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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Säulen hatte sie jeder Schritt zurückgeführt, sie durch die Zeit ins Zeitalter der Legenden gebracht. Anscheinend hatten die Visionen dieses Mal an einem fernen Punkt der Zukunft begonnen und arbeiteten sich nun zu ihrer Zeit zurück; jede Vision sprang eine oder zwei Generationen zurück.
    Mit tränenüberströmten Gesicht tat sie den nächsten Schritt.

KAPITEL 23
    Am Hof der Sonne
    S ie war Ladalin, Weise Frau der Taardad Aiel. Wie sehr sie sich doch wünschte, die Macht hätte lenken zu können. Das war ein beschämender Gedanke, sich eine Fähigkeit zu wünschen, die man nun einmal nicht hatte, aber sie konnte es nicht abstreiten.
    Sie saß in einem Zelt und verspürte Bedauern. Hätte sie mit der Einen Macht arbeiten können, hätte sie den Verwundeten besser helfen können. Sie wäre jung geblieben, um ihren Clan zu führen, und vielleicht würden ihre Knochen nicht so sehr schmerzen. Wenn es so viel zu tun gab, war das Alter ein ständiger Quell des Ärgers.
    Die Zeltwände raschelten, als sich die übrig gebliebenen Clanhäuptlinge setzten. Es war nur eine einzige andere Weise Frau anwesend, Mora von den Goshien Aiel. Sie war ebenfalls keine Machtlenkerin. Die Seanchaner waren besonders entschlossen, wenn es darum ging, sämtliche Aiel - ob Männer oder Frauen - gefangen zu nehmen oder zu töten, die die Eine Macht beherrschten.
    Es war eine traurige Gruppe, die sich da im Zelt versammelt hatte. Ein einarmiger junger Soldat trat mit einer warmen Kohlenpfanne ein und stellte sie mitten im Raum ab, dann zog er sich zurück. Ladalins Mutter hatte von den Tagen erzählt, als es für solche Arbeiten noch Gai’schain gegeben hatte. Hatte es wirklich Aiel, Männer oder Töchter, gegeben, die man nicht für den Krieg gegen die Seanchaner gebraucht hatte?
    Ladalin beugte sich vor, um die Hände am Feuer zu wärmen; die Finger waren knotig vor Alter. Als junge Frau hatte sie den Speer getragen; das taten die meisten Frauen vor ihrer Hochzeit. Wie konnte eine Frau zurückbleiben, wenn die Seanchaner mit solcher Effektivität Soldatinnen und ihre Damane einsetzten?
    Sie hatte Geschichten über die Tage ihrer Mutter und Großmutter gehört, aber sie erschienen einfach unglaublich. Ladalin kannte nur den Krieg. Ihre erste Erinnerung als kleines Mädchen waren die Almoth-Angriffe. Ihre Jugend hatte sie mit ihrer Ausbildung verbracht. Sie hatte in den Schlachten gekämpft, die sich um das Land konzentriert hatten, das als Tear bekannt gewesen war.
    Ladalin hatte geheiratet und Kinder großgezogen, aber jeden Atemzug auf den Konflikt konzentriert. Aiel oder Seanchaner. Beiden war klar, dass am Ende nur einer von ihnen übrig bleiben würde.
    Und es hatte immer mehr den Anschein, als würden die Aiel diejenigen sein, die man zurückzwang. Das war noch ein anderer Unterschied zwischen ihrer Zeit und der Zeit ihrer Mutter. Ihre Mutter hatte nie vom Versagen gesprochen; Ladalins Lebensspanne war voller Meilensteine des Rückzugs und der Nachhutgefechte.
    Die anderen schienen in ihre Gedanken versunken zu sein. Drei Clanhäuptlinge und zwei Weise Frauen. Sie waren alles, was von dem Rat der Zweiundzwanzig noch übrig war. Hochlandwind drang durch den Zelteingang und streifte kalt ihren Rücken. Tamaav traf als Letzter ein. Er sah so alt aus, wie sie sich fühlte, sein Gesicht war voller Narben, und das linke Auge hatte er in der Schlacht verloren. Er setzte sich auf den Stein. Die Aiel trugen keine Teppiche oder Kissen mehr mit sich. Allein die lebensnotwendigen Dinge konnten transportiert werden.
    »Die Weiße Burg ist gefallen«, sagte er. »Meine Späher haben mich vor nicht einmal einer Stunde darüber informiert. Ich vertraue ihren Worten.« Er war immer ein geradliniger Mann gewesen und ein guter Freund ihres Gemahls, der vergangenes Jahr gefallen war.
    »Damit schwindet unsere letzte Hoffnung«, sagte Takai, der jüngste der Clanhäuptlinge. Er war der dritte Häuptling der Miagoma in genauso vielen Jahren.
    »Sagt das nicht«, erwiderte Ladalin. »Es gibt immer Hoffnung. «
    »Sie haben uns den ganzen Weg zu diesen verfluchten Bergen zurückgedrängt«, sagte Takai. »Die Shiande und Daryne gibt es nicht mehr. Damit bleiben nur fünf Clans, und von denen ist einer gebrochen und in alle Winde verstreut. Wir sind geschlagen, Ladalin.«
    Tamaav seufzte. In anderen Zeiten hätte sie ihm einen Brautkranz zu Füßen gelegt - und ein paar Jahre früher. Ihr Clan brauchte einen Häuptling. Ihr Sohn glaubte noch immer, diese

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