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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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nächstes forderte ich Sie heraus zu demonstrieren, wie der Automat funktionierte. Sie gingen kaum darauf ein, sondern sagten nur, der Schausteller habe seinerzeit gewiß das traditionelle Gewand des Zauberkünstlers getragen. Und zum Schluß brachten Sie noch ein paar Worte an, die suggerieren sollten, daß Mollys Hexenkult binnen kurzem aufgedeckt werde, wenn es nicht sogar schon geschehen sei. Daraufhin stieß ich den Automaten die Treppe hinunter. Glauben Sie mir, mein Freund, ich habe in jenem Augenblick nicht daran gedacht, daß ich Ihr Leben in Gefahr brachte. Ich wollte nur, daß die Figur einen Schaden nahm, der groß genug war, daß kein Mensch jemals mehr ihr Geheimnis würde ergründen können.
    Bei der gerichtlichen Untersuchung am folgenden Tage fielen zwei weitere Punkte auf. Knowles log offensichtlich, und Sie wußten es. Madeline Dane wußte weitaus mehr über Mollys Unternehmungen, als wir uns leisten konnten.
    Molly, das muß ich leider sagen, mag Madeline nicht. Sie beschloß, Madeline durch Einschüchterung zum Schweigen zu bringen, und sollte das nicht helfen, durch härtere Maßnahmen. Daher Mollys nicht gerade inspirierte Idee, einen Telefonanruf von Madeline vorzutäuschen, in dem diese vorgeblich darum bat, daß der Automat nach Monplaisir gebracht werde: Sie wußte, wie tief Madelines Furcht vor dieser Maschine saß, und ich mußte ihr versprechen, sie zu Madelines Erbauung noch einmal zum Leben zu erwecken. Was ich dann aber doch nicht getan habe; ich hatte anderes zu tun.
    Es war ein Glück für Molly und mich, daß ich im Garten von Monplaisir war, als Sie und der Inspektor dort mit Madeline und Page zu Abend aßen. Ich hörte Ihre Unterhaltung mit an und hatte nun keine Zweifel mehr, daß Sie alles wußten – die Frage war nur noch, was Sie davon beweisen konnten. Als Sie und der Inspektor das Haus verließen, fand ich es weitaus nützlicher, Ihnen durch den Wald zu folgen und zu horchen, was Sie noch zu sagen hatten.
    Ich begnügte mich damit, die harmlose alte Hexe ans Fenster zu schieben, dann folgte ich Ihnen nach. Was ich von Ihrer Unterhaltung hörte, bestätigte mir, daß ich Ihre Schritte richtig gedeutet hatte. Heute sehe ich es klar vor mir, wie Sie vorgegangen sind, doch auch seinerzeit hatte ich mehr als nur einen Schimmer. Ich kannte Ihr Ziel: Knowles. Ich wußte, welches für mich die schwache Stelle war: Knowles. Ich wußte, daß es einen Zeugen gab, der mich an den Galgen bringen konnte: Knowles. Ich konnte mich darauf verlassen, daß er sich lieber foltern ließe, bevor er den Namen des Mörders preisgäbe. Aber ich wußte auch, daß es eine Person gab, bei der er nicht zulassen würde, daß ihr auch nur ein Haar gekrümmt würde, und das war Molly. Es gab nur ein einziges Mittel, ihn zum Sprechen zu bringen. Sie mußten Mollys Hals in die Schlinge legen und Sie mußten diese Schlinge enger und enger ziehen, bis er es nicht ertragen konnte. Das würden Sie als nächstes tun; ich war klug genug und konnte die Indizien genauso deuten wie Sie, und mir war klar, daß wir keine Chance mehr hatten.
    Nur eines blieb uns noch, und das war die Flucht. Wäre ich die seelenlose und ganz und gar unglaubwürdige Person, als die Sie mich jetzt gewiß beschrieben finden, so hätte ich Knowles mit der Leichtigkeit umgebracht, mit der man eine Zwiebel schält. Aber wer könnte Knowles umbringen? Wer könnte Madeline Dane umbringen? Wer könnte Betty Harbottle umbringen? Das sind echte Menschen, die ich gekannt habe, und nicht einfach nur Puppen in einem Kriminalroman, und deshalb kann man auch nicht wie mit Schießbudenfiguren auf dem Jahrmarkt mit ihnen umgehen. Ich war müde und, ehrlich gesagt, auch ein wenig erschrocken – als sei ich in einen Irrgarten geraten und fände nicht mehr heraus.
    Ich folgte Ihnen und dem Inspektor zum Herrenhaus und ging zu Molly. Ich machte ihr klar, daß die Flucht unsere einzige Hoffnung war. Vergessen Sie nicht, wir waren im Glauben, wir hätten noch reichlich Zeit; Sie und der Inspektor wollten am Abend nach London, und die Entlarvung würde noch einige Stunden auf sich warten lassen. Molly stimmte zu, daß wir nichts anderes mehr tun konnten – und ihr war auch, als habe sie Sie am Fenster des Grünen Zimmers stehen sehen, als sie das Haus verließ, den Koffer in der Hand. Ich glaube allerdings, daß es unklug von Ihnen war, uns gehen zu lassen, damit wir uns durch die überstürzte Flucht ans Messer liefern. Ein solches Vorgehen, Doktor, ist

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