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Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks

Titel: Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Skloot
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klopfte ihm auf die Brust, bis er nach Luft schnappte und seine blaue Haut ein warmes Hellbraun annahm.
    Als Johnny Pleasant seine Tochter Henrietta bei Großvater Tommy abgab, war sie vier und Day fast neun. Damals hätte niemand vermutet, dass Henrietta ihr ganzes weiteres Leben mit Day verbringen würde: zuerst als Cousine, die im Haus des Großvaters aufwuchs, später als seine Frau.
    Als Kinder standen Henrietta und Day jeden Morgen um vier Uhr auf, um die Kühe zu melken und die Hühner, Schweine und Pferde zu füttern. Sie bestellten einen Garten voller Mais,
Erdnüssen und Gemüse, dann machten sie sich zusammen mit ihren Vettern und Cousinen Cliff, Fred, Sadie, Margaret und vielen anderen auf den Weg zu den Tabakfeldern. Einen großen Teil ihrer Jugend verbrachten sie in gebückter Haltung und setzten Tabakpflanzen. Die Pflüge, hinter denen sie hergingen, wurden von Maultieren gezogen. Jedes Frühjahr pflückten sie dann die breiten, grünen Blätter und banden sie mit wunden, vom Nikotinharz verklebten Fingern zu kleinen Bündeln zusammen; anschließend kletterten sie auf die Dachsparren im Tabakschuppen des Großvaters und hängten Bündel für Bündel zum Trocknen auf. An jedem Sommertag beteten sie um ein Unwetter, das ihre sonnenverbrannte Haut kühlen sollte. Kam dann tatsächlich ein Gewitter, liefen sie kreischend über die Felder und sammelten ganze Arme voll reifer Früchte und Walnüsse, die der Wind von den Bäumen wehte.
    Wie die meisten Jugendlichen aus der Familie Lacks, so schloss auch Day die Schule nicht ab. Er verließ sie in der vierten Klasse, weil die Familie ihn für die Feldarbeit brauchte. Henrietta blieb immerhin bis zur sechsten Klasse. Während des Schuljahres ging sie morgens, nachdem sie den Garten und das Vieh versorgt hatte, mehr als drei Kilometer zu Fuß. An der Schule für Weiße vorüber, wo die Kinder Steine nach ihr warfen und sie hänselten, gelangte sie schließlich zur Schule für Farbige, ein hölzernes Bauernhaus mit drei Räumen, das sich unter Schatten spendenden Bäumen versteckte. Vor dem Haus war ein Hof, auf dem Mrs. Coleman die Jungen und Mädchen getrennt voneinander spielen ließ. Nach Schulschluss und während der Ferien den ganzen Tag über war Henrietta mit Day und den Vettern auf dem Feld.
    Bei schönem Wetter liefen die Vettern nach der Arbeit sofort zu dem Badeteich, den sie sich jedes Jahr anlegten, indem sie den Bach hinter dem Haus mit Steinen, Balken, Sandsäcken und allem anderen, was sich dafür eignete, aufstauten. Mit Steinen
vertrieben sie die giftigen Wassermokassinschlangen, dann ließen sie sich von Baumästen ins Wasser fallen oder tauchten vom schlammigen Ufer aus.
    Wenn es dunkel wurde, machten sie Feuer und verbrannten darin Stücke alter Schuhe, um die Mücken fernzuhalten. Von ihrem Platz unter der großen Eiche, an der sie ein Seil zum Schaukeln aufgehängt hatten, blickten sie zu den Sternen. Sie spielten Fangen, Ringelreihen oder Himmel und Hölle und tanzten singend auf dem Feld herum, bis Großvater Tommy rief, sie sollten jetzt schlafen gehen.
    Jede Nacht krochen die Vettern auf den engen Dachboden über einer kleinen Holzhütte, die nur wenige Meter vom Home-House entfernt war. Dort lagen sie dicht nebeneinander und erzählten sich Geschichten über den Tabakbauern ohne Kopf, der nachts durch die Straßen streifte, oder über den Mann ohne Augen, der am Bach wohnte. Dann schliefen sie, bis ihre Großmutter Chloe unten den Herd mit Holz einheizte und sie vom Duft frischer Kekse geweckt wurden.
    In der Erntezeit spannte Großvater Tommy einmal im Monat nach dem Abendessen die Pferde an und machte sich bereit für die Fahrt in die Stadt South Boston. Dort befand sich nicht nur der zweitgrößte Tabakmarkt des Landes, es gab dort auch Tabak-Umzüge, eine Tabak-Königin und einen Hafen, in dem die getrockneten Blätter auf Schiffe geladen wurden, damit die Menschen überall auf der Welt etwas zu rauchen hatten.
    Bevor Tommy zu Hause losfuhr, rief er alle jungen Vettern und Cousinen zusammen. Sie legten sich auf einem Bett aus Tabakblättern auf den flachen Wagen und kämpften so lange wie möglich gegen den Schlaf an, bevor sie sich dem Rhythmus der Pferde geschlagen geben mussten. Wie die Bauern aus ganz Virginia, so fuhren auch Tommy Lacks und die Enkel über Nacht, um ihre Ernte nach South Boston zu bringen. Dort reihten sie sich beim Morgengrauen in eine lange Wagenreihe
ein und warteten, bis sich die riesigen grünen

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