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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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hatte sie sich ohnehin schon zu weit entfernt. Yoshiki würde wahrscheinlich nicht einmal nach ihr suchen, das hatte er gesagt. Dieser Gedanke erleichterte Masako. Sie hatte das Gefühl, schon weit, weit weg zu sein.

    In der Fabrikhalle war es jetzt hell genug. Satake kam auf sie zu.
    »Auf so einem Tisch packst du sonst Lunchpakete, was?« Das schien ihm zu gefallen: Masako auf dem Fließband wie ein Stück Fleisch zur Weiterverarbeitung. Sie versuchte, ihre Anspannung zu verbergen. Genau wie er sagte, hatte sie nicht im Traum damit gerechnet, einmal selbst gefesselt auf einem Fabrikfließband zu liegen. Die Meisterin fiel ihr ein, die die Bandgeschwindigkeit bestimmte. Yoshiës Ausweg. Der eigene Ausweg schien ihr jetzt verwehrt – dieser Mann hier war dabei, ihn ihr zu versperren.
    »Hey! Verrat mir, wie du die Leichen zerstückelt hast! So?« Satake fuhr ihr mit seiner schlanken Fingerspitze einmal quer über den Hals. Dann beschrieb er eine Linie von unterhalb des Kinns bis zum Schambein hinab, wie bei einer imaginären Obduktion. Sein Finger grub sich in die vor Kälte bereits wie tausend Nadeln stechende Haut. Es schmerzte so sehr, dass sie aufschrie.
    »Wie bist du ausgerechnet auf Zerstückeln gekommen, he, wie bist du auf die Idee gekommen? Wie hast du dich dabei gefühlt?«
    Instinktiv begriff Masako, dass er ihren Hass schüren wollte.
    »Du bist genau wie ich. Genau wie ich hast du einen Weg eingeschlagen, auf dem es kein Zurück mehr gibt.«
    Das stimmte, sie konnte nicht zurück. Wie oft hatte sie Türen hinter sich zuschlagen hören. Die erste an dem Tag, als sie Kenji zerstückelt hatten. Aber was war es bei Satake, was war ihm passiert? Sie fragte ihn danach, doch er gab keine Antwort. Im grauen Morgenlicht sah sie ihm in die Augen. Sie meinte in einen weiten Sumpf, nein, in eine große Leere zu blicken.
    Masako schrie auf, denn Satake hatte ihr plötzlich seine kalten Finger zwischen die Beine geschoben. Als er ein zweites Mal in sie eindrang, überraschte sie seine Wärme. Dankbar nahm ihr ausgekühlter Körper diese Wärme an, die so viel einfacher und schneller zu haben war als die Kraft der Sonne. Das heiße, harte Ding in ihr taute sie von der Leibesmitte her auf. Dort, wo sie beide miteinander verbunden waren, musste die heißeste Stelle im ganzen Raum sein. Es verwirrte sie, wie einfach es doch war, Lust zu verspüren. Er schlug sie, um ihren Hass zu schüren. Auf gar keinen Fall sollte Satake erfahren, dass ihr Körper ihn willkommen hieß. Als sie die Augen schloss, damit er es ihr nicht ansehen konnte, schien Satake das unter allen Umständen verhindern zu wollen.

    »Sieh mich gefälligst an!«, verlangte er.
    Als sie sich weigerte, drohte er, ihr die Augen mit den Daumen einzudrücken. Soll er doch, dachte Masako. Immer noch besser, als wenn er erführe, dass sie ihn froh und willig in sich aufnahm! Sie hasste ihn, aus tiefster Seele. Nur würde dieses Gefühl gegenwärtig kaum in ihren Augen aufscheinen, so bitter das auch war.
    Satake sagte, er hasse sie, weil sie eine Frau sei. Wenn er sie so sehr hasste, warum schlief er dann mit ihr, warum brachte er sie nicht einfach um? Er schlug sie, um ihren Hass zu schüren. Auf einmal tat ihr Satake Leid, der keine Freude erleben konnte, ohne zu hassen und gehasst zu werden. Langsam bekam sie eine vage Vorstellung von seiner Vergangenheit.
    »Du bist ja total kaputt!«
    »So ist es! Und du bist genauso kaputt. Das weiß ich, seit ich dich das erste Mal gesehen habe.«
    Ihre eigene Kaputtheit war es, die sie zu Satake hinzog, gleich vom ersten Tag ihrer Begegnung an. Der Gedanke an diese rätselhafte Verbundenheit zwischen ihnen nährte in ihr einen weit stärkeren, willentlichen Hass auf den sich in ihr bewegenden Satake. Er saugte an ihren Lippen. Die Leidenschaft, mit der er das tat, verriet ihr, wie sehr er sich nach ihr verzehrte. Satake zog den Dolch aus der Scheide und legte ihn neben Masakos Kopf.
    Das Messer gleich neben ihrem Gesicht strahlte eine bedrohliche Kälte aus, die sie erschreckte. Instinktive Angst überfiel sie, und sie kniff die Augen zu. Gewaltsam riss er sie ihr wieder auf und versenkte seinen Blick darin. Masako erwiderte seinen Blick. Sie wollte diesen Mann mit der Klinge durchbohren, genau so, wie er gerade in sie stieß.
    Die Sonne eroberte die letzten Winkel der stillgelegten Fabrik, die Halle war nun hell erleuchtet. Gleichzeitig legte sich über den Sumpf in Satakes Augen ein mysteriöser Glanz. Er nahm sie

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