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Die Unermesslichkeit

Die Unermesslichkeit

Titel: Die Unermesslichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Vann
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Federschmuck in der Strömung, ferne Korallenbüschelund vorbeigleitende Fische. Ein Papageifisch, limonengrün und türkis, schwamm an Rhodas Füßen vorbei.
    Rhoda lächelte. Könnte ein Traum doch auf der Stelle wahr werden. Keine Vorbereitungen. Sie könnte beschließen, dass sie genau so eine Hochzeit wollte, und schwupp passierte es. Warten mochte sie nicht.
    Rhoda nickte ein und wachte ruckartig auf, unsicher zunächst, wo sie war. Die Dusche lief, Jim hatte sein Training beendet. Das Badewasser nicht mehr heiß. Sie stand auf, trocknete sich ab, zog sich an und ging in die Küche. Bereitete lustlos den Salat, kein Interesse an Essen. Schon über eine Woche ohne Sex, eine lange Zeit für sie beide. Sie fragte sich, was los war.
    Jim kam, als sie gerade den Salat fertig und die Teller auf den Tisch gestellt hatte.
    Deluxe, sagte er. Noch so ein neuer schmissiger Begriff.
    Panna Cotta, sagte sie.
    Was?
    Klingt einfach, als würde es zu deluxe passen.
    Hm, sagte Jim. Dann nahm er sich Salat. Hob das Besteck zu hoch. Vollführte jedes Mal in der Luft einen Bogen. Als handelte es sich um eine Inszenierung.
    Ich mache mir Sorgen um Mom, sagte sie.
    Ja.
    Ich muss ihr sofort dieses Telefon bringen. Ich muss mit ihr reden können.
    Jim kaute einen großen Mundvoll Salat. Mit Blick nach draußen, die von Scheinwerfern beleuchtete Terrasse, nicht auf Rhoda. Er kaute zu Ende und trankdann ein halbes Glas Wasser. Durst, sagte er. Nach dem Sport.
    Ich mache mir wirklich Sorgen um sie.
    Jim spießte ein weiteres Salatknäuel auf, hielt dann aber inne und sah sie kurz an. Wenn sie das nächste Mal reinkommen, sagte er. Dann kannst du es ihnen bringen.
    Nein. Ich muss jetzt mit ihr reden.
    Jim stopfte sich den Salat in den Mund. Starrte beim Essen auf seinen Teller. Trank den Rest Wasser. Kann ich noch Wasser haben?, fragte er.
    Rhoda nahm sein Glas und füllte es am Kühlschrank auf. Ging zum Tisch zurück und passte auf, dass sie das Glas nicht hinknallte.
    Hör zu, sagte er. Ich weiß, dass du dir Sorgen machst und dass sie dir wichtig sind. Aber es ist bestimmt alles in Ordnung. Und vielleicht ist es gut, ein bisschen mehr Abstand zu deiner Mutter zu bekommen. Vielleicht verlässt du dich dann weniger auf sie.
    Das ist keine normale Situation, sagte Rhoda. Etwas stimmt nicht mit ihr. Ich habe Angst.
    Nichts wird ihnen da draußen zustoßen. Jim schob seinen Salat auf dem Teller herum, drehte ein Blatt um und noch einmal um. Mann, sagte er. Das ist einfach unbefriedigend. Mir fehlen die Pfannkuchen mit Pfirsich. Aber Pfannkuchen sind nicht gut fürs Muffinhäubchen.
    Vielleicht bringt sie ihn um.
    Was?
    Rhoda stand auf und ging ins Schlafzimmer. Sie legte sich mit dem Gesicht nach unten aufs Bett, schloss die Augen, spürte ihren rasenden Puls. Sie hatte Angst,dass ihre Mutter ihren Vater umbringen oder irgendwie verletzen könnte. Oder sich selbst umbringen. Rhoda wollte nicht daran denken. Sie wollte ihre Gedanken anhalten.
    Mit langer, zu langer Verzögerung kam Jim ins Schlafzimmer. Er setzte sich neben sie und legte ihr eine Hand ins Kreuz. Das wird schon mit ihnen, sagte er.
    Nein, wird es nicht, sagte sie, und sie wusste, dass es stimmte. Sie wusste nicht, woher, und sie konnte es Jim nicht erklären. Er würde ihr nicht glauben. Sie setzte sich auf und wischte sich die Augen. Jim hielt sie nicht fest. Er war zu nichts nütze. Überhaupt keine Hilfe. Warum war sie mit ihm zusammen? Erstmals dachte sie daran, ihn nicht zu heiraten. Vielleicht wäre es ohne ihn auch okay. Es war bloß eine Verlobung. Ich muss Mark anrufen, sagte sie. Ich muss da morgen raus.
    Rhoda, sagte Jim.
    Kannst du bitte einfach still sein? Sie hielt sich die Hände vors Gesicht, Augen geschlossen. Sie wartete, und endlich ging er. Sie rutschte näher ans Telefon und wählte Marks Nummer.
    Karen ging ran, aber Rhoda war nicht nach Plaudern. Sie wartete auf Mark.
    Ein Anruf der Oberen, sagte Mark. Was macht das Lehnsgut?
    Rhoda wusste, dass sie behutsam vorgehen musste. Mark, sagte sie. Ich weiß, das klingt unvernünftig, und ich weiß, das ist sehr viel verlangt, aber ich flehe dich an. Es ist wichtig.
    Wow, sagte Mark. Lass hören. Du hast beschlossen,in ein Zelt zu ziehen, wie die Ellis, und willst, dass ich Jims Haus übernehme?
    Ich habe Mom ein Satellitentelefon gekauft, und ich muss es ihr morgen rausbringen.
    Wie scharf. Hast du für mich auch eins? Ich brauche seit, na, etwa fünf Jahren so ein Ding fürs Boot. Wie kannst du dir so ein

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