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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bringen, und die Backbordtrosse rauschte noch einige Sekunden länger aus. Dann wurde auch diese Trosse von der Beting und den Stoppern aufgehalten. Nun stand die Destiny geradewegs im Wind und trieb allmählich leewärts, bis die gestrafften Ankertrossen ihre Bewegung aufhielten. Es sah so aus, als sei sie mindestens zweihundert Schritt vom Ufer entfernt. Mit Hilfe der Gangspill sollte sich der Längenunterschied der beiden Ankertrossen ausgleichen lassen, sobald man sich sicher sein konnte, dass beide Anker wirklich hielten. In der Zwischenzeit ...
    Yairley hatte sich bereits zum Steuerruder herumgedreht. Frahnklyn Waigan stand wieder auf den Beinen; einer seiner Gehilfen hingegen lag immer noch an Deck, den Arm in einem unnatürlichen Winkel verdreht – offenkundig gebrochen. Als Yairley den Petty Officer anblickte, verzog der Chief gequält das Gesicht und drehte das Steuer mühelos mit einer Hand.
    »Nichts, Sir.« Irgendwie war es Waigan gelungen, die ganze Zeit über einen Klumpen Kaublatt im Mund zu behalten. Nun spie er angewidert einen Mund voll braunen Saft in den Spucknapf, der neben dem Kompassstand vertäut war. »Gar nichts.«
    »Ich verstehe.« Yairley nickte. Genau das hatte er befürchtet. Die Frage war nun, wie schwer der Schaden wirklich ausgefallen war. Wenn die Destiny nur die Pinne verloren hätte oder der Ruderschaft geborsten wäre, wäre die Reparatur recht einfach ... normalerweise jedenfalls. Die Destiny führte eine Ersatz-Ruderpinne mit sich. Selbst wenn der gesamte Ruderschaft herausgerissen wäre und nichts mehr da wäre, um die Pinne zu halten, ließe sie sich zur Not immer noch mit Ketten am Ruder selbst befestigen, knapp über der Wasserlinie. Man könnte dann mit Winden und Flaschenzügen steuern. Aber Yairley bezweifelte, dass er so viel Glück gehabt haben sollte. Und falls das Ruder gänzlich abgerissen wäre ...
    Er wandte sich um, als Lathyk auf dem Achterdeck erschien.
    »Beide Anker scheinen zu halten, Sir«, meldete der First Lieutenant, die Hand zum Salut an die Brust gelegt. »Vorerst zumindest.«
    »Danke, Master Lathyk«, antwortete Yairley. Er hätte sich allerdings gewünscht, der Lieutenant hätte sich die beiden letzten Worte verkneifen können. »Dann müssen wir als Nächstes wohl ...«
    »Verzeihung, Sir!«
    Yairley drehte den Kopf in die andere Richtung und sah Maikel Symmyns, den Bootsmann der Destiny .
    »Ja, Bosun?«
    »Das ganze Ruder ist wohl weg, Sir.« Gequält verzog Symmyns das Gesicht. »Sicher bin ich mir natürlich noch nicht. Aber für mich sieht’s ganz so aus, als hätte es auch die Ruderösen abgerissen.«
    »Das wird ja immer besser, Bosun.« Yairley seufzte, und der wettergegerbte Symmyns mit dem grau durchzogenen schwarzen Haar grinste grimmig. Der Bootsmann war der ranghöchste Unteroffizier an Bord und fuhr schon seit seinem sechsten Lebensjahr zur See. Es gab nur wenig, was er in den letzten fünfzig Jahren noch nicht erlebt hatte.
    »Verzeihen Sie, Captain.« Wieder eine andere Stimme. Als Yairley sich umdrehte, erkannte er neben sich einen der Gehilfen des Schiffszimmermanns.
    »Ja?«
    »Empfehlungen von Master Mahgail, Sir, und wir machen Wasser am Heck. Master Mahgail sagt, es sieht so aus, als haben sich zumindest einige Planken gelöst. Ist aber nichts, womit die Pumpen nicht zurechtkommen. Aber wahrscheinlich hat es uns einen Teil des Kupfers abgerissen, und das Ruderscharnier ist sauber durchgebrochen. Und er lässt fragen, ob man ihm noch ein paar Männer abstellen kann, die ihm dabei helfen, den Rest des Rumpfes abzusuchen.«
    »Ich verstehe.« Kurz blickte Yairley ihn nachdenklich an, dann nickte er. »Meine Empfehlungen an Master Mahgail. Richten Sie ihm aus, ich weiß die Meldung zu schätzen und dass ich mich auf weitere Details freue, sobald sie ihm bekannt sind. Master Lathyk«, er wandte sich an den First Lieutenant, »sorgen Sie dafür, dass Master Mahgail so viele Männer bekommt, wie er braucht!«
    »Aye, Sir.«
    »Also gut.« Yairley atmete tief durch, verschränkte erneut die Hände hinter dem Rücken und straffte die Schultern. »Dann wollen wir mal!«, sagte er.

.IV.
HMS Destiny , vor dem Schraper-Sund, Großherzogtum Silkiah
    »Pullt, Ihr faulen Hunde!«, brüllte Stywyrt Mahlyk, Sir Dunkyn Yairleys persönlicher Bootsführer. Die dreißig Fuß lange Schaluppe bahnte sich wie ein seekranker Kraken den Weg durch Gischt und Wellen. Hektor Aplyn-Ahrmahk hockte am Bug und hielt sich mit aller Kraft fest, während der

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