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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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ausgeschlossen bleiben, oder daß nur die mit Primzahlen Zutritt bekommen. Ging auch ganz gut, was die Vergangenheit betrifft, nur bei der Vorhersage hat es absolut nicht geklappt. Bin inzwischen der Ansicht, die Entscheidung der Sphinxen ist ganz und gar zufällig und hat überhaupt keinen Sinn. Aber mein Weib behauptet, das wäre eine lästerliche und obendrein unphantásische Meinung und hätte mit Wissenschaft nichts mehr zu tun.« »Kommst du schon wieder mit deinem Unsinn?« hörte man das Gnomenweibchen aus der Höhle keifen. »Schäm dich! Nur weil dein bißchen Hirn dir im Kopf eingetrocknet ist, meinst du, solche großen Geheimnisse einfach ableugnen zu können, alter Schwachkopf!« »Da hörst du’s!« sagte Engywuck seufzend. »Und das Schlimme ist, daß sie recht hat.« »Und das Amulett der Kindlichen Kaiserin?« fragte Atréju. »Glaubst du, sie werden es nicht respektieren? Schließlich sind auch sie Geschöpfe Phantàsiens.«
    »Schon«, meinte Engywuck und wiegte sein apfelgroßes Köpfchen, »aber dazu müßten sie es sehen. Und sie sehen doch nichts. Aber ihr Blick würde dich treffen. Bin auch nicht sicher, daß die Sphinxen der Kindlichen Kaiserin gehorchen. Vielleicht sind sie größer als sie. Weiß nicht, weiß nicht. Ist jedenfalls sehr bedenklich.«
    »Was rätst du mir also?« wollte Atréju wissen.
    »Du wirst tun müssen, was alle tun müssen«, antwortete der Gnom. »Warten, wie sie entscheiden - ohne zu wissen warum.«
    Atréju nickte nachdenklich.
    Die kleine Urgl kam aus der Höhle. Sie schleppte ein Eimerchen mit einer dampfenden Flüssigkeit, unter dem anderen Arm hatte sie einige Bündel getrockneter Pflanzen. Vor sich hinmurmelnd ging sie zu dem Glücksdrachen hinüber, der noch immer reglos schlief. Sie begann auf ihm herumzuklettern und die Umschläge auf seinen Wunden zu erneuern. Ihr riesenhafter Patient seufzte nur einmal zufrieden und streckte sich aus, sonst schien er von der Behandlung kaum etwas zu bemerken.
    »Könntest dich lieber auch ein bißchen nützlich machen«, sagte sie zu Engywuck, als sie noch einmal in die Küche zurücklief, »anstatt hier herumzuhocken und Unsinn zu schwätzen.« »Mache mich sehr nützlich«, rief ihr Mann ihr nach, »vielleicht nützlicher als du, aber das wirst du nie begreifen, einfältiges Weib!«
    Und zu Atréju gewandt fuhr er fort: »Sie kann nur ans Praktische denken. Für die großen Überblicke hat sie einfach keinen Sinn.«
    Die Turmuhr schlug drei.
    Wenn überhaupt, dann hatte der Vater spätestens jetzt gemerkt, daß Bastian nicht nach Hause gekommen war. Ob er sich wohl Sorgen machte? Vielleicht würde er losgehen und ihn suchen. Vielleicht hatte er schon die Polizei benachrichtigt. Am Ende wurden schon Fahndungsmeldungen im Rundfunk durchgegeben. Bastian fühlte einen Stich in der Magengrube.
    Und wenn es so war, wo würden sie ihn suchen? In der Schule? Vielleicht sogar hier auf dem Dachboden?Hatte er überhaupt die Tür abgeschlossen, als er vom Klo zurückkam ? Er konnte sich nicht mehr erinnern. Er stand auf, um nachzusehen. Ja, die Tür war verschlossen und verriegelt.
    Draußen begann es schon langsam dämmerig zu werden. Das Licht, das durch die Dachluke hereinkam, wurde unmerklich schwächer.
    Um seine Unruhe loszuwerden, lief Bastian ein bißchen im Speicher hin und her. Dabei entdeckte er eine Menge Sachen, die eigentlich gar nichts mit den Schulgegenständen zu tun hatten, die sonst hier waren. So zum Beispiel ein altes, verbeultes Trichtergrammophon - wer weiß, wann und von wem es hierhergebracht worden war? In einer Ecke standen mehrere Gemälde in verschnörkelten Goldrahmen, auf denen fast nichts mehr zu sehen war, außer da und dort ein blasses, streng blickendes Gesicht, das aus dem dunklen Hintergrund hervorschimmerte. Es gab auch einen von Rost zerfressenen siebenarmigen Kerzenleuchter, in dem noch die Stümpfe dicker Wachslichter steckten, die lange Tropfenbärte gebildet hatten.
    Dann erschrak Bastian, denn in einem dunklen Winkel bewegte sich eine Gestalt. Erst auf den zweiten Blick erkannte er, daß dort ein großer, halbblinder Spiegel stand, in dem er undeutlich sich selbst gesehen hatte. Er ging näher heran und betrachtete sich eine Weile. Schön war er wahrhaftig nicht mit seiner dicken Figur und den X-Beinen und diesem käsigen Gesicht. Er schüttelte langsam den Kopf und sagte laut:
    »Nein!«
    Dann ging er zu seinem Mattenlager zurück. Er mußte das Buch jetzt schon nahe an seine Augen

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