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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Steuerbord voraus.« Yairley nickte.
    »Danke, Master Aplyn-Ahrmahk«, erwiderte er in gewohnt ruhigem Tonfall und trank beinahe reflexartig einen Schluck Tee. Dann wandte er sich an Lieutenant Lathyk.
    »Tiefe?«
    »Laut Senkblei vierundzwanzig Faden, Sir. Abnehmend.«
    Yairley nickte. Vierundzwanzig Faden – hundertvierundvierzig Fuß – passte recht gut zu den wenigen (und unzuverlässigen) Tiefenangaben auf seinen alles andere als vollständigen Karten. Der Tiefgang der Destiny betrug bei normaler Last ungefähr zwanzig Faden. Nur hatte der Lotgast zweifellos Recht damit, dass die Tiefe hier noch weiter abnähme. Allen Aufzeichnungen gemäß wechselten die Tiefenverhältnisse im Schraper-Sund rasch. Das bedeutete, die hundertvierundvierzig Fuß konnten sehr rasch fort sein.
    »Ich denke, wir werfen Anker, Master Lathyk.«
    »Aye, Sir.«
    »Dann geben Sie jetzt entsprechend Befehl dazu!«
    »Aye, Sir! Master Symmyns! Klar zum Ankern!«
    »Klar zum Ankern, aye, aye, Sir!«
    Bootsmannspfeifen schrillten, als die Matrosen auf ihre Posten eilten. Beide Buganker waren schon vor Stunden vorbereitet worden, schließlich hatte die gesamte Mannschaft bereits diese Situation erwartet. Die Klüsensäcke – die Pfropfen aus Segeltuch, die bei schwerer See dazu dienten, das Einströmen des Wassers durch die Ankerklüsen zu verhindern – hatte man bereits entfernt. Die Ankertrossen, jedes sechs Zoll im Durchmesser und mit einem Umfang von fast neunzehn Zoll, waren schon durch die vordere Luke und die offenen Klüsen gezogen und mit dem Anker vertäut. Einen Törn jedes der Taue hatte man um die Ankerbetings geschlungen, die schweren Holzpfosten unmittelbar hinter dem Fockmast. Dann wurden fünfzig Fuß des Taus abgelassen; das obere Ende des Törns führte durch die Luke zum Kabelgatt, wo der Rest der Ankertrosse untergebracht war. Die Anker selbst hatte man schon zuvor von der Fockrüste geholt, sodass sie nun über den Penterbalken hingen. Auch eine Boje hatte man bereits am Ring eines jeden Ankers vertäut.
    Unter den gegebenen Umständen hatte das Ankermanöver mit reiner Routine nichts zu tun. Yairley reichte Sylvyst Raigly den leeren Becher. Dann stand er reglos an Deck, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, die Lippen nachdenklich geschürzt. Die Beschaffenheit des Meeresgrundes an dieser Stelle machte ihm Gedanken.
    Seine Karten zum Schraper-Sund waren beileibe nicht zuverlässig. Der Sund war nicht sonderlich tief (was natürlich auch erklärte, warum die See hier so rau war, obwohl der Wind immer weiter nachgelassen hatte). Aber auf den Karten fanden sich nur beschämend wenige Lotungen. Wie es zwischen den Verzeichneten um die Tiefe bestellt sein mochte, konnte Yairley nur raten. Laut seinen eigenen Notizen gab es im Sund hier und da nicht verzeichnete gefährliche Felsnadeln. Die gleichen Notizen erwähnten auch einen felsigen Meeresgrund. Auf Fels fand ein Anker keinen guten Halt – und das war nicht gerade das, was Yairley im Augenblick hören wollte. Beinahe genauso gefährlich: Bei felsigem Grund bestand immer die Gefahr, dass eine Ankertross über Grund geschleift und dabei durchgescheuert würde.
    Not kennt kein Gebot, Dunkyn! , ermahnte er sich selbst innerlich und blickte so beiläufig wie möglich zu der zornig weißen Brandung hinüber. Unablässig krachte die schwere See auf den felsigen, steilen Strand unterhalb des Ahna-Kaps und umspülte tosend die Schraper-Untiefe. Bei diesen Windverhältnissen war es der Destiny nicht möglich, die Untiefe zu passieren. Sie war auf Legerwall geraten: bei auflandigem Wind gefangen vor einer Leeküste. Ihr blieb keine andere Wahl, als zu ankern, bis das Wetter weit genug aufgeklart hatte, um durch Kreuzen der Situation zu entkommen.
    Na ja, wenigstens hat es dich nicht in die Silkiah-Bucht verschlagen , sagte Yairley sich selbst und stieß ein belustigtes Schnauben aus.
    »Alle Mann, Schiff vor Anker legen!«, bellte Lathyk das vorbereitende Kommando, während die letzten Matrosen auf Posten gingen. Yairley atmete tief durch.
    »Enter auf, klar zum Bergen der Segel!«, befahl er und schaute dann zu, wie die Toppsgasten aufenterten.
    »Marssegel und Großsegel einholen! An die Geitaue und Gordings!«
    Geitaue und Gordings glitten von ihren Belegnägeln, als die angewiesenen Matrosen danach griffen.
    »Hol durch! Marssegel bergen! Refft Vorsegel und Großsegel!«
    Wie gewaltige Vorhänge hoben sich die Segel, als die Toppsgasten sie emporzogen und an den Rahen

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