Die Vampir-Flotte
als Schatten zu erkennen war. Das Riff!
Dreißig Meilen vor der Küste gab es dieses gewaltige aus Korallen, Muscheln, Plankton und Kalk bestehende Gebirge, das bisher kaum erforscht war. Die meisten trauten sich nicht hierher, sie wollten schneller und risikoloser Geld verdienen, doch den beiden Spitzentauchern machte dies nichts aus.
Sie glitten weiter, durch die fast beängstigende Stille der tiefen See.
Simon Rock schaltete als erster seine starke Unterwasserlampe ein.
Das Glas war durch ein kleines Gitter geschützt, damit es nicht so leicht zerbrechen konnte.
Der Strahl bahnte sich seinen Weg durch die Finsternis. In ihm tanzten und wirbelten kleine Lebewesen, die nie zur Ruhe kamen und einen ewigen Kreisel bildeten.
Je näher sie an die Wand herankamen, um so faszinierender wurde es für sie. Sie war nicht glatt, da gab es gewaltige Kerben und Spalten, in denen Muränen lauerten und auf Beute warteten. Sie sahen Höhlen, die von irgendwelchen farbenprächtigen Fischen besetzt waren. Es gab überhängende Wände, Einschnitte und regelrechte Täler, in und durch die sie schwimmen konnten.
Aufgeschreckt durch das Licht, verließ ein winziger Krake seine Höhle, sonderte seine dunkle Flüssigkeit ab und verschwand. Auch andere Fische wischten blitzschnell davon, denn die beiden Taucher waren Störenfriede im friedlichen Nebeneinander des Korallenriffs. Simon Rock deutete mit dem Daumen nach oben. Er wollte steigen. Eine geschmeidige Bewegung seines Körpers, der Schlag mit den Flossen, und er glitt an der Wand entlang hoch.
Etwa fünfzehn Fuß weiter hörte die Wand auf. Simon Rock beugte sich wieder nach vorn, so daß er in das Tal schauen konnte, das hinter dieser Korallenwand lag.
Es war ein regelrechter Korallengarten, der in zahlreichen Farben blühte, als er vom Licht der beiden eingeschalteten Unterwasserleuchten getroffen wurde.
Da wuchsen Seesterne auf dem kalkreichen Untergrund neben Algen und langstieligen Pflanzen, die sich im Rhythmus der Unterwasserdünung bewegten und mit ihren Köpfen zu nicken schienen.
Sie bewegten sich nur nach einer Seite, ein Zeichen für die Taucher, daß sie es hier unten nicht mit gefährlichen Gegenströmungen zu tun hatten.
Das war viel wert.
Sie drangen ein in den Tiefsee-Garten, der vor ihren Augen solch eine Pracht entfaltete. Das Tal dehnte sich weit aus. Es war auf dem Grund auch nicht flach. Im Laufe der Jahre hatten sich neue Korallenbänke gebildet, die dabei waren, sich unter diesen idealen Lebensbedingungen auszudehnen.
Die Männer ließen sich nicht ablenken. Sie schwammen sehr langsam weiter. Die Strahlen kreisten, glitten über den Grund, auch über Wände oder tasteten sich in Spalten und Höhlen hinein, wo sie sich manchmal in der Dunkelheit verloren.
Rock und Montana suchten eines der zahlreichen gesunkenen Schiffe.
Es war nun nicht so, daß die Galeonen einfach nur dalagen, so daß sie jeder Taucher schnell finden konnte, nein, man mußte schon einige Erfahrungen haben, um ein Schiff überhaupt zu finden. Denn im Laufe der Jahrhunderte war aus jedem gesunkenen Schiff eine eigene Korallenbank geworden, die sich unzählige Lebewesen als ihr Gebiet ausgesucht hatte.
Und doch gab es Hinweise.
Manchmal war es die Form. Hin und wieder glänzte auch ein Stück Metall, das aus irgendeinem Grunde nicht überwuchert worden war, oder die geknickten Masten, die ein über dem Grund liegenden Wirrwarr bildeten. Man brauchte wirklich ein gutes Auge, um eine solche Galeone zu entdecken.
Simon Rock schwamm noch immer als erster. Das ließ er sich nie nehmen, denn er war der Führer, er begab sich auch als erster in Gefahr. Plötzlich stoppte er, blieb stehen und trat Wasser. Sofort war Montana neben ihm.
Beide Männer drehten den Kopf und schauten sich unter den Sichtmasken her an.
Bis Rock nach links deutete. Fast wären sie vorbeigeschwommen, denn in die Felswand hinein stach ein etwa zwei Yards breiter Riß, als hätte ihn jemand dort mit einem Messer geschnitten. Er war also breit genug, um die beiden Taucher aufzunehmen.
Montana nickte. Er war damit einverstanden, was sein Boß vorhatte.
Unter Wasser diskutierte man nicht.
Simon Rock schwamm wieder los. Langsam, mit Beinschlägen, die wie die Zeitlupenaufnahme bei einem Schwimmer wirkten. Er tauchte in den Spalt und brauchte wirklich die Lampe, denn jetzt wurde es dunkel. Ein langer Fisch huschte an ihnen hautnah vorbei und hätte sie fast berührt.
Unabhängig voneinander fühlten es Simon
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