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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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abgetrennt hat und all das Blut herausschoss. Das tut mir leid. Ich wollte nicht, dass dir etwas passiert. Das war eine private Angelegenheit zwischen mir und dem Grafen. Aber sie konnte nicht privat bleiben, weil du dich immer in alles einmischen, in alles hineindrängen musst. Früher hat mich das sehr geärgert. Heute bin ich froh darüber.
    So. Da habt ihr sie. Meine Geschichte.

37
Am Strand
    K ate merkte, dass sie ein wenig geweint hatte. Nur Geneviève und sie hatten Penelopes Geständnis gehört.
    »Jetzt sind wir frei«, sagte sie.
    Als die Sonne aufging, löste Dracula sich auf. Rasch wurden die Fackeln an die Bahre gehalten. Flammen stiegen auf, leckten an dem Sarg. Der Leichnam wand sich, als fließe Strom durch ihn hindurch. Verwesung, die für so viele Jahre aufgeschoben worden war, tobte im Körper des Prinzen.
    Prinzessin Asa wurde davon abgehalten, sich über den Scheiterhaufen zu werfen wie eine indische Witwe. Penelope nahm einen breitkrempigen schwarzen Hut aus ihrer Tasche und setzte ihn der Prinzessin auf, damit sie vor dem Morgenlicht geschützt war.
    Kate sah zu, wie Draculas Sarg brannte, und spürte keinen Triumph.
    In der Mitte des Feuers knallte etwas, und eine Säule aus Asche und Funken stieg von dem Scheiterhaufen auf. Das Licht hatte die Leiche erreicht, und sie war in Flammen aufgegangen. Nun brannte dort nur noch Holz.
    Kate spürte die Hitze des Feuers, die Kühle des Morgens.
    Penelope übergab Asa in Kloves Obhut und wandte sich vom Feuer ab. Geneviève war hinunter zur Wasserlinie gegangen. Kate hakte sich bei Penny ein und ging vorsichtig mit ihr den feuchten Sand entlang.
    Ein orthodoxer Priester - der Vlads ursprünglichen Glauben repräsentierte - leierte ein Gebet.
    Marcello ging, hinter seiner Sonnenbrille versteckt, zu den Klippen zurück. Ihre verzweifelte Liebe war erloschen, aber sie
wünschte ihm auch nichts Böses. Er war so verloren wie alle anderen auch. Soweit sie wusste, hatte er den Journalismus aufgegeben und war jetzt Werbeagent für die ganzen neuen Malenkas.
    Charles, Dracula, Marcello. Alle fort.
    Kate war so frei, dass ihr schwindelte. Nur von den Gespenstern nicht.
     
    Die drei Frauen standen am Meer.
    »Ich fliege heute Nachmittag nach London zurück«, sagte Kate. »Es wird höchste Zeit. Auf mich wartet viel Arbeit. Und ich muss dringend Geld verdienen. Der Guardian will mich nach Kuba schicken, damit ich mir diesen Castro einmal anschaue und vielleicht aus ihm schlau werde.«
    »Ich gehe nach Griechenland«, sagte Geneviève. »Und dann vielleicht nach Australien. Ich dachte, ich schaue mir diese Raketenforschung einmal an. Ich bin die ganzen letzten Jahre immer am selben Ort gewesen. Es wird Zeit, wieder einmal zu reisen.«
    Zwischen ihnen blieb unausgesprochen, dass sie sich von Rom besser fernhalten wollten. Wenn sie irgendwelche Vampire trafen, ob Älteste oder nicht, würden sie ihnen raten, um die Ewige Stadt einen großen Bogen zu machen. Dort gab es jemanden, der sehr alt und sehr versessen auf seine Position war.
    Penelope planschte, ließ zu, dass Wasser in ihre Schuhe drang.
    »Ich würde gern Pamelas Grab besuchen«, sagte sie. »Es liegt im Bergland, in Indien. Meine Cousine hat mir viel bedeutet. Ich begreife jetzt, wie sehr ich immer zwischen den beiden Möglichkeiten geschwankt habe, ganz genau wie sie sein und ihr überhaupt nicht ähneln zu wollen.«
    Penelope sagte das, als ob sie um Erlaubnis fragte.
    Kate wusste nicht, was sie tun sollte. Eigentlich müsste sie die Story bringen. Penelope würde für viele eine Heldin sein. Es wurden
bereits Spenden zur Verteidigung ihres Sündenbocks gesammelt.
    Sie hatte Penelope gerade erst alles andere vergeben, was zwischen ihnen vorgefallen war. Diese jüngste Last würde sie erst einmal verdauen müssen.
    »Ich werde es nie jemandem erzählen«, sagte Geneviève. Sie krächzte immer noch ein bisschen.
    Penelope dankte ihr und schüttelte ihr die Hand.
    Draculas Rauch trieb über das Meer hinaus.
    »Ich auch nicht«, sagte Kate. »Wahrscheinlich.«
    Penelope lächelte kalt und küsste sie.
    »Ich hab nur ›wahrscheinlich‹ gesagt.«
    »Ich weiß, was du meinst. Ich habe immer gewusst, was du meinst. Und vergiss bei allem, was ich euch erzählt habe und was wir zusammen durchgemacht haben, nicht, dass ich immer noch Penny bin und du immer noch Katie.«
    Kate sah, wie Pennys Augen matt wurden. Sie veränderte sich erneut, streifte die nächste Schlangenhaut ab.
    »Hab dich«, sagte Penny.

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