Die Unschuld der Rose
mein Sicherheitsteam in den Straßen Londons auf der Suche nach dir. Wo warst du? Die Flugcrew hat mir versichert, dass du sicher im Flughafen angekommen bist. Und dann bist du einfach verschwunden. Warum?“
Ihr Mund war wie ausgetrocknet. „Ich habe die Zeitschrift gesehen.“
„Und?“
„Und ich habe mich so geschämt“, murmelte sie. „Ich war so wütend auf meinen Dad. Ich konnte nicht einfach zu ihm gehen. Erst musste ich mich beruhigen.“
„Warum bist du nicht nach Rio zurückgeflogen, um dich bei mir und im Regenwald zu beruhigen?“
War das nicht offensichtlich? „Weil es schon genug Menschen in deinem Leben gegeben hat, die ihre Geschichte an Zeitungen verkauft haben.“
„Du hattest nichts damit zu tun.“
„Glaubst du das wirklich?“ Mit einem Mal fühlte sie ein unbeschreibliches Glück. Dennoch lächelte sie nur unsicher. „Lernst du plötzlich zu vertrauen, Rafael?“
Sein Griff wurde noch fester. „Nein. Nun, vielleicht, aber nur dir“, fügte er rasch hinzu und zog sie an sich. „Ich weiß, dass du nichts mit dieser Geschichte zu tun hattest. Also, warum hast du dich versteckt?“
„Weil du keinen Mann wie meinen Dad in deinem Leben brauchst.“
„Das reicht jetzt, junge Dame!“ Mit finsterer Miene meldete sich ihr Vater zu Wort. „Ich erwarte mehr Respekt, wenn du von mir sprichst. Ihr beide scheint vergessen zu haben, dass ich auch noch anwesend bin!“
Grace hörte, wie Rafael einatmete. Bevor er zu Wort kam, riss sie sich von ihm los und machte einen Schritt auf ihren Vater zu. „Wir haben nichts vergessen, Dad. Wie auch. Und was den Respekt angeht …“ Ihre Stimme zitterte kaum merklich, als sie ihn anblickte und zum ersten Mal das falsche Lächeln auf seinem Gesicht und die Kälte in seinen Augen wahrnahm. „Respekt muss man sich verdienen. Und in deinem Leben hast du nichts getan, um meinen zu verdienen.“
Ihr Vater stieß einen wütenden Laut aus. „Hüte deine Zunge, Mädchen! Niemand gibt mir freche Antworten, vor allem nicht meine Tochter. Du bist noch nicht zu alt, als dass ich dich nicht übers Knie legen könnte!“
Warnend trat Rafael vor. „Wenn Sie ihr auch nur ein Haar krümmen, schicke ich Sie an einen Ort, an dem Sie nie wieder Geld brauchen“, versprach er mit belegter Stimme. Instinktiv legte Grace eine Hand auf seinen Arm, um ihn zurückzuhalten.
„Du wirst mir nicht den Mund verbieten, Dad. Du kannst mir nicht mehr drohen. Ich hatte eine Woche Zeit, um mich auf das Treffen mit dir vorzubereiten. Und du wirst dir anhören, was ich zu sagen habe.“
Ihr Vater lachte höhnisch. „Wie tapfer und mutig du doch bist, mit deinem brasilianischen Leibwächter an der Seite!“
Grace spürte, wie Rafaels Muskeln sich anspannten, und ließ die Hand auf seinem Arm. „Du machst mir keine Angst. Dieses Mal nicht. Und du weckst auch keine Schuldgefühle mehr in mir. Du hast ein Vermögen an mir verdient. Du hast mich bestohlen … deine eigene Tochter.“ Am liebsten hätte sie jetzt geweint, so sehr schmerzten die Worte. Trotzdem zwang sie sich weiterzusprechen. „Ich habe endlich die Wahrheit begriffen. Du bist kein guter Vater und warst auch nie einer.“
Anscheinend wollte er auf sie zugehen. Doch er musste etwas in Rafaels Augen gesehen haben. Abrupt blieb ihr Vater stehen und blickte beide nur wütend an. „Ich habe mein Bestes für dich gegeben, Grace. Aber du warst immer schon schwierig und undankbar.“
„Nein. Du hast getan, was am besten für dich war. Als ich zur Schule ging, hast du nie daran gedacht, mir zu hel fen. Du warst immer nur um dein Ansehen besorgt. Und dann, als ich die Firma gegründet habe und das Geschäft gut lief, nicht einmal dann warst du stolz auf mich. Du hast nur meine Schwäche ausgenutzt und Café Brazil ausgenommen. Wie konntest du das nur tun, Daddy?“
„Nun, jetzt bin ich stolz auf dich. Du hast den Hauptgewinn gezogen, das ist sicher. Gut für dich, Gracie, das muss ich schon sagen.“ Er lächelte unfreundlich. „Wir werden alle davon profitieren.“
Sie konnte die Wut nicht länger beherrschen. „Nein, das wirst du nicht! Wie konntest du es wagen, Geld von unschuldigen Menschen zu stehlen? Wir haben mit Café Brazil etwas Gutes getan, Dad. Und du hast es verdorben!“
„Du hattest schon immer einen Hang zum Theatralischen! Schön, du hast gesagt, was du sagen wolltest. Du kannst jetzt gehen.“
„Ich bin noch nicht fertig.“ Ihr zitterten die Knie. Grace war überhaupt nicht bewusst, wie
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