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Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Titel: Die Unvollendete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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in der Osteria Bavaria stieg so viel heiße Luft auf wie Rauch aus einem Ofen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, war es kaum zu glauben, dass Hitler in ein paar Jahren die Welt in Schutt und Asche legen würde.

    Es war kalt für die Jahreszeit. Letzte Nacht war in München ein Hauch Schnee gefallen, wie der Guss auf Mrs. Glovers Weihnachtskuchen. Auf dem Marienplatz stand ein riesiger Weihnachtsbaum, und überall duftete es verführerisch nach Tannennadeln und heißen Maroni. Der festliche Glanz ließ München märchenhafter erscheinen, als England je hoffen konnte zu sein.
    Die kalte Luft war belebend, und sie ging mit wunderbarer Zielgerichtetheit auf das Café zu, freute sich auf eine heiße Tasse Schokolade mit viel Sahne.
    Das Café war verraucht und unangenehm nach der glitzernden Kälte draußen. Die Frauen trugen Pelz, und Ursula wünschte, sie hätte Sylvies Nerz mitgebracht. Ihre Mutter zog ihn nie mehr an, und er hing dieser Tage eingemottet im Schrank.
    Er saß ganz hinten an einem Tisch, umgeben von den üblichen Anhängern. Sie waren eine hässliche Schar, dachte sie und lächelte vor sich hin.
    »Ah, unsere englische Freundin«, sagte er, als er sie bemerkte. »Guten Tag, gnädiges Fräulein.« Mit einem kaum merklichen Fingerzeig bedeutete er dem täppischen jungen Gefolgsmann ihm gegenüber aufzustehen und ihr seinen Stuhl zu überlassen. Sie setzte sich. Er wirkte gereizt.
    »Es schneit«, sagte sie. Er blickte aus dem Fenster, als wäre ihm das Wetter noch nicht aufgefallen. Er aß Palatschinken. Sie sahen gut aus, doch als der Kellner sich einen Weg zu ihr bahnte, bestellte sie Schwarzwälder Kirschtorte zu ihrer heißen Schokolade. Sie war köstlich.
    »Entschuldigung«, murmelte sie, langte in ihre Handtasche und kramte nach einem Taschentuch. Die Ecken waren mit Spitze versehen, ein Monogramm mit ihren Initialen »UBT«, Ursula Beresford Todd, war darauf gestickt, ein Geburtstagsgeschenk von Pammy. Sie tupfte sich höflich die Krümel von den Lippen und neigte sich erneut hinunter, um das Taschentuch in die Tasche zurückzustecken und den schweren Gegenstand, der dort lag, herauszunehmen. Den alten Armeerevolver ihres Vaters aus dem Ersten Weltkrieg, einen Webley Mark V. Sie wappnete ihr Heldinnenherz. »Wacht auf«, sagte Ursula leise. Die Worte erregten die Aufmerksamkeit des Führers, und sie fuhr fort: »Es nahet gen den Tag.«
    Eine hundertmal geübte Bewegung. Ein Schuss. Auf die Schnelligkeit kam es an, doch da war ein Augenblick, eine in der Zeit schwebende Blase, nachdem sie die Waffe gezogen hatte und damit auf sein Herz zielte, als alles innezuhalten schien.
    »Führer«, sagte sie und brach den Zauber. »Für Sie.«
    Um den Tisch herum wurden Pistolen aus den Holstern gerissen und auf sie angelegt.
    Ein Atemzug. Ein Schuss.
    Ursula drückte ab.
    Es wurde dunkel.

Schnee
    11. Februar 1910
    K lopf, klopf, klopf. Das Klopfen an Bridgets Tür wurde zu einem Bestandteil des Traums, den sie träumte. Im Traum war sie zu Hause in der Grafschaft Kilkenny, und an die Tür klopfte der Geist ihres armen toten Vaters, der in die Familie zurückwollte. Klopf, klopf, klopf! Sie erwachte mit Tränen in den Augen. Klopf, klopf, klopf. Es war wirklich jemand an der Tür.
    »Bridget, Bridget!«, flüsterte Mrs. Todd eindringlich auf der anderen Seite der Tür.
    Bridget bekreuzigte sich, keine Nachricht, die in der Dunkelheit der Nacht überbracht wurde, konnte etwas Gutes verheißen. Hatte Mr. Todd in Paris einen Unfall gehabt? Waren Maurice oder Pamela krank? Sie stand auf, in dem winzigen Zimmer auf dem Dachboden war es eiskalt. Sie roch Schnee in der Luft.
    Als sie die Tür öffnete, stand Sylvie davor, vornübergebeugt, reif wie eine Samenschote kurz vor dem Platzen. »Das Baby kommt zu früh«, sagte sie. »Kannst du mir helfen?«
    »Ich?«, kreischte Bridget. Bridget war erst vierzehn, doch sie wusste viel über Babys, nicht alles davon war positiv. Sie hatte gesehen, wie ihre eigene Mutter bei einer Geburt starb, aber das hatte sie Mrs. Todd nie erzählt. Und jetzt war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt, es nachzuholen. Sie half Sylvie die Treppe hinunter in ihr eigenes Schlafzimmer.
    »Es ist sinnlos, Dr. Fellowes benachrichtigen zu wollen«, sagte Sylvie. »Durch den Schnee wird er es nicht schaffen.«
    »Heilige Maria, Mutter Gottes«, rief Bridget, als Sylvie auf Händen und Knien ging wie ein Tier und stöhnte.
    »Ich fürchte, dass das Baby jetzt kommt«, sagte Sylvie. »Es

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