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Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Titel: Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Nachricht von einer Trafalgar-Taube überbringen lassen.
    »Lord Nelson wird erfreut sein, wenn die Ratten seine Lieblinge für ihre Dienste einspannen.«
    Maurice Micklewhite erhob sich von seinem Stuhl. »Lord Brewster hat uns diese Information besorgt, und wir sollten uns ein wenig dankbarer zeigen. Er hat sich immerhin hinab zu den Black Friars begeben.«
    Womit er zweifelsohne Recht hatte.
    Trotzdem.
    »Es erscheint mir offen gesagt ein wenig unzweckmäßig, das Kind erst entführen zu lassen, um es zu töten, und es später erneut zu entführen, um es uns am Ende dann doch zu übergeben. Welchen Zweck sollte dieses Vorgehen verfolgen?«
    Mylady Hampstead rümpfte die Nase.
Es ist das, was uns Lord Brewster hat ausrichten lassen.
    »Warum wollte er Mara töten?« Der Gedanke, dass jemand auch nur daran denken konnte, das Herz eines Kindes zu verschlingen, erfüllte Emily mit tiefer Abscheu. Sie wusste nichts von den Ratten. Nur, dass sie im Hintergrund die Fäden zogen. Dass sie mit der Regentin und den beiden Häusern und allem anderen in der uralten Metropole zu tun hatten.
    »Lord Brewster hat die Informationen geliefert«, gab ich zur Antwort.
    Maurice Micklewhite strafte mich mit einem bösen Blick.
    Was immer der Elf auch behaupten mochte, die Variante der Geschichte, die uns die Ratte aufgetischt hatte, erschien mir in höchstem Maße zweifelhaft. Etwas war faul in dieser Angelegenheit.
    Irgendjemand log.
    Blieb die Frage nach dem Wer und Warum.
    »Welchen Zweck sollte Maras Tod erfüllen?«
    Maurice Micklewhite war es, der Emily antwortete. »Es war ein offenes Geheimnis in der uralten Metropole, dass Lord Mushroom sich nach einem Erben sehnte.«
    Einem männlichen Erben.
    »Nachdem sein Vater vor Jahren schon unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen war, hatte sein Sohn fortwährend nach einer Möglichkeit gesucht, die Blutlinie zu bewahren. Schließlich gebar ihm Mia Manderley ein Mädchen, was ihn nicht erfreute, er jedoch akzeptierte. Die Beziehung der Eheleute war gespannt. Jedermann ahnte, was eigentlich offensichtlich war; nämlich dass Mia Manderley ihrem Gatten nicht nur keine Liebe entgegenbrachte, sondern ihn vielmehr sogar verabscheute. Das Kind hielt die Ehe der beiden aufrecht.«
    »Deswegen wollte Lycidas Mara töten lassen?«
    »Mit dem Tod des Kindes beabsichtigte Lycidas tiefe Zwietracht zu säen in beider Herzen.«
    Niemand wusste, wo die kleine Mara abgeblieben war
, fuhr Mylady Hampstead fort.
Es gab keine Lösegeldforderungen. Keine Nachrichten. Rein gar nichts. Mia Manderley war voll des Kummers und interessierte sich immer weniger für die Belange ihres Mannes, was Martin Mushroom nicht zu tolerieren gedachte. Der Frieden zwischen den beiden Häusern stand auf Messers Schneide
.
    »Wir alle wussten«, erklärte ich Emily, »dass ein Scheitern der Ehe zwischen den beiden Häusern die uralte Metropole in erneute Unruhen würde stürzen können.«
    »Lycidas wusste das auch«, übernahm Maurice Micklewhite und nippte an seinem Kräutertee. »Und so wartete er. Die Zeit war sein Verbündeter. Die Spannungen zwischen den Häusern gewannen erneut an Stärke. Lycidas hatte zudem eine enge Beziehung zu Mia Manderley.«
    »Er war Lucia del Fuego«, sagte Aurora. »Ihre Vertraute und Leibwächterin.«
    Der Elf nickte zustimmend. »Schon einige Jahre, doch nicht so lange, wie wir dachten, hatte er diese intime Position inne. Mia Manderley vertraute ihm vorbehaltlos, suchte seinen Rat in vielen Belangen. Er war ihre beste Freundin.«
    Hier kommt das Waisenhaus ins Spiel
, schaltete sich die Rättin ein.
    Alle Augen wandten sich ihr zu.
    Wegen diverser Finanzierungsschwierigkeiten musste das Waisenhaus in Holborn vor kurzem schließen. Mara Mushroom wurde in die Obhut Reverend Dombeys übergeben. Die Ratten erfuhren davon und teilten die frohe Botschaft den Häusern Manderley und Mushroom mit. Unnötig zu erwähnen, dass die engste Vertraute Mia Manderleys ebenso Wind von der Sache bekam.
    »Lucia del Fuego reagierte sofort«, sagte ich.
    Genau
, piepste Mylady.
Lycidas beauftragte seine besten Häscher damit, das Kind aus dem Waisenhaus zu entführen. Doch hatte er mit einem nicht gerechnet.
    Welche Ironie des Schicksals! »Mit Larry dem Lykanthropen.« Es war nun an mir, die Geschichte fortzuführen. »Larry handelte im Auftrag des Lordkanzlers Kensington«, begann ich und schilderte den möglichen Ablauf der Ereignisse. »Kensington lässt Kinder stehlen. Larry erwischt das falsche

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