Die Vampir-Brüder
nicht mehr zu sehen. Da hatte der unbekannte Filmer dann aufgehört.
Etwa eine Minute lief der Film noch. Der weiche Sand verschwand, der Boden bekam eine gewisse Festigkeit, und sofort waren auch die Spuren verschwunden.
Luke Dolan schaltete den Apparat ab. Er stieß die Luft aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Noch immer tuckerte es in seinem Kopf. Mit gesenktem Blick ging er wieder zurück zu einem kleinen Tisch. Dort stand eine Lampe, die er einschaltete. Sein Zimmer im Keller wurde so gut erhellt, dass er sich orientieren konnte. Es war so etwas wie ein Hobby- oder Filmraum. Hier stand auch ein Recorder, hier hatte er die Leinwand hochgezogen. In den Glasschränken standen seine Sammelstücke. Kameras aus den verschiedenen Jahrgängen. Alte und uralte. Es war sein Hobby gewesen, sie zu sammeln und liebevoll zu pflegen.
Als Berufsfotograf war er viel in der Welt herumgekommen. Er hatte auch im eigenen Land viel fotografiert und für die verschiedensten Magazine gearbeitet.
Er hatte sich vorgenommen, kürzer zu treten. Er wollte den Druck nicht mehr. Er wollte auch keine Termine. Für ihn war es wichtig, nur seinen Hobbys nachzugehen. Er wollte Bücher herausbringen. Seine gesammelten Werke der Öffentlichkeit präsentieren und praktisch dreißig Jahre seines Berufslebens für die Nachwelt präsent machen.
Immer wieder dachte Dolan an die Vergangenheit und daran, was er alles erlebt hatte. Vieles, von dem andere nur träumten. Tolle Reisen, eine bunte, wenn auch überspannte und unecht wirkende Welt. Mit den verrücktesten Menschen war er zusammengekommen. Er kannte die Stars, aber auch die kleinen, normalen Leute, die oft viel netter waren als die Promis. Er hatte sie alle geknipst, aber auch die Landschaften nicht vergessen. Er kannte sie zu beiden Seiten des Äquators und hatte herrliche Sonnenuntergänge auf der nördlichen und auf der südlichen Halbkugel erlebt. Immer wieder kleine Wunder, die ihm selbst so große Freude bereitet hatten.
Bis auf diesen Film!
Er hatte ihn nicht einmal geschaffen. Sondern auf einer Auktion ersteigert. Er hatte nicht mal gewusst, was sich darauf befand. Dolan war es nur darum gegangen, ein Zeitdokument in die Hände zu bekommen.
Und dann das!
Es gab für ihn keine Erklärung. Eines allerdings stand für ihn fest. Er hatte durch Zufall etwas Unheimliches entdeckt. Dafür fand er keine Erklärung. Da lag auch kein technischer Fehler vor. Es hatte zudem mit dem Filmmaterial nichts zu tun. Dieser Streifen beinhaltete ein Phänomen.
Für Phänomene fühlte er sich nicht zuständig. Das war einfach zu hoch für ihn. Da mussten ihm andere Menschen helfen, um hier eine entsprechende Lösung zu finden.
Er wusste sie bereits. Es gab da jemand, auf den er sich verlassen konnte, einen Mann, dem er einige Male im Laufe seines Berufslebens begegnet war und der sich für übersinnliche Phänomene interessierte. Er war kein Fotograf, sondern gehörte der schreibenden Zunft an, doch darin war er ein As. Und er sah die Welt auch mit möglichst vorurteilsfreien Augen an.
Abends beim Bier war dieser Bill Conolly deutlicher geworden. Da hatte er schon mal was rausgelassen und von Phänomenen gesprochen, die auch ihm widerfahren waren. Über Details hatte er leider nicht geredet, allerdings vertraute Luke Dolan den Angaben seines Kollegen.
Bill musste sich den Film einfach anschauen und seinen Kommentar abgeben. Einen Termin hatten sie schon vereinbart. Conolly hatte zugesagt. Am morgigen Tag würde er bei Dolan erscheinen, und dann wollte Luke den Kommentar des Reporters hören. Er war auch überzeugt, dass ihn Bill nicht auslachte.
Dolan blickte auf die Uhr.
Mitternacht war soeben erreicht. Eine gute Zeit, um ins Bett zu gehen, aber Dolan konnte noch nicht. Er fühlte sich innerlich einfach zu erregt. Obwohl er den Film schon viele Male gesehen hatte, zerrte ein erneutes Betrachten doch an seinen Nerven. Er war einfach nicht so abgebrüht, die Dinge hinzunehmen und darüber hinwegzugehen.
In seinem Kopf bewegten sich die Gedanken, aber er brachte es nicht fertig, sie in eine Reihe zu bringen. Er wollte wissen, weshalb er die Abdrücke sah, aber nicht die Menschen oder nur sehr schwach und schemenhaft.
Er kam damit nicht zurecht. Vielleicht aber Bill Conolly. Zudem hatte er vorgesorgt. Möglicherweise aus einem Gefühl oder einer Vorahnung, denn er hatte von den wichtigsten Bildern des Film Fotos gemacht, sie nummeriert und in einen Umschlag gesteckt, auf dem der Name
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