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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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zeigte.
     
    Am Abend stopften sich Mike und ich in Malverns Kabine voll. Der Wind hatte die Wellen aufgepeitscht, und ein Regenguß, in den sich Hagelkörner mischten, prasselte mit aller Wucht aufs Deck herunter. Man hatte den Eindruck, unter einem Blechdach zu sitzen.
    „Scheußlich“, meinte Malvern.
    Ich nickte. Nach zwei Bourbons wirkte der Raum um mich wie ein vertrauter Holzschnitt: Die Mahagonimöbel (die ich vor langer Zeit, einer plötzlichen Eingebung folgend, von der Erde hatte kommen lassen), die dunklen Wände, Malverns verwittertes Gesicht, Dabis ständig verblüffter Gesichtsausdruck und hinter den Stühlen riesige Schattenpfützen, die von der winzigen Tischlampe erzeugt wurden.
    „Bin froh, daß ich hier drinnen sitze.“
    „Wie ist’s denn in einer solchen Nacht draußen in der Brühe?“
    Ich paffte an meiner Pfeife und stellte mir vor, wie das Licht meiner Lampe das Innere eines schwarzen Diamanten durchschnitt, der leicht bebte. Ein meteorartig vorbeihuschender Fisch, das Schwanken grotesker Farne, nebelhafte Schatten, Tang glitten in meiner Phantasie an mir vorüber! Ein Raumschiff auf dem Flug zwischen zwei Welten mußte sich so ähnlich fühlen, wenn es empfinden konnte, ruhig, unheimlich, unnatürlich ruhig, friedlich wie im Schlaf.
    „Dunkel“, sagte ich, „und in ein paar Faden Tiefe eigentlich ziemlich ruhig.“
    „Noch acht Stunden, dann legen wir ab“, meinte Mike.
    „Zehn, zwölf Tage, dann sollten wir dort sein“, fügte Malvern hinzu.
    „Was meinst du wohl, was Ikky anstellen wird?“
    „Er wird mit Mrs. Ikky auf dem Meeresgrund schlafen, falls er auch nur einen Funken Verstand hat.“
    „Gehirn hat er jedenfalls keines. Die EFI hat aus den an Land gespülten Knochen sein Skelett rekonstruiert, er muß über hundert Meter lang sein, stimmt’s, Carl?“
    Ich nickte.
    „… im Verhältnis dazu ist sein Hirn mächtig klein geraten.“
    „Jedenfalls groß genug, um sich nicht von uns fangen zu lassen.“
    Gelächter. Im Augenblick existiert für uns nur dieser Raum. Die Welt draußen ist ein menschenleeres Deck, auf das Graupelschauer herunterprasseln. Wir lehnen uns gemütlich zurück und blasen Wolken in die Luft.
    „Unsere Boß-Lady wünscht keine Eigenmächtigkeiten.“
    „Unsere Boß-Lady kann meinetwegen Drachen steigen lassen.“
    „Was hat sie denn gesagt?“
    „Sie hat mir gesagt, mein Platz sei auf dem Meeresgrund, dort, wo auch die Fische ihren Abfall abladen.“
    „Du fährst also nicht im Gleiter?“
    „Ich bin Ködermann.“
    „Nun, wir werden sehen.“
    „Ich habe sonst nichts zu tun. Wenn sie mich im Gleiter haben will, wird sie mich schön bitten müssen.“
    „Glaubst du das wirklich?“
    „Ja, das glaube ich.“
    „Und wenn sie es tut, kannst du es dann?“
    „Gute Frage.“ Ich zog an meiner Pfeife. „Das weiß ich nicht.“
    Ich würde meine Seele für die Antwort geben. Ein paar Jahre meines Lebens. Aber keiner geht darauf ein, weil keiner es weiß. Angenommen wir finden tatsächlich einen Ikky dort draußen. Angenommen wir ködern ihn und kriegen ihn an die Leine? Was dann? Wenn wir ihn bis ans Schiff herangezerrt haben, wird sie es dann durchstehen, oder zusammenklappen? Was ist denn, wenn sie aus festerem Stoff gemacht ist als Davits, der früher einmal mit Luftpistolen und Giftbolzen Haie gejagt hat? Angenommen sie zieht ihn an Deck, und Davits muß daneben stehen und zuschauen.
    Und schlimmer noch, angenommen sie fragt nach Davits, und dieser Davits steht immer noch dort, wie bestellt und nicht abgeholt …
    Ich erinnere mich, wie ich ihn damals über den drei Meter hohen Horizont aus Stahl zu ziehen versuchte und mir den riesigen Leib ansah, der kein Ende nahm, sondern einfach wie eine grüne Hügelkette allmählich den Augen entschwand … Und der Kopf, klein für den mächtigen Leib, aber dennoch immens. Fett, faltig, mit lidlosen Roulettscheiben, die sich schon – schwarz und rot – gedreht hatten, lange bevor meine Vorväter den Weg in die neue Welt angetreten hatten.
    Man hatte frische Gifttanks angeschlossen. Er brauchte einen neuen Schuß, und zwar schnell. Aber ich war wie gelähmt.
    Er hatte einen Laut von sich gegeben wie Gott, der an der Hammondorgel spielt …
    Und mich angesehen!
    Ich weiß nicht, ob in Augen wie diesen das Sehen der gleiche Prozeß ist wie bei uns. Ich bezweifle es. Vielleicht war ich bloß ein grauer Schatten hinter einem schwarzen Felsen, vielleicht blendete ihn der grelle Himmel. Jedenfalls

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