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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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halten, um weiterlesen zu können.
    »Wo waren wir stehengeblieben?« fragte Engywuck.
    »Beim Großen Rätsel Tor«, erinnerte ihn Atréju.
    »Richtig! Nehmen wir an, es ist dir gelungen, durchzukommen. Dann - und erst dann - wird für dich das zweite Tor da sein. Das Zauber Spiegel Tor. Kann dir darüber, wie gesagt, nichts aus eigener Beobachtung sagen, sondern nur das, was ich an Berichten gesammelt habe. Dieses zweite Tor ist sowohl offen als auch geschlossen. Hört sich verrückt an, wie? Vielleicht sagt man besser, es ist weder geschlossen noch offen. Obwohl es dadurch nicht weniger verrückt wird. Kurzum: Es handelt sich dabei um einen großen Spiegel oder so was, obwohl die Sache weder aus Glas noch aus Metall besteht. Woraus, hat mir nie jemand sagen können. Jedenfalls, wenn man davorsteht, dann sieht man sich selbst -aber eben nicht wie in einem gewöhnlichen Spiegel, versteht sich. Man sieht nicht sein Äußeres, sondern man sieht sein wahres inneres Wesen, so wie es in Wirklichkeit beschaffen ist. Wer da durch will, der muß - um es mal so auszudrücken - in sich selbst hineingehen.«
    »Jedenfalls«, meinte Atréju, »scheint mir dieses Zauber Spiegel Tor leichter zu durchschreiten als das erste.«
    »Irrtum!« rief Engywuck und begann wieder aufgeregt hin-und her zu laufen, »ganz gewaltiger Irrtum, mein Freund! Habe erlebt, daß gerade solche Besucher, die sich für besonders untadelig hielten, schreiend vor dem Ungeheuer geflohen sind, das ihnen in dem Spiegel ent gegengrinste. Manche mußten wir sogar wochenlang kurieren, ehe sie überhaupt wieder in der Lage waren, die Heimreise anzutreten.«
    »Wir!« brummte die Urgl, die eben mit einem neuen Eimerchen vorbeikam, »ich höre immer wir. Wen hast du denn kuriert?«
    Engywuck winkte nur mit der Hand ab.
    »Andere«, fuhr er in seinem Vortrag fort, »haben offenbar noch viel Schrecklicheres gesehen, hatten aber den Mut, trotzdem durchzugehen. Für manche war es auch weniger erschreckend, aber Überwindung kostete es jeden. Man kann darüber nichts sagen, was für alle Geltung hätte. Ist für jeden anders.«
    »Gut«, sagte Atréju, »aber man kann jedenfalls hindurchgehen durch diesen Zauberspiegel?« »Kann man«, bestätigte der Gnom, »natürlich kann man, sonst war’s ja kein Tor. Logisch, nicht wahr?«
    »Man kann ja auch außen herumgehen«, meinte Atréju, »oder nicht?«
    »Kann man«, wiederholte Engywuck, »kann man durchaus! Nur ist dann dahinter nichts mehr. Das dritte Tor ist erst da, wenn man durch das zweite gegangen ist, wie oft muß man dir das noch sagen!«
    »Und was hat es mit diesem dritten Tor auf sich?«
    »Hier wird die Sache überhaupt erst richtig schwierig! Das Ohne Schlüssel Tor ist nämlich zu. Einfach zu. Punktum! Da gibt’s keine Klinke und keinen Knauf und kein Schlüsselloch, nichts ! Nach meiner Theorie besteht der einzige Türflügel, der fugenlos schließt, aus phantásischem Selen. Du weißt vielleicht, daß es nichts gibt, womit man phantásisches Selen zerstören, verbiegen oder auflösen kann. Ist absolut unzerstörbar.«
    »Also kann man überhaupt nicht durch dieses Tor?«
    »Langsam, langsam, mein Junge! Es sind ja Leute hineingekommen und haben mit der Uyulála gesprochen, nicht wahr? Also kann man die Tür öffnen.«
    »Aber wie?«
    »Hör zu: Phantásisches Selen reagiert nämlich auf unseren Willen. Gerade unser Wille ist es, der es so unnachgiebig macht. Je mehr einer hinein will, desto fester schließt die Tür. Aber wenn es einer fertigbringt, jede Absicht zu vergessen und gar nichts zu wollen - vor dem öffnet sich die Tür ganz von selbst.«
    Atréju senkte den Blick und sagte leise : »Wenn das wahr ist - wie soll es mir dann möglich sein, hindurchzukommen? Wie könnte ich es nicht wollen?«
    Engywuck nickte seufzend.
    »Sagte ja schon: Das Ohne Schlüssel Tor ist am schwersten.«
    »Und wenn es mir dennoch gelingen sollte«, fuhr Atréju fort, »bin ich dann im Südlichen Orakel?«
    »Ja«, sagte der Gnom.
    »Und werde ich mit der Uyulála sprechen können?«
    »Ja«, sagte der Gnom.
    »Und wer oder was ist die Uyulála?«
    »Keine Ahnung«, sagte der Gnom, und seine Augen funkelten wütend, »niemand von allen, die bei ihr waren, hat es mir verraten wollen. Wie soll da einer sein wissenschaftliches Werk zu Ende bringen, wenn alle sich in geheimnisvolles Schweigen hüllen, he? Es ist zum Haareausraufen - wenn man noch welche hat. Wenn du bis zu ihr vordringst, Atréju, wirst du mir’s dann

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