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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Griff ab.
    Das Messer hörte auf sich zu bewegen, dafür lösten sich Sulins Speere von ihrem Platz auf ihrem Rücken und wirbelten in der Luft herum, bis die Spitzen auf sie zeigten.
    »Lauft!«, befahl die Tochter und versuchte alle drei Speere gleichzeitig ins Auge zu fassen.
    »Wohin?«, wollte Faile wissen und hob einen Stein vom Boden auf. »Die Waffen sind überall.« Berelain rang mit ihrem Dolch. Sie hatte ihn gepackt, aber er kämpfte mit ihr, zerrte ihre Arme von einer Seite zur anderen. Alliandre wurde von drei Messern umkreist. Beim Licht! Plötzlich war Faile sehr froh, an diesem Tag nur eines eingesteckt zu haben.
    Mehrere Töchter rannten auf Alliandre zu, um ihr zu helfen, warfen Steine nach den Messern und wichen Speeren aus, die nach ihnen stachen. Berelain war allein.
    Faile biss die Zähne zusammen und sprang mit dem Gefühl, eigentlich eine Närrin zu sein, weil sie der Frau helfen wollte, die sie hasste, an Berelains Seite, ergriff ihre Hände und lieh der Ersten ihre Kraft. Gemeinsam rangen sie den Dolch zum Boden und rammten seine Spitze in die Erde. Erstaunlicherweise hörte seine Bewegung sofort auf.
    Faile ließ ihn zögernd los, dann betrachtete sie die zerzauste Berelain. Die Frau drückte die rechte Hand auf die andere Handfläche und versuchte den Blutfluss aus einem Schnitt zu stoppen. Sie nickte Faile zu. »Vielen Dank.«
    »Was hat ihn aufgehalten?«, fragte Faile mit pochendem Herzen. Überall aus dem Lager ertönten Rufe. Flüche. Klirrende Waffen.
    »Die Erde?«, fragte Berelain.
    Faile grub die Finger in die Erde. Alarmiert entdeckte sie, dass eine der Töchter am Boden lag, obwohl die anderen mehrere der fliegenden Speere abgewehrt hatten. Faile warf eine Handvoll Erde auf einen, der noch immer durch die Luft wirbelte.
    Als die Erde den Speer berührte, fiel die Waffe zu Boden. Sulin sah es mit weit aufgerissenen Augen hinter dem Schleier. Sie ließ die Steine in ihrer Hand fallen, grub eine Handvoll aus dem Boden und warf sie, als ein Speer auf ihr Herz zielte.
    Er fiel aus der Luft. Die Soldaten, die Faile und den anderen gefolgt waren, um sie zu beschützen, waren in Bedrängnis. Sie hatten sich im Kreis aufgestellt und wehrten die herabschießenden Waffen mit den Schilden ab, während sie sich mit besorgten Mienen zusammenkauerten.
    »Schnell!«, rief Faile den Töchtern zu und grub beide Hände in den Boden. »Verbreitet die Nachricht! Sagt den anderen, wie man die Waffen aufhalten kann!« Sie fing an, die Dolche neben Alliandre mit Erde zu bewerfen, fällte zwei mit einem Wurf und rannte dann auf die Soldaten zu.
     
    »Eine Entschuldigung ist nicht nötig, Galad«, sagte Morgase leise. »Du konntest nicht wissen, was in der Festung des Lichts geschieht. Du warst meilenweit weg.«
    Sie saßen einander gegenüber in seinem Zelt, und das Licht des späten Nachmittags schimmerte auf den Tuchwänden. Galad hatte die Hände verschränkt und beugte sich vor. So nachdenklich. Sie erinnerte sich an ihren ersten Eindruck von ihm, als sie vor langer Zeit seinen Vater geheiratet hatte. Das kleine Kind war einfach ein Teil der Vereinbarung gewesen, und obwohl Morgase ihn adoptiert hatte, hatte sie sich stets Sorgen gemacht, dass er sich weniger geliebt fühlte als seine Geschwister.
    Galad war immer so ernst gewesen. Hatte so schnell angezeigt, wenn jemand etwas Falsches tat. Aber im Gegensatz zu den anderen Kindern - vor allem Elayne - hatte er dieses Wissen nie als Waffe benutzt. Sie hätte es erkennen müssen. Sie hätte wissen müssen, dass ihn die Weißmäntel mit ihrer Sichtweise einer Welt in Schwarz und Weiß anziehen mussten. Hätte sie ihn besser vorbereiten können? Ihm zeigen, dass die Welt nicht schwarz und weiß war - dass sie nicht einmal grau war? Sie war voller Farben, die nur manchmal in kein Spektrum der Moral passten.
    Mit noch immer verschränkten Händen und sorgenvollem Blick schaute er auf. »Ich habe Valda zu Unrecht beschuldigt. Als ich zu ihm ging, verlangte ich einen Kampf unter dem Licht, weil er dich missbraucht und getötet hatte. Die Hälfte der Beschuldigung war falsch. Ich tat etwas, als ich mich im Irrtum befand, zumindest teilweise. Aber trotz dieser Tatsache bin ich froh, dass ich ihn getötet habe.«
    Ihr stockte der Atem. Valda war angeblich einer der besten Schwertkämpfer der Welt gewesen. Und Galad hatte ihn im Duell besiegt? Dieser Junge? Aber er war kein Junge mehr. Galad hatte seine Entscheidungen getroffen, und es fiel ihr sehr schwer,

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