Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity
Augen, hielt sich die Nase zu und sprang ihr hinterher. Und Leon folgtein die – wie er fand – trotz allem reichlich trübe Brühe.
Als er wieder auftauchte, sah er so gut wie nichts. In der Dunkelheit des Kanals konnte er kaum die Hand vor seinen Augen erkennen. Aber das, was sich da unmittelbar vor ihm bewegte, war auch gar keine Hand ... Plötzlich begriff Leon: Direkt vor ihm schwamm eine fette Wasserratte vorbei. Fast hätte er vor Schreck aufgeschrien, schaffte es aber gerade noch, die Lippen zusammenzukneifen.
Er sah sich um. Und musste sofort wieder abtauchen. Das Boot kam direkt auf ihn zu und hätte ihn glatt umgefahren, wenn er nicht sofort wieder im Wasser verschwunden wäre. Dass es sich um ein Luftkissenboot handelte, rettete ihm das Leben. Es glitt so flach übers Wasser, dass es leicht über Leon hinwegschwebte und zum Stehen kam, ohne ihm gefährlich zu werden. Leon konnte unbeschadet hinter dem Boot wieder auftauchen.
Kevin und Tanja waren ganz in der Nähe. Ihre nassen Köpfe ragten kaum sichtbar aus dem dunklen Wasser heraus.
Kevin schwamm zu Leon am Heck des Bootes. Dann legte er den Zeigefinger auf den Mund, um Tanja aufzufordern, bloß still zu sein. Tanja nickte ihm zwar zu, doch Leon fürchtete, dass sie ihr Versprechen nicht lange würde halten können.
Vorsichtig spähten die beiden Jungen um das Boot herum zum Anlegesteg, wo die Männer, die den Gang entlanggekommen waren, bereits warteten.
Jemand sprang von Bord: Tjark!
Und wieder alleine. Weder Träne noch sonst einer der Sharks schien dabei zu sein. Stattdessen ging ein weiterer Erwachsener von Bord. Es war der Mann vom Dach des Hochhauses. Er führte einen Jungen mit sich, dem sie die Hände auf den Rücken gebunden hatten. Und dieser Junge war ohne Zweifel Timor!
Linda wurde langsam ungeduldig. Sie hatte so schnell wie möglich in das Reich der Sharks vordringen wollen. Und jetzt kauerte sie schon seit zwanzig Minuten hinter einem Müllcontainer, von dem aus sie zwar den Eingang in Tjarks unterirdisches Revier im Blick hatten, wo aber sonst nichts passierte. Als sie Pep gefragt hatte, was er vorhatte, hatte der nur gegrinst und gesagt: »Wirst schon sehen!«
Doch jetzt hatte sie die Nase voll. »Entweder du sagst mir, wie dein Plan ist, oder ich hau ab und versuche die Sache allein zu regeln.«
Gerade wollte Pep einlenken, da sah er etwas, zog den Kopf ein und flüsterte: »Pst!!«
Linda verstummte und beobachtete zusammen mit Pep einen Jungen, offenbar ein Mitglied der Sharks, der auf den geheimen Eingang zuschlich. Er ging immer ein paar Schritte, blieb dann wieder stehen und sah sich um.
»Mann!«, stöhnte Linda. »Der ist ja noch lahmer als du.«
Auch Pep schüttelte lachend den Kopf. »Hält er sein Verhalten etwa für unauffällig? Da könnte er ebenso gut laut durch die Gegend brüllen, dass er jetzt gleich in den geheimen Gang hinabsteigt!« Dann erkannte Pep, wer der Junge war, und ihn wunderte gar nichts mehr: Träne.
»Wo der ist, kann Tjark eigentlich nicht weit sein.«
»Was wollen wir denn von dem?«, fragte Linda. »Den Eingang kennen wir doch. Da hätten wir nicht auf ihn warten müssen.«
»Still!«, sagte Pep. »Ich muss mich konzentrieren.« Er holte seine Miniatur-Armbrust hervor und lud sie mit dem klitzekleinen Pfeil.
»Die Pfeil-Cam!«, erkannte Linda.
»Schalte den Monitor an deinem Ärmel ein!«, forderte Pep sie auf.
Allmählich verstand Linda, was Pep im Schilde führte.
Sie betätigte den Touchscreen auf ihrem Ärmel, wartete, bis der Monitor und die Kamera im Pfeil eine Verbindung hergestellt hatten, und schaltete auf »Daueraufnahme«.
Jetzt sah sie Peps Gesicht auf ihrem Monitor, der gerade zielte. Und abdrückte. Träne zuckte nicht mal zusammen, so fein bohrte sich der Minipfeil in seine Haut; unmerklich wie ein Mückenstich.
Die Kamera übertrug einwandfrei und scharf.
»Träne ist nun unsere laufende Überwachungskamera im Hauptquartier der Sharks«, stellte Pep zufrieden fest. »Er wird uns sicher durch das feindliche Lager führen.«
»Nicht schlecht«, gab Linda anerkennend zu. »Wie weit reicht die Übertragungsweite?«
»Unendlich«, antwortete Pep. »Die Übertragung läuft über Satellit. Wir können in Ruhe hierbleiben und über den Monitor beobachten, was dort unten los ist.«
Die Sache hatte nur einen kleinen Haken. Da Pep Träne den Pfeil in den Nacken geschossen hatte, konnten sie nur sehen, was sich hinter Träne abspielte.
»Nobody is perfect«, meinte
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