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Die unterirdische Sonne

Die unterirdische Sonne

Titel: Die unterirdische Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Gegend, und als Linus endlich aufsteht, so gegen Mittag, blafft er meine Mutter an, weil sie ihn nicht geweckt hat. Er muss um eins auf dem Fußballplatz sein, was meine Mutter nicht gewusst hat. Wieso er überhaupt da hinfährt, begreif ich nicht, die letzten Male hat er nur auf der Bank gesessen und durfte sich nicht mal warmlaufen.
    In der Zwischenzeit –
    – Was genau mein Alter im Alpenhof will, kann ich nicht sagen. Auf alle Fälle isst er Mittag in dem Hotel, das zwanzig Kilometer vom Dorf entfernt auf einem Aussichtsberg liegt. Und trinkt was dazu, ist ja klar. Die Sonne scheint, die Tische auf der Terrasse sind voll, und die Bedienungen schauen aus wie auf dem Oktoberfest. Er raucht Zigaretten und bestellt Kaffee und Schnaps. Die Berge sind so nah, dass du sie fast anlangen kannst. Der Samstag ist so warm wie im Sommer. Meine Mutter steht im Geschäft und hat wenig zu tun, weil die Leute lieber in die Stadt fahren oder kein Geld mehr für Ketten und Ringe oder Uhren ausgeben wollen.
    Du wirst mal einen richtig guten Job haben, sagt meine Mutter zu mir.
    Und ich: Ich kauf mir ein Haus und spreng es in die Luft.
    Wieso denn, um Gottes willen?, sagt meine Mutter.
    Und ich: Weil ich die Leute in dem Haus nicht mag.
    So was macht sie fertig und ich geh wieder in mein Zimmer und spiel Computer. Meinen Bruder begleit ich an diesem Samstag nicht zum Fußballplatz. Weil ich keine Lust hab, rumzusitzen und mir die Idioten anzuschauen, die keinen Ball stoppen können.
    Grad, als ich in die Küche runtergeh, um mir was zu essen zu holen, klingelt es an der Tür. Ich mach auf, da stehen zwei Polizisten. Der eine heißt Haberl, und der fragt mich, ob meine Mutter da ist. Ich sag: Die ist im Geschäft.
    Und er: Bist du allein im Haus?
    Ja, sag ich.
    Und er: Es ist was Schlimmes passiert.
    Ich denk an Linus, und der Haberl sagt: Dein Vater ist mit dem Auto verunglückt, er ist gestorben.
    Ich schau den Haberl an wie eine blöde Kuh auf der Wiese, ziemlich lang insgesamt, glaub ich. Dann geh ich rauf in mein Zimmer und sperr die Tür ab. Irgendwann klopft meine Mutter, ich sperr auf, sie quetscht mich an sich und heult, und ich fang auch an zu heulen, obwohl ich das nicht will. Mein Bruder steht bloß blöde rum.
    Ist schon schlimm alles. Er ist mit seinem Schrottopel gegen einen Baum gefahren. Angeschnallt war er nicht, hat die Polizei erzählt.
    Ausgerechnet an dem Tag ist Linus eingewechselt worden und hat sogar ein Tor geschossen. Das hätt er unserm Alten erzählen können, ist eine Nachricht, finde ich. Ging nicht mehr. Er ist extra aus Berlin gekommen, um sich zweitausend Euro zu leihen. Und dann fährt er gegen einen Baum, der ist fast abgeknickt, so brutal ist der Schrottopel dagegengekracht.
    Die Beerdigung kommt im zweiten Teil vom Film, irgendwann. Außerdem wär mir lieber, die würden den Fernseher ausmachen, damit ich meine Ruhe hab jetzt.
    Die Berge hinterm Alpenhof sind so nah da, dass ich mich fast dahinter verstecken könnt.
    Nicht nur, weil sie den Bericht interessant fanden, stellte Conrad den Ton des Fernsehers lauter, sondern auch wegen Eike. Sie wussten alle, dass er sie dafür hasste, wenn sie ihm zuhörten anstatt zu reden oder den Fernseher aufzudrehen.
    Eike lag unter seiner Decke und wimmerte und wollte für sich sein. Dafür hatte jeder von ihnen Verständnis. Nach der Rückkehr von oben hatten sie alle ihre eigenen Methoden entwickelt. Maren, genau wie Sophia, ging sofort ins Bad, schloss die Tür und kam mindestens eine Stunde lang nicht mehr heraus. Wer aufs Klo musste, hatte Pech gehabt.
    Conrad kauerte sich auf seine Matratze und hielt die Hände vors Gesicht und summte eine unheimlich und bedrohlich klingende Melodie vor sich hin.
    Und Leon lief, nachdem die Eisentür wieder hinter ihm ins Schloss gefallen war, immer im Kreis. Es sah aus, als würde er Fußball ohne Ball spielen. Er täuschte mit dem Oberkörper links an und machte gleichzeitig einen Schritt nach rechts, als würde er seinen Gegenspieler ausdribbeln. Manchmal musste einer der anderen ihn stoppen. Meist war es Maren, die die Geduld verlor. Sie sprang auf und hielt Leon fest, so lange, bis er mit schlenkernden Armen auf der Stelle trat und schließlich in Regungslosigkeit verfiel. Dann half Maren ihm, sich an den Tisch zu setzen, und stellte ein Glas Wasser vor ihn hin. Nach einigen Minuten griff er mit beiden Händen danach und führte das Glas wie einen schweren Kelch an seine blassen, trockenen Lippen.
    Jetzt saßen sie

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