Die Tudor-Verschwörung: Historischer Roman (German Edition)
akzeptieren würden.
Ich spürte Kates Hand auf der meinen. »Du hast immer noch die Blüte. Hast du erfahren, was sie bedeutet?«
Die Erinnerung verblasste.
»Es ist ein Blatt.« Ich blickte ihr in die Augen. Langsam öffnete ich ihre Finger und legte ihr das Goldblatt in die Hand. »Ich möchte dir alles erzählen. Nur brauche ich vorher noch Zeit, um es zu entwirren. Und sie erwartet mich. Mistress Ashley hat es mir gesagt.«
Ich spürte, wie sie sich fast unmerklich aufrichtete. Mir war klar, dass sie nie gegen ihre Gefühle ankommen würde und dass wir beide würden lernen müssen, mit dieser Situation umzugehen, wenn wir ein gemeinsames Leben aufbauen wollten. Elizabeth war ein zu wichtiger Teil von uns beiden geworden.
»Sie wartet allerdings«, bestätigte Kate. »Heute Nachmittag hatte sie wieder Kopfschmerzen. Das ist der Grund, warum ich im Garten Kräuter gesammelt habe. Daraus braue ich ihr einen Abendtrunk. Aber sie hat mich gebeten, dich zu ihr zu schicken, sobald du aufgestanden bist. Wenn du willst, kann ich dich nachher zu ihr bringen. Im Augenblick macht sie in der Galerie ihre Leibesübungen.«
Sie wollte aufstehen, doch ich hielt sie zurück. »Geliebte Kate«, flüsterte ich und führte ihre Hand an meine Lippen, »mein Herz gehört allein dir.«
Sie betrachtete unsere ineinander verschlungenen Finger. »Das sagst du jetzt, aber du kennst sie nicht so gut wie ich. Eine treuere Herrin gibt es nirgendwo auf der Welt, aber sie fordert dafür auch bedingungslose Hingabe.«
»Die hat sie schon. Aber das ist alles.« Ich stand auf, hob ihr Kinn sanft mit den Fingern an und küsste sie auf die Lippen. »Behalte dieses Blatt bei dir. Es ist jetzt dein, als Symbol für unsere Verbindung. Ich würde dir gern einen dazu passenden Ring schenken, wenn du mich nimmst.«
Der Glanz in ihren Augen wärmte mir das Herz. Später würde ich noch genug Zeit haben, ihr zu beweisen, dass nichts die Liebe beeinträchtigen konnte, die ich zusammen mit ihr erleben wollte – eine Liebe, die weit entfernt war vom Aufruhr unserer Tage und der Niedertracht des Hofs, eine Liebe, in der das Geheimnis um meine Vergangenheit endlich zur Ruhe gebettet werden konnte.
Ich folgte Kate zurück in das Landschloss. Am Torbogen vor der Galerie zögerte ich. Die schlanke Gestalt, an deren Seite sich Urian befand, wirkte Ehrfurcht gebietend. Noch einmal atme ich tief durch, dann trat ich mit einer Verbeugung vor.
Freudig bellend sprang mir Urian entgegen.
Elizabeth stand, nur als Silhouette erkennbar, in dem durch die Schießscharte hereindringenden Zwielicht, und ihr malvenfarbener Umhang schien die letzten Reste der Sonnenstrahlen aufzusaugen. Ihr offenes rotgoldenes Haar fiel ihr über die Schultern. Sie kam mir vor wie ein erschrockener Faun, den man auf einer Lichtung überrascht hat, doch dann trat sie mit jener Entschlossenheit auf mich zu, die sie als Jägerin, nicht als Opfer auswies. Als sie mich schon fast erreicht hatte, bemerkte ich einen zerknüllten Pergamentbogen in ihrer Hand.
Ich stellte mich ihrem Blick. »Ich bin überglücklich, Eure Hoheit in Sicherheit anzutreffen.«
»Und bei guter Gesundheit, vergesst nur das nicht«, zog sie mich auf. »Das Gleiche gilt für Euch, mein Freund.«
»Ja«, bestätigte ich leise, »auch mir geht es gut.«
Lächelnd winkte sie mich zum Fenstersitz hinüber. Das durchgesessene Polster und der bedenklich hohe Stapel von Büchern davor wiesen ihn als einen ihrer Lieblingsplätze aus. Zögernd, weil ich noch Zeit brauchte, um mich an ihre überwältigende Gegenwart zu gewöhnen, ließ ich mich auf der Kante nieder. Urian beschnupperte meine Beine und legte sich dann zu meinen Füßen auf den Boden.
Elizabeth setzte sich neben mich, ohne mir dabei zu nahe zu kommen. Ihre ebenmäßigen Finger spielten nervös mit dem Pergament. Bei der Erinnerung daran, wie diese Hände mit einem Steinwurf einen Wächter betäubt hatten, konnte ich über diese Verwandlungsfähigkeit nur staunen, die ebenso zu ihrem Wesen gehörte wie die Farben, die sie trug.
Erst jetzt begriff ich, dass dies hier die Wirklichkeit war. Bisher hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet, wie sie reagieren würde, wenn ich ihr alles sagte. Würde sie mich als lange verschollenes Familienmitglied willkommen heißen? Oder würde sie wie ihre furchterregende Cousine, die Herzogin von Suffolk, eine Bedrohung in mir sehen? Wenn Charles Brandon tatsächlich mein Vater war, konnte ich das in ihren Augen durchaus
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