Die Un-Heilige Schrift
sich gegenüber den Kindern Israels als Gesandter Allahs: „Ich gebe euch ein Zeichen von eurem Herrn, indem ich aus Lehm etwas schaffe, was Vögeln gleicht. Dann werde ich hineinblasen, und es werden mit Gottes Erlaubnis lebendige Vögel sein. Und ich werde mit Gottes Erlaubnis Blinde und Aussätzige heilen und Tote wieder lebendig machen.“
Auffällig dabei ist, wie immer wieder betont wird, dass Jesus nur ein Mittler für den Willen Gottes ist; außerdem werden die Wunder Jesu in der islamischen Theologie metaphorisch verstanden: Mit „Toten“ seien keine physischen Leichname, sondern spirituell tote Menschen gemeint; alles andere widerspräche den Gesetzen der Natur und damit den Gesetzen Allahs.
Jesus wurde nicht gekreuzigt
Für Muslime steht es außer Frage, dass ein von Allah erwählter Prophet auch unter Gottes besonderem Schutz stand. Die Kreuzigung kann daher laut Sure 4, 157 nicht stattgefunden haben:
(Die Juden haben gesagt): „Wir haben Jesus Christus, den Sohn der Maria und Gesandten Allahs, getötet.“ Aber in Wahrheit haben sie ihn nicht (…) gekreuzigt. Denn sie hielten einen anderen für ihn und den töteten sie. (…) Sie können nicht mit Gewissheit behaupten, dass sie ihn getötet haben.
Die Vorstellung, jemand habe „die Schuld (aller) auf sich genommen“, ist in einem muslimischen Verständnis undenkbar – am Ende muss jeder Mensch selbst die Verantwortung für sein Leben übernehmen und die Konsequenzen seiner Taten akzeptieren. Jesus habe keinesfalls für alle anderen gelitten, sondern sei von Gott nach der Erfüllung seines Auftrags an seine Seite erhoben worden. Dieser Auftrag lautete wörtlich (Sure 3,50):
Ich bin gekommen, um zu bekräftigen, was von der Tora vor mir da war. Und ich will euch einiges von dem erlauben, was euch verboten worden ist.
Das hat Jesus getan und wurde mit den anderen Gesandten am Ende der Tage zu Gott gerufen. Dort stellt Allah ihm die aus muslimischer Sicht alles entscheidende Frage (Sure 5, 116–117):
„Jesus, Sohn der Maria! Hast du zu den Leuten gesagt: ,Nehmt euch außer Allah mich und meine Mutter zu Göttern!‘?“ Er sagte: „Gepriesen seist du! Ich darf nichts sagen, wozu mir das Recht fehlt. Hätte ich es doch getan, wüsstest du es (ohnedies und bräuchtest nicht zu fragen). Du weißt Bescheid über meine Gedanken, ich aber nicht über deine. (…) 117 Ich habe ihnen nur gesagt, was du mir aufgetragen hast: ‚Dient Allah, meinem und eurem Herrn!‘“
Es gibt nur einen Gott
Jesus ist ja buchstäblich das „Wort Gottes“ – er ist aus diesem entstanden und es spricht aus ihm. Dennoch, bei aller erwiesenen Gnade, ist und bleibt er ein Mensch. Er ist Messias und Gesandter Allahs, ein echter Sohn Abrahams (Ibrahims), ein sündenloser und hervorragender Charakter mit besonderen Fähigkeiten – aber ihn neben oder gar statt Allah anzubeten wäre ein unverzeihlicher Verstoß gegen den Eingottglauben. Das wird im Koran immer wieder herausgestrichen – Jesus kommt in 15 der 114 Suren vor.
Die Wesens gleichheit von Gott Vater und Sohn ist aus islamischer Sicht reinste Gotteslästerung
Nicht zur Diskussion steht aus dieser Haltung heraus die Trinitätsvorstellung, die sich im Konzil von Nicäa in der entstehenden christlichen Großkirche durchsetzte:
5,72 Ungläubige sind, die sagen: „Allah ist Christus, der Sohn der Maria.“ Christus sagte: „Kinder Israels! Dient Allah, meinem und eurem Herrn!“ Wer Allah andere (Götter) zur Seite stellt, dem ist der Eingang ins Paradies versagt; er wird im Höllenfeuer enden. (…) 73 Ungläubige sind, die sagen: „Allah ist einer von dreien.“ Es gibt keinen Gott außer Allah. Wer mit solchem Gerede nicht aufhört, den wird eine schmerzhafte Strafe treffen.
Jesus offenbarte, die Kirche verdrehte
Da nach islamischer Überzeugung Jesus selbst jedoch die unverfälschten Worte Gottes verkündete und eindeutig sagte, nicht mehr als der Gesandte Gottes gewesen zu sein, müssen die Verantwortlichen für die – Ketzerei ist immer eine Frage der Perspektive – frevelhafte Vorstellung der Dreieinigkeit von Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist anderswo zu finden sein:
5,46 Und den Priestern Israels ließen wir Jesus, den Sohn der Maria, nachfolgen, damit er das Gesetz (die Tora) bekräftige. Und wir überbrachten ihm das Evangelium, das rechte Führung und Licht enthält, als Anleitung und Ermahnung für die Gottesfürchtigen. 47 Die Menschen des Evangeliums (d. h. die Kirchenväter?) sollen
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