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Die Tunnel der Seele

Die Tunnel der Seele

Titel: Die Tunnel der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Liebhabers. Sie versuchte, sich aus den unbarmherzigen Fängen zu befreien, gab sich dann aber den beharrlichen Liebkosungen hin.
    Ihre Lungen brannten luftleer und an ihrer Wirbelsäule kroch eine eiskalte Benommenheit herauf. Sie wollte etwas zu Mason sagen, der sie an den Schultern hielt und schüttelte. Dunkel konnte sie sich an die Ereignisse auf dem Witwensteg erinnern. In ihren Augenwinkeln sah sie eine graue Nebelwolke herannahen, die von einem gewaltigen schwarzen Nichts getrieben wurde.
    Sie wusste nicht, wann sie von der einen in die andere Welt getreten war. Der Grat zwischen Diesseits und Jenseits war schmaler als sie es jemals gedacht hatte. Für einen kurzen Augenblick stand sie zwischen den Welten, war gleichzeitig lebendig und tot, doch schon im nächsten Moment überschritt sie die Schwelle. Letztendlich hatte sie sich selbst gefunden, ihr wahres Ich. Sie würde der Geist sein, der sie immer sein wollte.
    Der Schmerz in ihrem Inneren war verflogen. Stattdessen spürte sie jetzt eine verwirrende Leere, eine quälende Sinnlosigkeit. Einsamkeit. Sie war tot und gehörte noch immer zu niemandem.
    Und der Tod war wie das Leben, denn um sie herum hatte sich nichts verändert. Sylva flüsterte der Statue noch immer etwas zu. Miss Mamie jammerte auf ihren Knien kriechend vor sich hin und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen, als ob sie ihren alternden Körper beisammen halten müsste. Lilith schwebte im Schein des Mondlichts umher. Die Abramovs sackten mit leeren Augen in sich zusammen und spielten jetzt eine düstere Melodie. Und Mason hockte vor ihr, schrie sie an, erzählte lauter unsinniges Zeug. Faselte irgendetwas von einem sprechenden Gemälde, von Korban, der sich im Holz versteckte, von Träumen, die zum Leben erwecken. Konnte er nicht erkennen, dass nichts davon von Bedeutung war?
    Tod und Leben. Beide waren jetzt das Gleiche.
    Rachel schwebte vor ihr, hielt ihr den Blumenstrauß entgegen. »Es tut mir leid, Anna. Ich habe dich enttäuscht.«
    Anna streckte die Hände nach dem Blumenstrauß aus und brach zusammen.
    »Anna!« Mason sprang zu ihr, versuchte sie aufzufangen und ihren Fall abzubremsen, aber ihr in sich zusammensackender Körper war für ihn unerreichbar. Sie hörte, wie ihre fleischliche Hülle auf den Bretterboden des Witwenstegs aufprallte, ihr Geist aber weiter in die Tiefe stürzte, durch das Haus hindurch raste und diesen Ort der finsteren Leere passierte, der schließlich ihr Zuhause werden würde.
    Der Tod war keine Erlösung. Wenn es nach Ephram Korban ginge, war der Tod einfach nur ein weiteres Gefängnis, das die gleichen Leiden bereithielt, die auch das Leben überschatteten. Der einzige Unterschied bestand darin, dass es im Jenseits kein Entkommen und keine Hoffnung gab und dass man noch immer zu niemandem gehörte.
    »Anna«, jammerte Rachel mit der ächzenden Stimme der Toten. Es war ein Ruf der Verzweiflung.
    Und währenddessen fiel Anna immer weiter nach unten.

71. KAPITEL
    M ason hielt Anna in seinen Armen. Ihr Gesicht war kreidebleich, ihre glasigen Augen stachen hervor. Er legte seine Wange an ihren Mund. Kein Atem.
    Kein Atem.
    Wut und Angst übermannten ihn, Tränen schossen in seine Augen. Er schaute hinauf zum rätselhaft aufgeblähten Mond. Sie war tot. Und es war seine Schuld. Er hatte sie im Stich gelassen.
    Sanft legte er sie ab, wischte das Blut aus seinem Gesicht und wandte sich der Statue zu. Die alte Frau, die Korban Sylva genannt hatte, schien auf einmal um Jahre jünger, ihr Gesicht war verzerrt vor krankhaftem Entzücken. Mit Mühe und Not erhob sich Mason und versuchte dabei nicht an den Abgrund zu denken, der hinter der Brüstung lauerte. Für ihn hatte dieses Gefühl, hoch oben auf dem Dach der Welt zu sein, nichts Erhabenes an sich, vielmehr drehte sich ihm vor Angst der Magen um und sein Kopf fuhr Achterbahn.
    »Weiche Frost, bring Feuer«, wiederholte Sylva und ihr Gesicht erstrahlte im Glanz des Mondlichts noch frischer und lebendiger als jemals zuvor. Hatte Anna nicht irgendetwas von Frost und Feuer erzählt?
    Mist, wieso konnte er sich nicht erinnern?
    Und wenn er sich erinnern konnte, würde es überhaupt von Bedeutung sein?
    Denn es war seine Statue, seine Schöpfung, sein gottverdammtes Traumbild, das da auf dem Witwensteg wie ein monströser, aus Holz geschaffener Abgott stand, ein Symbol der Eitelkeit, des Glaubens und der Liebe. Ja, Liebe. Denn Mason liebte seine Arbeit.
    »Du wirst mich vollenden, nicht wahr, Bildhauer?« fragte die

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