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Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Titel: Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Ferne. »Zu
mir
will er zurückkehren.« Sie muss lachen. »Nach bestandenen Abenteuern.«
    Emily stimmt in das Lachen ein. »Jungs!«
    Die beiden Mädchen sehen einander an.
    Lange Zeit.
    »Wir werden alles gemeinsam durchstehen«, sagt Emily schließlich. »Was da auch kommen mag.«
    Leise, fast ehrfürchtig flüsternd, als seien sie Bestandteil einer Zauberformel, wiederholt Aurora Fitzrovia die Worte. »Was da auch kommen mag.« Und drückt die Hand ihrer Freundin, die sie nie wieder loslassen möchte.
    Drei Tage später suche ich den Raritätenladen am Cecil Court auf. Emily begleitet mich. Sie trägt die blaue Jacke, die ich ihr damals erstanden habe. Eisig kalt ist es. Noch immer ist London in einem Wintermärchen gefangen.
    »Es ist kalt«, sagt Emily.
    »So ist das im Winter.«
    Sie sieht mich an.
    Lächelt knapp.
    Versteht meinen Humor.
    Durch die Stadt sind wir gewandert und haben miteinander geredet.
    Über Dinge, die uns im Kopf herumschwirren. Mara, die noch immer kein Wort spricht. Lycidas, der Lilith geliebt hat. Gut und Böse und all die Dinge dazwischen. Die Kunst der Alchemie und London und das, was ein Kind aus seiner Zukunft machen kann.
    Zum dunklen Fluss hinunter sind wir gegangen.
    Haben auf einer Bank in den Jubilee Gardens gesessen.
    Gesprochen haben wir wenig.
    Einzig den Wellen zugeschaut.
    Wie sie an das Ufer schwappen und all den Unrat mit sich bringen.
    Dann gehen wir durch die Stadt hinauf zum Charing Cross, und ich erzähle Emily, dass ich am Vortag den Lichtengel in der Fußgängerzone drüben beim Oxford Circus gesehen hatte. Die Passanten waren aus den Kaufhäusern geströmt, aus Selfridges und John Lewis, den zahlreichen Souvenirshops und Modeboutiquen. Dort, wo sich die Straßen treffen, die Oxford Street sternförmig in die anderen Distrikte Londons führt, nach Bloomsbury und Piccadilly, Hyde Park und Marylebone; dort hat er gestanden.
    Lord Uriel.
    Der Engel stand auf dem Gehweg und hielt eine Klarinette in den Händen. Einen breitkrempigen Hut mit einer grellen Feder trug er, bunte Hosen und einen abgewetzten Mantel der holländischen Armee. Offen fielen ihm die langen Haare über die Schulter.
    Vor ihm auf dem Boden stand ein Schild, auf dem in geschwungenen Lettern geschrieben stand:
    Let’s face the music and dance …
    Einige der Passanten blieben stehen, als er das Stück von Irving Berlin spielte. Andere begannen mit den Füßen im Takt zu wippen und leise die Melodie mitzusummen, die von der Klarinette in die Winterluft gezaubert wurde.
Heaven, I’m in heaven, and my heart beats so that I can hardly speak, and I seem to find the happiness I seek when we’re out together dancing cheek to cheek.
Lord Uriel ließ die Menschen tanzen, wie es einst sein Bruder Rahel getan hatte.
    »Die ganze Zeit über hat er sich im Himmel eingeschlossen und doch den Himmel nie gefunden.«
    Emily versteht.
    Beim Raritätenladen angekommen hält Emily kurz inne. Tiefe Abdrücke hinterlassen ihre Schuhe im Schnee. Ein warmes Licht erhellt die Schaufenster der Antiquariate in der Gasse am Cecil Court. Die Nacht bricht herein, und morgen wird Little Neil Trent die
Pequod
besteigen und London verlassen. Aurora ist traurig deswegen, doch Emily trägt es, wie alles in ihrem Leben, mit einer Fassung, um die ich sie manchmal beneide. Das Mondsteinauge gefällt ihr mittlerweile immer besser. Wenn sie es berührt, tut sie dies nicht mehr mit der Abneigung, mit der sie es bisher getan hat. Es ist ein Teil von ihr, und sie zögert nicht, es der Welt zu zeigen. Die Strähne, die ihr immer im Gesicht gebaumelt hat, ist verschwunden. Sie trägt ihr Haar jetzt anders. Hat es blond gefärbt.
    »Sie sind, wie Sie sind.«
    Damals hatte ich ihre Hand ergriffen und sie auf das Mondsteinauge gelegt.
    »Sie«, hatte ich eindringlich geflüstert, »sind Emily Laing aus Rotherhithe.«
    Nicht Emily Manderley vom Regent’s Park.
    Niemals würde sie das sein.
    Nein, das Mädchen, das neben mir stand, war Emily Laing aus Rotherhithe. Emily Laing, die am Fuße einer Rolltreppe in der Tottenham Court Road gekauert hatte und mir anvertraut worden war.
    Die Tür zum Raritätenladen öffnet sich.
    Aurora Fitzrovia steckt den Kopf in die Kälte. Dinsdale sitzt auf ihrer Schulter.
    Buchstaben hinter Buchstaben setzt man, und es wächst eine Geschichte, sodass man beinah schon glaubt, sie ganz alleine geschrieben zu haben. Letzten Endes jedoch stellt man fest, dass dies mitnichten der Fall ist.
    Viel zu verdanken habe ich

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