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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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eine einsame, verwilderte Gegend: Jenseits eines von Gräsern überwucherten unterirdischen Kanals lagen dort die alte, stillgelegte Lunchpaket-Fabrik, eine Bowlingbahn, die geschlossen worden war, und andere verlassene Gebäude. Es hieß, die Teilzeit arbeitenden Hausfrauen, die Opfer des Grabschers geworden waren, seien auf das Grundstück der stillgelegten Fabrik verschleppt worden. Wachsam flog Masakos Blick nach rechts und links, während sie schnellen Schrittes neben Kuniko herging.
    Aus dem kleinen Wohnblock hinten rechts waren die Stimmen eines Mannes und einer Frau zu hören, die sich auf Portugiesisch stritten. Neben Hausfrauen wie Masako, die als Teilzeitkräfte beschäftigt waren, arbeiteten viele japanischstämmige oder weiße Brasilianer in der Fabrik. Darunter waren auch viele Ehepaare.
    »Sie sagen, der Grabscher wäre einer der Brasilianer«, meinte Kuniko und zog im Dunkeln die Brauen zusammen. Masako reagierte nicht darauf und ging schweigend weiter. Es spielte keine Rolle, aus welchem Land der Mann kam: Solange er in dieser Fabrik arbeitete, würden die in Körper und Seele aufgestauten Frustrationen durch nichts zu lindern sein und zwangsläufig ein Ventil suchen. Den Frauen blieb nur übrig, sich so gut es ging selbst zu verteidigen.
    »Es soll ein großer Mann sein. Mit ungeheurer Kraft und ohne ein Wort soll er sich an einen klammern.« In Kunikos Tonfall schwang fast so etwas wie Sehnsucht mit.

    Hinter ihnen war das Quietschen einer Fahrradbremse zu hören. Angespannt drehten sie sich um und erkannten eine ältere Frau von kleiner Statur.
    »Ach, ihr beide seid das. Morgen zusammen!« Es war Yoshië Azuma, das Arbeitstier. Sie hatte die fünfundfünfzig überschritten und war Witwe. Wegen ihrer flinken, geschickten Hände und weil sie für zwei arbeitete, wurde sie von den Kolleginnen in der Fabrik leicht spöttisch »Meisterin« genannt.
    Masako begrüßte sie erleichtert: »Gott sei Dank, du bist es! Morgen, Meisterin!«
    Kuniko trat einen halben Schritt zurück, als sei Yoshië nicht ganz ihr Fall.
    »Jetzt sag du nicht auch noch Meisterin zu mir!« Yoshië, die nicht den Eindruck machte, als sei es ihr wirklich unangenehm, wenn man sie so nannte, stieg vom Rad und gesellte sich zu Fuß zu ihnen. Ihre Statur war wie geschaffen für körperliche Arbeit: klein, aber kräftig – wie ein Krebs. Doch ihr im Verhältnis zum Körper zu schmal geratenes Gesicht schwebte kreideweiß durch die dunkle Nacht und wirkte irgendwie verbittert und leer, was ihr einen unglückseligen Ausdruck verlieh.
    »Euch hat wohl das Geschwätz um den Grabscher dazu gebracht, zusammen zur Arbeit zu kommen, was?«
    »Genau. Kuniko ist noch jung.«
    Kuniko kicherte; sie gab vor, 29 zu sein.
    Yoshië wich einer Pfütze aus, die in der Dunkelheit schimmerte, und sah Masako ins Gesicht: »Na, du gehörst ja wohl auch noch nicht zum alten Eisen. Du bist doch erst dreiundvierzig, oder?«
    »Ach, hör auf mit dem Blödsinn«, antwortete Masako ohne ein Lächeln. In letzter Zeit war es kaum mehr vorgekommen, dass sie sich ihrer Weiblichkeit in irgendeiner Weise bewusst geworden wäre.
    »Bist du etwa schon vertrocknet? Kalt und welk?« Yoshië hatte das scherzhaft gemeint, aber Masako dachte, dass es sich genau so anfühlte. Kalt und ausgetrocknet kroch sie am Boden. Ihre gegenwärtige Daseinsform war die eines Reptils.
    »Sag mal, bist du heute nicht ziemlich spät dran, Meisterin?«, wechselte Masako das Thema.

    »Ach ja, die alte Dame hat wieder mal Probleme gemacht.« Yoshië, die ihre bettlägerige Schwiegermutter pflegte, wollte offenbar nicht weiterreden und verzog das Gesicht.
    Masako fragte nicht nach und blickte nach vorn. Da, wo auf der linken Seite die Reihe der stillgelegten Gebäude endete, stand ein Pulk weißer Lastwagen zur Express-Auslieferung der Lunchpakete in die 24-Stunden-Läden bereit. Dahinter ragte, um Mitternacht taghell erleuchtet im bläulich weißen Licht der Neonröhren, die Lunchpaket-Fabrik auf.
     
    Sie warteten auf Yoshië, die ihr Rad auf den angrenzenden Fahrradabstellplatz brachte, und stiegen dann zu dritt die grünen, mit abgewetztem künstlichen Rasen ausgelegten Stufen der Außentreppe hinauf.
    Im ersten Stock war die Eingangshalle, rechts davon das Büro. Am Ende des Flurs lagen Aufenthalts- und Umkleideraum. Die Fließbänder standen im Erdgeschoss, und so mussten die Arbeiter wieder einen Stock tiefer gehen, nachdem sie sich umgezogen hatten.
    Der rote Teppichboden in der

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