Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity
Boot gestohlen?«
»Deshalb konnte ich es ja starten«, erklärte Kevin. »Das Zündschloss hatte ich längst geknackt. Vor einem halben Jahr. Für die Sharks. Ich hab dir doch erzählt, dass ich zu denen gehörte, bis sie mich entführt haben!«
»Ich glaub’s nicht!«, stöhnte Leon. »Du hast dieses Boot für die Sharks gestohlen?«
»Genau. Und jetzt freuen sich die Bullen, dass sie das Boot entdeckt haben, und verfolgen uns. Und deshalb kann ich auf gar keinen Fall anhalten.«
Kevin sauste jetzt mit Höchstgeschwindigkeit durch den Kanal.
Leon schüttelte fassungslos den Kopf. Auf wen hatte er sich da bloß eingelassen!
»Hey, seht euch das an!«, rief Tanja dazwischen. Sie fischte in einem großen Seesack herum.
»Was ist das?«, wollte Leon wissen.
Egal was jetzt kam: Schlimmer konnte es nicht mehr werden.
»Klamotten!«, triumphierte Tanja. Sie hielt eine Hose und ein Shirt in den Händen.
»Wo kommen die denn her?«, wunderte sich Leon.
»Ist mir doch egal. Auf jeden Fall sind sie besser als dieses Nachthemdchen!« Tanja streifte sich die Kleidung über und stellte erfreut fest, dass sie sogar passte. »Und sieht sogar gar nicht mal schlecht aus!«
Kevin grinste sie an. »Na, dann ist die Welt ja wieder in Ordnung. Ich nehme an, die Klamotten stammen aus der Shark-Beute.«
»Stimmt! Da, das sind meine!«, erkannte Leon. Es waren die Kleider, die die Sharks ihm abgenommen hatten, als sie ihn bis auf die Unterhose ausgezogen hatten.
»Hier!« Tanja warf Kevin Shirt und Hose zu.
Leon erkannte, dass auch das Shirt einmal ihm gehört hatte. Sagte aber lieber nichts. Er musste die anderen nicht auch noch daran erinnern, dass er seit einem Jahr beinahe täglich ausgeraubt worden war.
Kaum waren sie in die Kleider geschlüpft, rief Kevin:»Achtung, Leute! Jetzt wird’s turbulent. Gleich geht’s abwärts! Festhalten!«
»O nein!«, jammerte Leon.
»O ja!«, widersprach Kevin. »Aber das ist noch nicht alles. Wir haben ein Luftkissenboot, die Bullen nicht!«
»Ja und, was heißt das?«, wollte Leon wissen.
»Das heißt: Festhalten!«, schrie Kevin und umklammerte das Steuer.
Tanja hatte sich schon ein Tau um die Hüften geschlungen und band sich in aller Eile an der Reling fest. Leon sah sich panisch um. Zu spät – das konnte er nicht mehr schaffen. Also warf er sich bäuchlings auf den Boden, klammerte sich mit den Händen an die Stützen der Reling und verkeilte seinen Fuß an einem Haken, der aus der Bootswand ragte und eigentlich dafür gedacht war, hier ein Tau zu befestigen.
Und dann ging es abwärts.
Leon, Kevin und Tanja schrien sich die Lungen aus dem Leib, als säßen sie in einer dieser riesigen Vergnügungsmaschinen, in denen man neuerdings zeitweise sogar die Schwerelosigkeit erleben konnte.
Das Polizeiboot raste hinter ihnen her. Doch plötzlich hallte ein ohrenbetäubender Lärm durch die Kanalisation. Ein hässliches Knirschen, ein Krachen und dann ein lauter Knall.
Leon drehte sich um und sah, dass ein Stahlseil den Unterboden des Polizeibootes weit aufgerissen hatte. Das Boot schleuderte zur Seite, aber der Kapitän bekam es trotzdem in den Griff. Es stand nun quer zum Kanal, mit deutlicher Schlagseite. Totalschaden.
»Yeah!«, jubelte Kevin. »Unser Seil hat funktioniert! Die sind wir los!«
»Bist du total plemplem?«, schimpfte Leon. Er begriff, dass das Stahlseil knapp unter der Wasseroberfläche von den Sharks angebracht worden war. Das Luftkissenboot konnte darüber hinwegfahren. Das tiefer liegende Polizeiboot nicht. Offenbar hatten die Sharks Vorkehrungen getroffen und sich Fluchtwege gebaut.
Auch Tanja freute sich: »Es hat geklappt. Super, Kevin!«
»Super?«, fragte Leon. Nichts an dem gesamten Manöver fand er super. Hoffentlich hatten ihn die Polizisten nicht identifizieren können. Nicht auszudenken, was seine Eltern dazu sagen würden, wenn sie erführen, dass Leon zusammen mit einem Dieb und dessen Schwester in einem gestohlenem Boot vor der Polizei türmte.
Leon wollte das Display an seinem Ärmel aktivieren. Doch Tanja sprang auf ihn zu und hielt ihn zurück.
»Spinnst du?«, fragte sie. »Willst du, dass uns die Bullen orten können?«
Leon nahm die Hand vom Ärmel. »Aber wir müssen etwas tun«, sagte er. »Da steckt noch ein Kind in der Tiefkühltruhe. Und Timor haben sie auch noch.«
Kevin sah ihn erstaunt an: »Du willst was gegen die Sharks unternehmen?«
»Natürlich!«, entgegnete Leon. Und stutzte. Die Antwort war ihm einfach so
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