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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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Bastian.
    »Zum anderen Tor hinaus«, übersetzte Fuchur, »dort wo der weiße Schlangenkopf liegt.« »Gut«, sagte Bastian, »aber wie komm’ ich hinaus? Der weiße Kopf regt sich nicht.« In der Tat lag der Kopf der weißen Schlange bewegungslos. Sie hielt das Ende der schwarzen Schlange im Rachen, und ihr Riesenauge starrte Bastian an.
    »Die Wasser fragen dich«, verkündete Fuchur, »ob du alle Geschichten, die du in Phantasien begonnen hast, auch zu Ende geführt hast.«
    »Nein«, sagte Bastian, »eigentlich keine.«
    Fuchur horchte eine Weile. Sein Gesicht nahm einen bestürzten Ausdruck an. »Sie sagen, dann wird dich die weiße Schlange nicht durchlassen. Du mußt zurück nach Phantasien und alles zu Ende bringen.«»Alle Geschichten?« stammelte Bastian, »dann kann ich nie mehr zurück. Dann war alles umsonst.«
    Fuchur lauschte gespannt.
    »Was sagen sie?« wollte Bastian wissen.
    »Still!« sagte Fuchur.
    Nach einer Weile seufzte er und erklärte:
    »Sie sagen, es ist nicht zu ändern, es sei denn, es fände sich jemand, der diese Aufgabe für dich übernimmt.«
    »Aber es sind unzählige Geschichten«, rief Bastian, »und aus jeder kommen immer neue. So eine Aufgabe kann niemand übernehmen.«
    »Doch«, sagte Atréju, »ich.«
    Bastian schaute ihn sprachlos an. Dann fiel er ihm um den Hals und stammelte: »Atréju, Atréju! Das werd’ ich dir nie vergessen!«
    Atréju lächelte.
    »Gut, Bastian, dann vergißt du auch Phantasien nicht.«
    Er gab ihm einen brüderlichen Klaps auf die Backe, dann drehte er sich rasch um und ging auf das Tor des schwarzen Schlangenkopfes zu, das noch immer hochgewölbt war wie in dem Augenblick, als sie den Ort betreten hatten.
    »Fuchur«, sagte Bastian, »wie wollt ihr das je zu Ende bringen, was ich euch da zurücklasse?«
    Der weiße Drache zwinkerte mit einem seiner rubinroten Augenbälle und antwortete: »Mit Glück, mein Junge! Mit Glück!«
    Damit folgte er seinem Herrn und Freund.
    Bastian blickte ihnen nach, wie sie durch das Tor hinausgingen, zurück nach Phantasien. Die beiden drehten sich noch einmal um und winkten ihm zu. Dann senkte sich der schwarze Schlangenkopf, bis er wieder auf dem Boden lag. Bastian konnte Atréju und Fuchur nicht mehr sehen.
    Er war jetzt allein.
    Er drehte sich nach dem anderen, dem weißen Schlangenkopf um und sah, daß dieser sich zur gleichen Zeit gehoben haue und daß die Schlangenkörper auf dieselbe Art zu einem Tor gebogen waren, wie vorher auf der anderen Seite.
    Rasch schöpfte er mit beiden Händen vom Wasser des Lebens und rannte auf dieses Tor zu. Dahinter war Dunkelheit.
    Bastian warf sich in sie hinein - und stürzte ins Leere. »Vater!« schrie er, »Vater! - Ich - bin Bastian - Balthasar - Bux!«
    »Vater! Vater! - Ich - bin - Bastian - Balthasar - Bux!«
    Noch während er es schrie, fand er sich ohne Übergang auf dem Speicher des Schulhauses wieder, von wo aus er einst, vor langer Zeit, nach Phantasien gekommen war. Er erkannte den Ort nicht gleich und war wegen der wunderlichen Dinge, die er um sich erblickte, wegen der ausgestopften Tiere, des Gerippes und der Gemälde, sogar einen kurzen Augenblick unsicher, ob er sich nicht doch noch immer in Phantasien befand. Doch dann sah er seine Schulmappe und den verrosteten siebenarmigen Leuchter mit den erloschenen Kerzen, und nun wußte er, wo er war.
    Wie lange mochte es her sein, daß er von hier aus seine große Reise durch die Unendliche Geschichte angetreten hatte? Wochen? Monate? Vielleicht Jahre? Er hatte einmal die Geschichte eines Mannes gelesen, der sich nur für eine Stunde in einer Zauberhöhle aufgehalten hatte, und als er zurückkehrte, waren hundert Jahre verstrichen, und von allen Menschen, die er gekannt hatte, lebte nur noch einer, der damals ein kleines Kind gewesen und jetzt uralt war.
    Durch die Luke im Dach fiel graues Tageslicht herein, aber es war nicht auszumachen, ob es Vormittag oder Nachmittag war. Es herrschte bittere Kälte auf dem Speicher, genauso wie in der Nacht, als Bastian von hier fortgegangen war.
    Er wickelte sich aus dem Haufen staubiger Militärdecken, unter dem er lag, zog seine Schuhe und seinen Mantel an und stellte überrascht fest, daß beide feucht waren wie an jenem Tag, als es so geregnet hatte.
    Er hängte sich den Riemen über die Schulter und suchte nach dem Buch, das er damals gestohlen und mit dem alles angefangen hatte. Er war fest entschlossen, es dem unfreundlichen Herrn Koreander zurückzubringen. Mochte der

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