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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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diesen Frechdachs echte Shan-wei-Furcht zu lehren!
    Der Captain hielt lange genug inne, um Aplyn-Ahrmahk als erste Anzahlung einen zornlodernden Blick zuzuwerfen. Dann wandte er sich wieder dem anderen Problem zu: Es galt, ein behelfsmäßiges Not-Ruder zu bauen.
    Maikel Symmyns hatte eine Ersatz-Bramrah quer auf das Achterdeck gelegt, sodass die Nocks der massigen Spieren auf beiden Seiten aus den achtersten Geschützpforten hinausragten. Gehalten wurde die Rah durch Dirks, die am Besanmast befestigt waren, und Reeps an den Hauptpüttings. An beiden Enden des Rundholzes hatte man Hängeblöcke angebracht, und die zugehörigen Falle führten von dort zu den Führungsrollen unter dem Steuerruder. Man hatte sie mehrmals um die Welle des Steuerrads herumgewickelt und dann die freien Enden der Taue an der Öse in der Mitte der Walze festgezurrt, damit auch wirklich alles hielte.
    »So weit, so gut, Sir«, meldete Garam Mahgail. Yairley wandte sich dem Schiffszimmermann zu. Der Zimmermann war lediglich ein Deckoffizier, kein vollwertiger Offizier also, beinahe anderthalbmal so alt wie Yairley und völlig kahl, dabei aber immer noch muskulös und kräftig. Nun wölbte er die buschigen Brauen und betrachtete noch einmal sein Werk, das er gerade seinem Captain vorlegte.
    »Hatten Sie sich das in etwa so vorgestellt, Sir?«, fragte er. Yairley nickte.
    » Ganz genau so hatte ich mir das vorgestellt, Master Mahgail!«, versicherte er dem Deckoffizier und winkte Symmyns herbei. Der Bootsmann folgte dem unausgesprochenen Befehl, und der Captain deutete auf Mahgails Werk.
    »Und, Bosun?«
    »Aye, ich denke, das wird funktionieren, Sir«, bestätigte Symmyns und lächelte zufrieden. »Aber bei ein bisschen Wind wird das Shan-wei noch mal schwer zu handhaben sein, Cap’n! Als würde man zwei Treibanker mitschleppen!«
    »Na, ganz so schlimm wird es schon nicht werden, Bosun«, widersprach Yairley und lächelte ebenfalls. »Vielleicht anderthalb Treibanker.«
    »Wie Sie meinen, Sir.« Kurz verwandelte sich Symmyns’ Lächeln in ein ausgewachsenes Grinsen. Dann wandte er sich seinem Arbeitstrupp zu und bellte weitere Befehle.
    Auf Yairleys Anweisungen hin hatte Mahgail an den Öffnungen zweier Wassertonnen vom Batteriedeck ähnlich einem Zügel jeweils einen Vorholer befestigt. Außen an den Böden beider Tonnen hatte man Zugseile angebracht. Nun schaute der Captain zu, wie jede Nock der Spiere über eine weitere Leine mit den Zugseilen verbändselt wurde. Dann wurde das durch den Hängeblock laufende Ende mit den Vorholern an den Öffnungen der Fässer verbunden. Stand das Ruder mittschiffs, sollten die Zugseile dafür sorgen, dass die Tonnen in gut fünfzig Fuß Abstand hinter dem Schiff hergeschleppt würden, den geschlossenen Boden nach vorn gerichtet. Würde das Steuerrad jedoch nach Backbord gedreht, würde der Vorholer an dem Fass auf dieser Seite des Schiffes entsprechend gekürzt und sich die Tonne drehen. Dann wiese die Öffnung der Tonne auf das vorausfahrende Schiff, und Wasser würde in die Tonne strömen. Mit dem Gewicht der nachgeschleppten Tonne als Widerstand wäre die Galeone gezwungen, sich langsam nach Backbord zu drehen. Würde anschließend das Steuerrad wieder mittschiffs gebracht, würde sich die Tonne wieder in die Ausgangsposition drehen und mit dem Boden nach vorn durch das Wasser gezogen, was für deutlich weniger Widerstand sorgen würde. Drehte man das Steuerrad nach Steuerbord, würde sich das Fass auf der Steuerbordseite drehen und das Schiff durch den gleichen Effekt nach Steuerbord lenken. Es war sicher keine elegante Lösung, ein Schiff zu steuern. Aber besser ein schwerfällige Steuermöglichkeit als gar keine.
    Über die Schwerfälligkeit hinaus gab es auch noch andere Nachteile dieser Konstruktion. Wie Symmyns schon gesagt hatte, war es auch schwer zu handhaben. Darüber hinaus sorgten die Fässer auch dann für Widerstand, wenn das Ruder auf Mittschiffs-Position stand. Wasser ist schließlich deutlich dichter als Luft. Deswegen kann etwas so vergleichsweise Kleines wie das Ruderblatt eines Schiffes etwas so Großes wie beispielsweise eine Galeone überhaupt steuern. Dieser Widerstand würde der Destiny also deutlich Geschwindigkeit rauben, und das mehr, als jede Landratte vermuten würde. Mit einem echten Ruder ließen sich zudem auch komplizierte Manöver durchführen – man konnte sogar rückwärts fahren. Beim Steuern mit den Fässern dagegen würden sich dann die Halte- und Zugtaue an den

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