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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hatten sich verändert.
    Er konnte Nynaeve noch immer im Hinterkopf fühlen, so wunderbar, mitfühlend und leidenschaftlich. Das Wissen, dass sein Tod ihr Leid bringen würde, hätte ihn quälen müssen. Stattdessen verlieh ihm diese Nähe zu ihr Kraft - diese letzte Nähe.
    Der heiße Wind erschien zu trocken; er roch nach Staub und Dreck und zog ihm die Flüssigkeit aus den Augen, ließ ihn blinzeln.
    »Ist doch passend«, sagte Kaisei. »Was?«, fragte Lan. »Dass wir hier zuschlagen sollen.« »Ja«, sagte Lan.
    »Vielleicht«, bemerkte Kaisei. »Aber es ist kühn. Es zeigt dem Schatten, dass wir uns nicht geschlagen geben, dass wir uns nicht zusammenkauern. Das ist Euer Land, Lord Mandragoran. «
    Mein Land, dachte er. Ja, das war es. Er trieb Mandarb an.
    »Ich bin a’Lan Mandragoran«, brüllte er. »Herr der Sieben Türme, Verteidiger des Walls der Ersten Feuer, Träger des Schwertes der Tausend Seen! Einst nannte man mich Aan allein, aber ich weise diesen Titel zurück, denn ich bin nicht länger allein. Fürchte mich, Schatten! Fürchte mich und wisse! Ich bin zurückgekehrt, um mir zu holen, was mir gehört. Vielleicht bin ich ein König ohne Land. Aber ich bin noch immer ein König!«
    Brüllend hob er das Schwert. Hinter ihm ertönte Jubel. Er schickte ein letztes, mächtiges Gefühl der Liebe an Nynaeve und trieb Mandarb zum Galopp an.
    Hinter ihm folgte seine Armee seinem Beispiel, jeder Mann zu Pferd - Kandori, Arafeler, Schienarer und Saldaeaner. Aber vor allem Malkieri. Es hätte Lan nicht überrascht, hätte er jeden lebenden Mann seines einstigen Königreichs angezogen, der noch eine Waffe halten konnte.
    Jubelnd ritten sie, schwenkten Schwerter und senkten Lanzen. Ihre Hufe waren wie Donner, ihre Stimmen wie Wellen, die ans Ufer brandeten, ihr Stolz stärker als die sengende Sonne. Sie waren zwölftausend. Und sie griffen eine Streitmacht von mindestens einhundertfünfzigtausend an.
    Dieser Tag wird in ehrenvoller Erinnerung bleiben, dachte Lan und preschte vorwärts. Der Letzte Sturm des Goldenen Kranichs. Der Fall der Malkieri.
    Das Ende war da. Sie würden ihm mit erhobenen Schwertern begegnen.
    So höret denn, für die Welt wird der Augenblick kommen, in dem das Gefängnis des Allerhöchsten so schwach wird wie die Glieder derer, die es erschufen. Wieder wird Sein glorreicher Mantel das Muster aller Dinge ersticken, und der Große Herr wird Seine Hand ausstrecken, um das zu fordern, was Ihm gehört. Die rebellischen Nationen sollen verheert werden, ihre Kinder Anlass zu Tränen haben. Es wird niemanden außer Ihm geben, und jenen, die ihre Augen Seiner Majestät zuwandten.
     
    An jenem Tag, an dem der Einäugige Narr die Säle der Trauer bereist und der Ersfe unter dem Ungeziefer seine Hand hebt, um Ihm der zerstören wird die Freiheit zu bringen, brechen die letzten Tage für den Stolz des Gefallenen Schmiedes an. Ja, und der Gebrochene Wolf, der, der den Tod kannte, soll fallen und von den Türmen der Mitternacht verschlungen werden. Und seine Vernichtung soll Furcht und Trauer in die Herzen der Menschen tragen und ihren Willen erschüttern.
     
    Und dann kommt der Herr des Abends. Und er wird unsere Augen nehmen, denn unsere Seelen werden sich vor Ihm verbeugen, und Er wird unsere Haut nehmen, denn unser Fleisch wird Ihm dienen, und Er wird unsere Lippen nehmen, denn nur Ihn werden wir preisen. Und der Herr des Abends wird dem Gebrochenen Helden gegenübertreten und sein Blut vergießen und uns die so wunderschöne Dunkelheit bringen. Lasst die Schreie beginnen, O ihr Anhänger des Schattens. Bettelt um eure Vernichtung!
     
    Aus Die Prophezeiungen des Schatten

GLOSSAR
     
    Vorbemerkung zur Datierung
     
    Der Tomanische Kalender (von Torna dur Ahmid entworfen) wurde ungefähr zwei Jahrhunderte nach dem Tod des letzten männlichen Aes Sedai eingeführt. Er zählte die Jahre nach der Zerstörung der Welt (NZ). Da aber die Jahre der Zerstörung und die darauf folgenden Jahre über fast totales Chaos herrschte und dieser Kalender erst gut hundert Jahre nach dem Ende der Zerstörung eingeführt wurde, hat man seinen Beginn völlig willkürlich gewählt. Am Ende der Trolloc-Kriege waren so viele Aufzeichnungen vernichtet worden, dass man sich stritt, in welchem Jahr der alten Zeitrechnung man sich überhaupt befand. Tiam von Gazar schlug die Einführung eines neuen Kalenders vor, der am Ende dieser Kriege einsetzte und die (scheinbare) Erlösung der Welt von der Bedrohung durch Trollocs

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