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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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sich zum Gehen. Sie konnte es kaum erwarten, den Helm abzunehmen, der diesen schrecklichen drückenden Schmerz verursachte. Doch das durfte sie erst, wenn sie die Baustelle hinter sich gelassen hatte. Als sie an der Tauchgrube vorbeikam, hievte sich einer der Männer gerade mit Hilfe eines Kollegen aus dem Wasser. Ein seltsamer Anblick. Direkt an der Taucherbrille ragte ein schwarzes rundes Mundstück hervor, das Christa an eine Gasmaske denken ließ. Oberhalb des knallgelb gefassten Brillenglases saßen seitlich am Kopf des Mannes zwei Metallbügel. Überall gab es Schrauben und Halterungen. Sie fühlte sich in einen Film versetzt, der an Bord eines Raumschiffs oder auf einem fremden Planeten spielte. Der Froschmann saß eine Weile am Rand des Beckens, sein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Dann half sein Kollege ihm auf die Beine. Schlammiges Wasser kleckerte an ihm hinunter, Matsch schmatzte unter seinen Füßen, als er sich schwerfällig in Bewegung setzte. Plötzlich hatte Christa eine Idee. Während der Schicht war keine Zeit, sich mit den Bautauchern zu unterhalten. Dabei interessierte es sie doch brennend, was dort unten im Krater zu sehen war, mit welchen Schwierigkeiten man zu kämpfen hatte und wie die Prognosen waren.
    »Na, auch endlich Feierabend?«, fragte sie darum den Mann, der auf dem Weg zum Fahrzeug der Spezialfirma nur langsam vorankam.
    »Ja, Gott sei Dank!« Er schnaufte noch immer hörbar. Seine Stimme klang merkwürdig quäkend, weil die Brille seine Nase zusammendrückte.
    »Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen.« Christa kam gleich auf den Punkt, das war ihre Art. »Ich bin aus Lübeck und nur zum Helfen hier in Köln. Das bedeutet, meine Abende sind ziemlich einsam. Ihre Arbeit interessiert mich, sehr sogar. Vielleicht haben Sie Lust, mit mir heute Abend essen zu gehen und mir davon zu erzählen? Oder morgen. Nur wenn es Ihnen passt, natürlich.«
    Er blieb stehen, löste Maske und Brille und schob beides vom Kopf. Die Haare klebten ihm feucht in der Stirn, tiefe Abdrücke der fest sitzenden Plastik- und Gummiteile hatten sich in das Gesicht gegraben.
    Christa spürte, dass sie zu forsch gewesen war – wieder einmal. Sie sah einfach keinen Sinn darin, lange um den heißen Brei herumzureden. Aber sie wollte ihn auch nicht verschrecken, also fügte sie hinzu: »Mein Name ist Christa Bauer, ich bin Restauratorin und wüsste zu gern, wie es ist, durch den ehemaligen Archivkeller zu tauchen.« Sie lächelte.
    Inzwischen hatten sie den Wagen erreicht. Er lockerte die Gurte seiner Weste und streifte endlich die schwere Ausrüstung ab, die an seinen Schultern gezerrt hatte. Er stöhnte, als die Last zu seinen Füßen am Boden lag, stützte die Hände kurz auf die Oberschenkel und ließ den Kopf schwer atmend hängen. Nach wenigen Sekunden richtete er sich wieder auf und streckte ihr die Hand entgegen.
    »Mein Name ist Ulrich. Im Archivkeller zu tauchen ist alles Mögliche, aber sicher kein Urlaubsvergnügen.« Er grinste sie ein wenig schief an. »Beneiden Sie mich also lieber nicht.« Nach einem weiteren tiefen Atemzug fuhr er fort: »Sie wollen also mit mir essen gehen? Warum nicht? Neunzehn Uhr würde mir passen. Wo?«
     
    Sie saßen in einer der typischen Kölsch-Brauereien, die Christa wegen ihrer ungezwungenen Atmosphäre so mochte. Sie fragte sich allerdings, ob es einen Zeitpunkt gab, an dem es nicht voll, laut und eng war. Mitten in der Woche waren hier alle Stühle und Bänke besetzt, die um die grob gezimmerten Tische herumstanden. Der Geräuschpegel, eine Mischung aus Stimmengewirr, Lachen und Gläserklirren, war so hoch, dass Ulrich und sie sich beinahe anschreien mussten. In den ersten Minuten war ihr Gespräch – wohl auch wegen des Lärms – nur schleppend in Gang gekommen. Doch längst hatten sie ihre anfängliche Zurückhaltung überwunden und unterhielten sich angeregt.
    »Ist es nicht bitterkalt im Wasser?«, wollte Christa wissen. »Als ich heute zum Dienst kam, hat es geschneit. Ich wäre nicht gerade begeistert, bei dem Wetter in das Becken steigen zu müssen.«
    »So kalt ist das gar nicht. Neun Grad. Ich habe schon Schlimmeres erlebt.«
    »Vielen Dank, für mich wären neun Grad definitiv zu kalt.«
    »Du musst ja nicht in der Badehose ins Wasser hüpfen.« Er grinste und nahm einen Schluck aus dem schlanken kleinen Kölschglas, das Christa als waschechtes Nordlicht ein wenig albern fand. Das süffige Bier trank sie dagegen sehr gern. »Unsere

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