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Die Unermesslichkeit

Die Unermesslichkeit

Titel: Die Unermesslichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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Scheißgerät leisten? Rhetorische Frage. Die Antwort kenne ich natürlich. Jim, seine Heiligkeit.
    Bitte.
    Ich weiß nicht, sagte Mark. Ich weiß, dass Mom ein Freak ist und du dir Sorgen machst, aber bald kommen sie doch eh zum Einkaufen, und hier ist es jetzt kalt. Die Küste friert zu. Mit dem Boot rauszufahren wäre ziemlich ätzend.
    Das Eis ist aber dünn, oder? Da kommst du doch durch?
    Schon, aber sie kommen rüber, in ein paar Tagen wahrscheinlich.
    Bitte, sagte Rhoda.
    Es folgte eine lange Pause. Rhoda hatte Angst, noch mehr zu sagen.
    Na gut, sagte Mark schließlich. Behaupte nicht, ich hätte nie was für dich getan. Aber morgen kann ich nicht. Das müssen wir auf Sonntag verschieben.
    Danke, sagte sie. Danke. Aber können wir es morgen machen? Ich mache mir wirklich Sorgen. Ich muss mit ihr reden.
    Tut mir leid. Karens Familie. Wir sind morgen verabredet.
    Okay, sagte sie. Okay. Danke. Rhoda wusste, dass sie weiter nicht gehen konnte. Sie würde einfach warten müssen. Auch wenn sie nicht wusste, wie sie zwei Tage überstehen sollte. Wie ihre Mutter sie an der Küchenspüle festgehalten und ihr gesagt hatte, sie sei allein. Wie sie zu Rhoda gesagt hatte, auch sie würde allein sein. Aber das wirklich Beängstigende war die Ruhe ihrer Mutter. So was sagt man nicht in aller Ruhe, wenn nichts ist.

D er Türrahmen passte nicht. Gary hielt ihn an die Öffnung in der Rückwand. Weiß gestrichene Pinie vor rauer Borke, eine missliche Materialehe. Er hatte die Lücke schmal geschnitten, um sie später noch anpassen zu können, eine Entscheidung, die er getroffen hatte, als er von mehr Zeit ausgegangen war, als er an mehr Zeit geglaubt hatte.
    Er sah sich um, ein rascher Blick nach hinten, als könnte Irene auftauchen. Er hatte sie heute noch nicht gesehen. Sie war früh weggegangen, bevor er aufgewacht war.
    Gary hielt den Rahmen mittig an, sodass er an beiden Seiten überstand. Eine Tür an der Außenseite der Wand, mit zehn Zentimeter Überhang. Und warum nicht? Er baute die Hütte ja nicht für jemand anders.
    Also nahm Gary Hammer und Nägel, richtete den Rahmen aus und bockte ihn mit Resten der Kanthölzer auf. Wenn Irene hier wäre, könnte sie den Rahmen halten, das ginge schneller, aber jetzt würde sie nicht mehr helfen.
    Und ehrlich gesagt hatte er ein schlechtes Gewissen. Er fühlte sich schuldig. Wollte sogar um Verzeihung bitten, und wäre sie hier gewesen, als er aufwachte, hätte er es versucht. Er hätte sie nicht eine fiese alte Hexe nennen sollen. Daran mochte er gar nicht denken. Mochtenicht daran denken, dass er das gesagt hatte. Aber er wusste, dass es so war. Zweimal hatte er es gesagt.
    Gary seufzte. Sein Atem wölkte. Erneut ein guter Tag zum Arbeiten, kalt und bedeckt, aber er war überhaupt nicht in Stimmung. Er fand es schrecklich, mit Irene über Kreuz zu sein. Er wollte, dass zwischen ihnen alles geklärt war.
    Er stemmte die Schulter gegen den Rahmen, setzte schräg einen Nagel an und klopfte vorsichtig drauf. Dann kräftiger, aber er bog sich, und der Rahmen bewegte sich, lag nicht mehr an.
    Da schloss Gary die Augen, ließ sich gegen den Rahmen sacken und versuchte sich zu beruhigen. Er konnte gar nichts. Das wusste er jetzt. Die Hütte ein Fehlschlag, der jüngste in einer ganzen Serie von Fehlschlägen. Na schön. Er musste immer noch diesen Rahmen annageln. Er hatte die Nacht in der Hütte verbracht, und es war kalt gewesen, erbärmlich kalt. Ganz und gar nichts für den Winter.
    Gary positionierte erneut den Rahmen, lehnte sich dagegen und probierte den nächsten Nagel. Schlug ihn fast ganz ein und spaltete dann den Rahmen. Also trat er drei Meter zurück und warf den Hammer an die Wand. Ein schwaches Echo aus den Bäumen und dem dahinter liegenden Hügel, dann ein dumpfer Schlag auf dem Boden.
    Gary hob den Hammer auf und versuchte erneut, einen Nagel anzusetzen und einzuschlagen. Er ging rein, fühlte sich aber nicht stabil an, und als Gary die Rückseite begutachtete, sah er, dass der Nagel nur einkleines Stück der Hüttenwand erwischt hatte. Kein fester Halt wegen des Winkels. Vielleicht ein Zentimeter tief. Nichts von Dauer. Und die Spitze stak jetzt heraus.
    Gary ging zu Irenes Zelt, um einen Müsliriegel zu holen. Beim Hineinlangen, auf den Knien, kam er ihrem Kissen so nah, dass er sie riechen konnte. Er legte sich einen Moment mit dem Kopf auf ihr Kissen und ruhte sich aus. Zog die Knie an, damit sie im Zelt lagen. Er würde ihr sagen, dass es ihm leid tat. Das

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