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Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Titel: Die Unvollendete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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Kricketball, der lautlos über sie hinwegflog, ein-, zweimal einen Regenbogen und öfter Regen, als ihr lieb war. (Manchmal dauerte es, bis man sie vor den Elementen rettete.)
    Einmal waren da sogar Sterne und der aufgehende Mond – gleichermaßen erstaunlich und erschreckend –, als man sie an einem Herbstabend vergessen hatte. Bridget wurde dafür verantwortlich gemacht. Der Kinderwagen stand draußen, gleichgültig, wie das Wetter war, denn Sylvie hatte von ihrer Mutter Lottie die Fixierung auf frische Luft geerbt. Lottie hatte in jungen Jahren eine Zeitlang in einem Schweizer Sanatorium verbracht, in eine Wolldecke gewickelt tagelang auf einer Terrasse im Freien gesessen und teilnahmslos auf die verschneiten Alpengipfel geblickt.
    Die Buche warf die Blätter ab, papiernes bronzefarbenes Gestöber am Himmel über ihrem Kopf. An einem stürmischen Novembertag tauchte eine bedrohliche Gestalt auf und schaute in den Kinderwagen. Maurice, der Grimassen schnitt und »huh, huh, huh« sang, bevor er mit einem Stock in die Decken stach. »Dummes Baby«, sagte er, und dann begrub er sie unter einem weichen Haufen Laub. Sie wollte unter ihrer neuen Blätterdecke gerade wieder einschlafen, als plötzlich eine Hand Maurice auf den Kopf schlug, und er schrie »Au!« und war nicht mehr zu sehen. Der silberne Hase tanzte eine Pirouette nach der anderen, ein großes Paar Hände hob sie aus dem Kinderwagen, und Hugh sagte: »Da ist sie ja«, als wäre sie verschwunden gewesen.
    »Wie ein Igel im Winterschlaf«, sagte er zu Sylvie.
    »Das arme Ding«, sagte Sylvie und lachte.

    Dann wurde es wieder Winter. Sie erkannte ihn vom ersten Mal wieder.

Juni 1914
    U rsula erreichte ihren fünften Sommer ohne weitere gravierende Zwischenfälle. Ihre Mutter war erleichtert, dass das Baby trotz (oder vielleicht wegen) seines beängstigenden Starts ins Leben und dank (oder vielleicht trotz) Sylvies strammem Regiment zu einem stabilen Kind heranwuchs. Ursula dachte nicht zu viel nach, wie Pamela es manchmal tat, und auch nicht zu wenig, wozu Maurice neigte.
    Eine kleine Soldatin, dachte Sylvie, während sie zusah, wie Ursula Maurice und Pamela am Strand hinterhermarschierte. Wie klein sie wirkten – sie waren klein, das wusste sie –, doch manchmal war Sylvie überrascht von der Größe ihrer Gefühle für ihre Kinder. Das kleinste, neueste – Edward – lag in einem Weidenkorb neben ihr im Sand und hatte noch nicht gelernt, Zeter und Mordio zu schreien.
    Sie hatten für einen Monat ein Haus in Cornwall gemietet. Hugh blieb die erste Woche und Bridget die ganze Zeit. Bridget und Sylvie kochten (ziemlich schlecht), da Sylvie Mrs. Glover den Monat freigegeben hatte, damit sie ihre Schwester in Salford besuchen konnte, die einen Sohn durch Diphtherie verloren hatte. Sylvie seufzte vor Erleichterung, als sie auf dem Bahnsteig stand und Mrs. Glovers breiten Rücken im Abteil verschwinden sah. »Du hättest sie nicht zum Zug bringen müssen«, sagte Hugh.
    »Es war so eine Freude, sie abfahren zu sehen«, sagte Sylvie.

    Die Sonne schien heiß, der Wind wehte stürmisch vom Meer, und Sylvie lag die ganze Nacht ungestört auf dem harten fremden Bett. Sie kauften Fleischpasteten und Pommes frites und mit Äpfeln gefüllte Teigtaschen und aßen sie, auf einer Decke am Strand sitzend, den Rücken an die Felsen gelehnt. Die Anmietung einer Strandhütte löste das stets knifflige Problem, ein Baby in der Öffentlichkeit zu stillen. Manchmal zogen Bridget und Sylvie die Schuhe aus und streckten mutig die Zehen ins Wasser, dann wieder saßen sie unter riesigen Sonnenschirmen im Sand und lasen.
    Sylvie führte sich Conrad zu Gemüte, während Bridget Sylvies Ausgabe von Jane Eyre las, da sie vergessen hatte, einen der spannenden Schauerromane mitzunehmen, die für gewöhnlich ihre Lektüre darstellten. Bridget erwies sich als angeregte Leserin, schnappte häufig vor Entsetzen nach Luft oder erregte sich angewidert und am Ende vor Freude. Im Vergleich dazu wirkte Der Geheimagent ziemlich trocken.
    Bridget war ein Geschöpf des Binnenlands und sorgte sich ständig, ob die Flut sich gerade zurückzog oder stieg, und war scheinbar unfähig, die Vorhersagbarkeit der Gezeiten zu verstehen. »Sie verschieben sich jeden Tag ein paar Minuten«, erklärte Sylvie geduldig.
    »Aber warum um Himmels willen?«, fragte eine ratlose Bridget.
    »Weil …« Sylvie hatte absolut keine Ahnung. »Warum nicht?«, meinte sie knapp.

    Die Kinder, die mit ihren

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