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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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wahr, erkannte sie, wollte gut zu ihr sein. Aber nicht, um etwas daraus entstehen zu lassen. Auf dieselbe Weise, wie ihr Gefühl es ihm gestattete, sie umzubringen, wollte er, dass sie ihn vernichtete. Plötzlich verstand Masako Satake... und liebte ihn.
     
    Im selben Moment, als sie das dachte, spürte sie, wie sich der Traum, in dem er gefangen gewesen war, auflöste und Satake in
die Wirklichkeit zurückkehrte. Sie sahen sich an und wurden eins. In seinen Augen war jetzt nichts als der Widerschein ihrer selbst zu sehen. Eine Welle unglaublicher Wollust drohte Masako mit sich fortzureißen. Es war ihr gleich, so zu sterben. In dem Moment blitzte die Klinge neben ihrem Gesicht im Sonnenlicht auf und holte sie brutal in die Wirklichkeit zurück.
     
    Satake hatte Masako bewusstlos geschlagen.
    Nach einer Weile brachte sie der Schmerz wieder zur Besinnung. Ihr Kiefer tat so höllisch weh, dass sie den Mund nicht aufbekam. Sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
    Satake sah aufgebracht zu ihr herüber. Er war kurz vor dem Ziel gewesen – fast wäre er dort angelangt, wo er sich so sehr hinwünschte -, und sie hatte ihm alles verdorben. Seine Wut war mit den Händen zu greifen. Sie bat darum, aufs Klo gehen zu dürfen.
    Er erlaubte es ihr. Sie stieg auf den Boden herunter. Wie viele Stunden war es her, dass ihre Hände frei von Fesseln waren, wie lange hatte sie keinen Schritt mehr getan? Sobald sie mit den Füßen auf dem Boden stand, begann das Blut zu zirkulieren. Die Kälte wurde zu quälenden Stichen, die ihr durch den ganzen Körper jagten. Unwillkürlich brüllte Masako vor Schmerz.
    Sie zog sich die am Boden liegende Daunenjacke über. Mit geschlossenen Augen wartete sie geduldig ab, bis sich ihre völlig verfrorene Haut an den kühlen Nylonstoff gewöhnt hatte. Satake beobachtete sie dabei, sagte aber nichts.
    In der Ecke der Fabrikhalle waren die Klobecken. Sie ging darauf zu. Unsicher schlackerten ihre Beine, sie konnte kaum laufen. Sie trat auf etwas Spitzes, und ihre Fußsohlen bluteten, aber der Schmerz drang noch nicht durch. Sie setzte sich auf die verdreckte Klobrille und urinierte. Sie wusste, dass Satake ihr dabei zusah, aber es störte sie nicht. Sie ließ sich den Urin über beide Hände laufen. Es tat höllisch weh, als die vor Kälte steifen Finger so plötzlich mit der heißen Flüssigkeit in Kontakt kamen. Masako verbiss sich ein Stöhnen. Die Spülung tat es sowieso nicht mehr, dachte sie, stand einfach auf und ging wieder auf Satake zu, wobei sie die Hände in die Jackentaschen steckte.
    »Mach schnell!«
    Sie stolperte über einen Ölkanister und fiel hin. Ihr Körper
hatte den Gleichgewichtssinn verloren, sie schaffte es nicht, aufzustehen. Satake kam auf sie zugerannt, packte sie roh am Kragen der Daunenjacke, als wäre sie ein Katzenjunges, und riss sie hoch. Seine Augen blitzten vor Ungeduld, er konnte es kaum erwarten weiterzumachen. Masako steckte ihre beiden Hände wieder in die Jackentaschen, um sie aufzuwärmen. Ihre Finger bewegten sich immer noch nicht so, wie sie wollte.
    »Na, wird’s bald, los!«
    Masako rieb ihre Finger am Innenfutter der Taschen. Als Satake drohend die Hand hob, um zum Schlag auszuholen, schlitzte sie sein Gesicht mit dem OP-Skalpell auf, das in ihrer Jackentasche gesteckt hatte. Für einen Augenblick schien er nicht zu begreifen, was passiert war, denn er starrte ins Leere; dann fasste er sich an die Wange. Masako hielt den Atem an und beobachtete ihn. Mit ungläubigem Gesicht nahm er wahr, wie ihm das Blut aus der Wange in die Hand schoss. Das haarscharfe Skalpell hatte das Fleisch seiner linken Gesichtshälfte bis auf den Knochen tief durchtrennt. Vom Augenwinkel bis unters Kinn.

8
    Satake ging rückwärts zu Boden und blieb auf seinem Hintern sitzen. Zwischen den Fingern seiner Hand, die er auf die Wange presste, quoll frisches Blut hervor.
    Bei dem Anblick musste Masako unwillkürlich laut schreien. Was sie schrie, wusste sie nicht. Das Gefühl der Unwiederbringlichkeit, das Wissen, etwas getan zu haben, das nicht rückgängig zu machen war, ließ sie einfach wie versteinert dastehen und schreien.
    »Hast mich erwischt«, murmelte Satake, während er das viele Blut ausspuckte, das sich in seiner Mundhöhle gesammelt hatte.
    »Du hast versucht, mich umzubringen.«
    »Ja.« Satake löste die linke Hand von seinem Gesicht und betrachtete den über und über mit eigenem Blut verklebten Handteller.
    »Ich hab auf die Kehle gezielt. Aber meine

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