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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Hände hinter dem Rücken verschränkt. Nun mach dir mal nicht gleich in den Kasack!
    »Noch sechs oder sieben Minuten, Sir!«, versprach Rhobair Lathyk. Yairley nickte und wandte sich der Schaluppe zu, die in einiger Entfernung von der Destiny mit den Wellen kämpfte.
    Es passte dem Captain gar nicht, dass er Mahlyk und Aplyn-Ahrmahk hatte hinausschicken müssen. Aber die beiden waren einfach am besten für diese Aufgabe geeignet – wie sie ja erst kürzlich unter Beweis gestellt hatten. Zwei Matrosen unter dem Kommando des Ensign waren schon über Bord gegangen. Sie hatten eine Spring am Bojentau des Backbordankers festzumachen versucht. Im Gegensatz zu den meisten anderen Matrosen auf Safehold waren Charisianer eigentlich immer recht gute Schwimmer. Doch nicht einmal der beste Schwimmer konnte mit dieser rauen See zurechtkommen. Glücklicherweise hatte Aplyn-Ahrmahk darauf bestanden, dass jedes einzelne Besatzungsmitglied der Schaluppe durch eine Rettungsleine gesichert war. Daher konnten die Kameraden an Bord die unfreiwilligen Schwimmer rasch wieder ins mehr oder weniger Trockene holen. Einer der beiden hatte kurz beatmet werden müssen. Doch mittlerweile saßen beide schon wieder aufrecht im Boot, kauerten sich aneinander, während das Wasser einen halben Fuß tief im Boot stand und gluckernd über die Planken spülte. Inzwischen befand sich die dreißig Fuß lange Schaluppe bereits auf dem Rückweg zur Galeone.
    »Leinen auswerfen, Master Lathyk!«, entschied Yairley und blickte den First Lieutenant an. »Wir haben nicht die Zeit, das Boot an Bord zu holen. Lassen Sie die Mannschaft über die Leinen an Bord kommen und das Boot einfach treiben!« Er fletschte die Zähne. »Angenommen, wir überstehen das hier, können wir uns immer noch eine neue Schaluppe beschaffen.«
    »Das sollte man annehmen, Sir«, stimmte Lathyk zu. Dabei grinste er über beide Ohren. Yairley entging nicht, dass es das gleiche Grinsen war, das der Lieutenant immer dann zeigte, wenn ›Schiff klar zum Gefecht‹ befohlen wurde.
    »So gut gelaunt, ja?«, bemerkte der Captain leise, und Lathyk lachte auf.
    »Ich will jetzt nicht behaupten, ich würde mich darauf freuen, Sir. Aber es hat ja keinen Sinn, sich übermäßig Sorgen zu machen, oder? Wenigstens dürfte es verdammt interessant werden! Abgesehen davon und mit allem schuldigen Respekt, haben Sie uns noch nie in eine Klemme gebracht, aus der Sie uns nicht auch wieder herausgeholt hätten.«
    »Dieses Vertrauensvotum weiß ich zu schätzen. Andererseits gehört das hier zu den Dingen, die man nur ein einziges Mal falsch machen kann«, gab der Captain trocken zu bedenken.
    »Das wohl, Sir«, gab ihm Lathyk fröhlich Recht. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollten? Ich muss mich darum kümmern, für Sie eine Schaluppe zu verlieren.«
    Zum Salut legte er die Hand an die Brust. Dann stapfte er über das wogende, schwankende Deck davon. Yairley schüttelte den Kopf. Lathyk gehörte zu den Offizieren, die zunehmend formlos und verwünschenswert fröhlich wurden, je verzweifelte sich eine Lage ausnahm. Das war einfach nicht Sir Dunkyn Yairleys Stil. Eines aber musste er zugeben: Lathyks Optimismus (der vielleicht sogar echt war) sorgte dafür, dass er sich selbst ein wenig besser fühlte.
    Er musste Lathyk Recht geben. Sich Sorgen zu machen nutzte nicht viel. Außerdem gab es viel, worum er sich sorgen könnte, zum Beispiel, dass jemand von der Beibootbesatzung zwischen Bordwand und Boot zerquetscht werden oder ins Wasser stürzen und dann, unter die Kimm gerissen, ertrinken könnte. Der Captain wandte sich der nächsten Aufgabe zu, die es zu meistern galt.
    Der Wind – verflucht sollte er sein! – hatte sich dazu entschlossen, noch ein wenig weiter zu drehen. Er tat dies mit erschreckender Geschwindigkeit, nachdem er mehrere Stunden fast gleich geblieben war. Es war fast, als sollte Yairley sich in Sicherheit wiegen, nur um dann eine Überraschung zu erleben, wie sie schlimmer nicht sein konnte. Vier Stunden lang hatte die Destiny um ihre Anker geschwojt, als läge sie im sicheren Hafen. Yairleys Aufzeichnungen hatten ihn gewarnt, sich nicht darauf zu verlassen. Denn im Schraper-Sund durfte man sich auf nichts verlassen. Nach vier Stunden scheinbarer Sicherheit hatte der Wind in weniger als zwanzig Minuten um ganze fünf Strich gedreht – fast sechzig Grad! –, von Südost zu Süd und dann genau nach Ost. Entsprechend hatte sich auch die Galeone wie eine Wetterfahne verhalten.

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