittert und unter unmenschlichen Strapazen von den Kreuzfahrern errungen worden war, zu der Zeit, als mein Großvater Eckebrecht als verängstigtes jüdisches Waisenkind Schutz und Liebe im Hause des Kölner Kaufmanns Wolbero und seiner Frau Blithildis gefunden hatte.

    In Antiochia herrschte Fürst Boemund, ein Bruder der byzantinischen Kaiserin Maria. Er riet dem Löwen eindringlich, keinesfalls durch das Gebiet von Kilikien zu ziehen, wo der armenische Fürst Mleh, der Herr vom Berge genannt, herrschte. Ihm sei überhaupt nicht zu trauen. Darum überwand Heinrich seine Abneigung gegen die Seefahrt, lieh sich einige Schiffe von Boemund und segelte von der Orontesmündung nach Tarsus. Zum Glück kamen sie dort ohne weitere Zwischenfälle an. Ein vorausgesandter Bote hatte bei dem Sultan Kilidsch Arslan II. von Ikonium höflich um freies Geleit für den Löwen gebeten. Heinrich machte darum ein entgeistertes Gesicht, als er mit seinen Männern die Schiffe verließ und plötzlich eine Schar von etwa fünfhundert Reitern im Galopp auf sie zuhielt. Seine Männer zogen schon in Panik die Waffen, aber Heinrich hielt sie mit einem Wink zurück. Seine scharfen Augen hatten bemerkt, daß die Reiter keine Helme aufhatten und die Schilde auf den Rücken geschnallt trugen. In einer Entfernung von etwa einer halben Pfeilschußlänge hörte man einen hohen, trillernden Schrei, und sie hielten schlagartig an und setzten ihre langen Lanzen senkrecht auf den Boden. Ein einzelner Reiter ritt im Schritt auf den Herzog zu, stieg in angemessenem Abstand vom Pferd ab, kreuzte beide Arme vor der Brust und verneigte sich tief. Er sagte etwas; Heinrich ahnte, daß er wohl meinte, französisch zu sprechen, aber er verstand ihn nicht, zumal seine Kenntnisse der französischen Sprache sich trotz der Ehe mit Mathilde nicht gebessert hatten, da diese darauf bestand, sich nur in Heinrichs Muttersprache zu unterhalten.
    Glücklicherweise hatten einige der Tempelherren den Löwen begleitet, und mit deren Hilfe klappte dann die Verständigung. Der Herzog vernahm mit Erstaunen, daß der Sultan ihm diese Reiter entgegengesandt hatte, damit sie seine Sicherheit auf dem Weg über den Taurus bis Akseray
gewährleisteten. Sie hatten auch fürsorglich daran gedacht, Reittiere für die Deutschen mitzubringen.
    Der Kommandant der Seldschuken hatte ganze Arbeit geleistet; die Reise war in bequeme Abschnitte eingeteilt, und am Abend erwartete sie jeweils ein vorbereitetes Mahl in einem der Dörfer. Der Herzog wollte dafür bezahlen, aber der Seldschuke wehrte empört ab. Es sei dem Sultan eine große Ehre, den Gast aus dem fernen Land bestens versorgen zu dürfen, teilte er mit, und seine dunklen Augen unter dem Turban blitzten.

    Und dann erreichten sie Akseray.

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