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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dieser Hass die Aiel vernichtet. Sie lauschte dem heulenden Wind, als Takai das Zelt verließ. Morgen würden die Aiel ins Dreifache Land zurückkehren. Wenn sie den Frieden nicht akzeptieren konnten, musste man ihn ihnen wohl aufzwingen.
     
    Aviendha machte den nächsten Schritt. Sie hatte fast das Zentrum der Säulen erreicht, und überall um sie herum blitzte Licht auf.
    Ihre Tränen liefen nun ungehemmt. Sie kam sich wie ein Kind vor. Ladalin zu sein war am Schlimmsten von allen gewesen, denn in ihr hatte Aviendha Spuren von wahrem Aieltum entdeckt, aber es war verdorben gewesen, als hätte man es zu blankem Spott und Hohn gemacht. Die Frau hatte an den Krieg gedacht und ihn mit Ehre in Verbindung gebracht, hatte aber nicht begriffen, was Ehre eigentlich war. Keine Gai’schain? Rückzug? Toh war nicht erwähnt worden. Das war ein Kampf, der jeglichen Sinn verloren hatte.
    Warum kämpfen? Für Ladalin war es um den Hass auf die Seanchaner gegangen. Es herrschte Krieg, weil immer Krieg geherrscht hatte.
    Wie nur? Wie hatte das den Aiel passieren können?
    Aviendha tat den nächsten Schritt.
     
    Sie war Oncala, eine Tochter des Speers. Irgendwann würde sie den Speer abgeben und heiraten, genauso wie es ihre Mutter getan hatte und die Mutter ihrer Mutter davor. Aber jetzt war die Zeit zum Kämpfen gekommen.
    Sie ging durch die Straßen von Caemlyn, und ihre Nächst-Schwester trug das Banner des Drachen, um ihre Linie zu verkünden. Neben Oncala ging der Mann, für den sie vermutlich ihre Speere abgeben würde. Hehyal, Morgendämmerungsläufer, hatte mehr Seanchaner getötet als sonst jemand in seiner Gemeinschaft und viel li errungen. Er hatte letztes Jahr die Erlaubnis erhalten, nach Rhuidean zu reisen, um Clanhäuptling zu werden.
    Rhuidean. Die Stadt wurde von den Seanchanern belagert. Oncala verzog höhnisch das Gesicht. Seanchaner hatten keine Ehre. Man hatte ihnen mitgeteilt, dass Rhuidean ein Ort des Friedens war. Die Aiel griffen den Palast in Ebou Dar nicht an. Die Seanchaner sollten Rhuidean nicht angreifen.
    Sie waren Eidechsen. Es war eine Quelle ständigen Ärgers, dass die Schlachtlinien nach Jahrzehnten des Krieges beinahe noch genauso waren wie damals, als ihr Großvater zum Shayol Ghul gegangen war.
    Sie und Hehyal wurden von zweitausend Speeren als Ehrenwache begleitet. Königin Talana wusste von ihrem Kommen, also standen die weißen Palasttore von Andor offen.
    Hehyal gab fünfzig vorher ausgesuchten Speeren das Zeichen, sie in die prächtigen Gänge zu begleiten. Im Palast herrschte Opulenz. Jeder Wandteppich, jede Vase und jeder goldene Bilderrahmen schien Oncala beleidigen zu wollen. Vierzig Jahre Krieg, und Andor war unberührt. Es war völlig sicher und sonnte sich im Schutz seiner Aielverteidiger.
    Nun, Andor würde sehen, was es davon hatte. Die Aiel waren durch ihren Kampf stärker geworden. Einst war ihre Tapferkeit legendär gewesen. Jetzt war sie noch größer! Wenn die Aiel die Seanchaner vernichtet hatten, würde die Welt erkennen, was die Aiel gelernt hatten. Die Feuchtländerherrscher würden sich wünschen, großzügiger gewesen zu sein.
    Die Türen zum Thronsaal standen offen; Oncala und Hehyal traten ein und ließen ihre Eskorte zurück. Auch hier gab es das Drachenbanner, eine Erinnerung, dass das königliche Geschlecht von Andor ebenfalls die Blutlinie des Car’a’carn trug. Noch ein Grund mehr für Oncala, sie zu hassen. Der andoranische Adel hielt sich ihr für ebenbürtig.
    Königin Talana war eine Frau mittleren Alters mit glänzendem rotem Haar. Nicht besonders hübsch, aber sehr majestätisch. Sie unterhielt sich leise mit einem ihrer Berater, dann bedeutete sie den Aiel zu warten. Eine Beleidigung, ganz bewusst. Oncala schäumte innerlich.
    Schließlich rief man sie an den Löwenthron heran. Talanas Bruder, ihr Beschützer, stand in Hofkleidung - Weste und Mantel - hinter ihr, die Hand auf dem Schwertgriff. Oncala hätte ihn töten können, ohne dabei auch nur ins Schwitzen zu geraten.
    »Ah«, sagte Königin Talana. »Wieder die Tardaad Aiel. Ihr tragt noch immer den Speer, Oncala?«
    Oncala verschränkte die Arme, enthielt sich aber jeder Bemerkung. Sie wusste, dass sie nicht gut mit Leuten umgehen konnte. Wenn sie sprach, kam es viel zu häufig zu Beleidigungen. Es war besser, dem Clanhäuptling den Vortritt zu lassen.
    »Ich nehme an, Ihr seid hier, um wieder um Hilfe zu bitten«, sagte Talana.
    Hehyal errötete, und einen Augenblick lang wünschte sich Oncala,

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