Lustbeweise
Lustbeweise
„Du könntest ruhig zugeben, dass du ziemlich prüde bist, Hannah. Mehr als Blümchensex ist bei dir nicht drin, oder? A apropos: Wann hast du eigentlich das letzte Mal so richtig gevögelt? Da du ja zwei Jahre mit deinem Michi zusammen warst, darf ich doch annehmen, dass er dich wenigstens entjungfert hat, oder?“
Hannah spürte Wut in sich aufsteigen. Sicher, Tim war ziemlich angetrunken, aber das war noch lange keine Entschuldigung dafür, sie dermaßen zu beleidigen. Sie war keine Sexbombe wie Lea, die sich gerade weit über die Theke beugte, damit der Kellner einen tiefen Blick in ihr Dekolleté werfen konnte. Aber war es denn wirklich notwendig, jedem Mann die eigenen Vorzüge direkt auf dem Silbertablett zu servieren? Weniger ist mehr, so hieß es doch.
Während sie interessiert den Kellner beobachtete, dem beim Anblick von Leas Brüsten fast die Augen aus dem Kopf zu fallen schienen, wandte sich Hannah energisch ihrem besten Freund zu.
„Ich denke nicht, dass du das Recht hast dich dermaßen despektierlich über mich zu äußern. Mir scheint du willst nur von deinem eigenen Beziehungschaos ablenken.“
Tim hatte sich gerade von seiner neuen Freundin getrennt. Drei ganze Monate waren die beiden liiert gewesen, dann fühlte sich Tim auf einmal „eingeengt“. Insgeheim hielt sie ihn für einen Beziehungsphobiker.
Hannah nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem bunten Cocktail-Glas. Tim hatte darauf bestanden, sie heute auf einen Drink einzuladen. Hätte sie gewusst, was sie sich alles würde anhören müssen, wäre sie besser zu Hause geblieben.
„Komm, Hannah, jetzt sei nicht beleidigt. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass du im Bett abgehst wie eine Granate.“
„Naja, stille Wasser sind tief, oder?“
Hannah war stolz auf diese Antwort, die sie für ziemlich schlagfertig hielt. Tim aber grinste nur.
„So, so, tief, dreckig und stürmisch, oder wie?“ Tim wirkte jetzt ziemlich amüsiert und Hannah spürte, dass sich ihr Gesicht rot färbte.
Verdammt, warum musste sie nur so ein Weichei sein? Um sich abzulenken, beobachtete sie erneut ihre Freundin Lea, die nun am Nebentisch saß. Weil der keine Tischdecke hatte, konnte Hannah genau beobachten, wie sich Leas zierliche Hand ihren Weg zwischen die Beine ihres Gesprächspartners bahnte. Moment, das war doch nicht der Kellner, dem sie eben ihre Brüste unter die Nase gehalten hatte! Tatsächlich, Lea hatte es fertiggebracht, innerhalb weniger Minuten gleich den nächsten Kerl zu bezirzen. Wahnsinn! Und dieses Exemplar schien außer Leas Reizen auch nicht mehr viel von seiner Umgebung wahr zu nehmen.
Tim folgte Hannahs Blick.
„Siehst du? Lea macht es richtig. Die nimmt sich einfach, was sie will.“ In seiner Stimme schwang Bewunderung mit.
„Warum bist du dann nicht mit Lea zusammen?“ Hannahs klang leicht hysterisch und im selben Moment, in dem sie die Worte ausgesprochen hatte, bereute sie es auch schon.
Tim starrte Hannah an.
„Bist du etwa eifersüchtig?“
„Blödsinn! Aber wenn du sie so scharf findest, solltest du dein Glück versuchen. Du hast sicher gute Chancen, Lea scheint keinen sehr exclusiven Geschmack zu haben.“
„Ach Hannah, ich mag es, wenn du derart intellektuell vor dich hin dozierst. Du wirst sicher eine tolle Lehrerin.“
Hannah hatte das dumme Gefühl, dass Tim sie schon wieder verarschen wollte. Wie konnte sie ihm nur beweisen, dass sie nicht das langweilige Mauerblümchen war, für das er sie hielt?
Schnell leerte sie ihren Cocktail. Es war bereits der zweite innerhalb einer halben Stunde und langsam spürte Hannah, wie der Alkohol in ihrem Hirn eine angenehme Leichtigkeit entstehen ließ.
Auch Tim war längst nicht mehr nüchtern. Gerade sah er sie abschätzig an.
„Warum glupscht du denn so? Habe ich einen Pickel im Gesicht?“
„Ich frage mich ... aber nein, das ist nichts für dich.“ Tim widmete sich wieder seinem Getränk.
„Jetzt sag´ schon. Was soll nichts für mich sein?“ Hannah hasste es, wenn Tim sie behandelte als wäre sie seine kleine Schwester.
„Naja ...“, er zögerten erneut, „Wir könnten eine Wette abschließen. Eine Wette der etwas anderen Art.“
Hannah starrte ihn verständnislos an.
„Was zum Himmel meinst du?“
„Ganz einfach: Du begibst dich in meine Hände und beweist mir, dass ein kleines, geiles Luder in dir steckt.“ Marc grinste anzüglich.
Hannah verstand kein Wort von dem, was er da sagte. Was meinte er mit
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