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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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unsere Existenz aus? Machen nicht allein schon die Eide unsere Position dazu nicht deutlich?«
    »Aber irgendeine Deklaration müssen wir verkünden«, sagte Romanda. Sie war von ihnen allen die älteste und würde darum auch diese Zusammenkunft leiten. »Etwas, das die Position des Saals allgemein bekannt macht und die Amyrlin von einer unbedachten Kriegserklärung abhält.«
    Es schien Romanda nicht im Geringsten zu stören, was sie da eigentlich taten. Sie schaute Egwene direkt an. Nein, sie und Lelaine würden ihr nicht so schnell verzeihen, dass sie eine Rote zu ihrer Behüterin der Chronik gemacht hatte.
    »Aber auf welche Weise sollen wir dieser Botschaft Ausdruck verleihen?«, fragte Andaya. »Ich meine, was sollen wir tun? Eine Verlautbarung des Saals herausgeben, dass es keine Kriegserklärung geben wird? Würde das nicht einfach nur lächerlich klingen?«
    Die Frauen verstummten. Egwene ertappte sich bei einem Nicken, auch wenn das nicht unbedingt den vorgetragenen Argumenten galt. Sie war durch unkonventionelle Umstände in ihr Amt erhoben worden. Ohne Gegenwehr würde der Saal den Versuch unternehmen, keinen Zweifel darüber offen zu lassen, dass seine Macht größer als die ihre war. Dieser Tag könnte durchaus ein Schritt in diese Richtung sein. Im Verlauf der Jahrhunderte war die Macht des Amyrlin-Sitzes nicht immer konstant gewesen - die eine Amyrlin herrschte beinahe ohne jede Einschränkung, während die nächste von den Sitzenden kontrolliert wurde.
    »Ich glaube, der Saal handelt weise«, sagte Egwene und wählte ihre Worte mit Bedacht.
    Die Sitzenden wandten sich ihr zu. Einige sahen erleichtert aus. Aber denen, die sie besser kannten, war das Misstrauen anzusehen. Nun, das war gut so. Besser, sie betrachteten sie als Bedrohung und nicht als Kind, das man herumschubsen konnte. Sie hoffte, dass sie sie schließlich als ihre Anführerin respektieren würden, aber bei der ihr bleibenden Zeit waren ihre Möglichkeiten beschränkt.
    »Der Krieg zwischen den Fraktionen in der Burg war eine andere Art von Schlacht«, fuhr sie fort. »Es war auf eine sehr individuelle Weise mein Kampf als Amyrlin, denn bei dieser Spaltung ging es ursprünglich um den Amyrlin-Sitz.
    Aber der Krieg gegen den Schatten ist viel wichtiger als eine Person allein. Er ist größer als ihr oder ich, größer als die Weiße Burg. Das ist der Krieg allen Lebens und der Schöpfung, er betrifft den ärmsten Bettler bis zur mächtigsten Königin.«
    Die Sitzenden dachten schweigend darüber nach.
    Romanda ergriff als Erste das Wort. »Also hättet Ihr nichts dagegen, wenn der Saal in diesem Krieg den Befehl übernimmt und General Brynes Heere und die Burgwache organisiert?«
    »Das kommt darauf an, wie diese Regelung formuliert ist«, sagte Egwene.
    Im Korridor vor dem Eingang wurde es laut, dann stürmte Saerin begleitet von Janya Frende in den Saal. Sie warfen Takima vernichtende Blicke zu, die wie ein bedrohter Vogel in sich zusammenschrumpfte. Saerin und Egwenes andere Gefolgsleute hätte man sowieso erst nach Egwene über diese Sitzung informiert.
    Romanda räusperte sich. »Vielleicht sollten wir im Gesetz über den Krieg nachsehen, ob es dort eine Hilfestellung gibt.«
    »Ich bin mir sicher, das habt Ihr mittlerweile gründlich studiert, Romanda«, meinte Egwene. »Was also schlagt Ihr vor?«
    »Es gibt eine Bestimmung, nach der der Saal die Führung eines Krieges übernimmt«, sagte Romanda.
    »Dazu bedarf es aber der Zustimmung der Amyrlin«, erwiderte Egwene gleichmütig. Falls Romandas Spiel darauf hinauslief, wie hatte sie Egwenes Zustimmung erringen wollen, nachdem sie ohne sie zusammengetreten waren? Möglicherweise verfolgte sie ja einen anderen Plan.
    »Ja, das würde die Zustimmung der Amyrlin erfordern«, sagte Raechin. Sie war eine große dunkelhaarige Frau und trug ihr Haar gern zu zusammengelegten Zöpfen hochgesteckt. »Aber Ihr sagtet ja gerade, Ihr würdet es als weise Maßnahme betrachten, wenn wir so verfahren.«
    »Nun ja«, erwiderte Egwene und versuchte so zu klingen, als würde man sie in die Ecke drängen, »dem Saal zuzustimmen ist etwas ganz anderes, als eine Regelung zu erlauben, die es mir verbietet, am Tagesgeschehen des Heeres teilzuhaben. Was soll der Amyrlin-Sitz denn tun, wenn er sich nicht um den Krieg kümmert?«
    »Den Berichten zufolge widmet Ihr Eure Zeit dem Versuch, Könige und Königinnen niederzuringen«, sagte Lelaine. »Das scheint doch eine angemessene Aufgabe für die Amyrlin zu

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