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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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Dinge«, sagte Kate. »Empfänge, Feste, Beerdigungen. Die Leben anderer Leute. Und den Mord hast du genauso arrangiert wie alles andere, mit Stil, aber ohne dich in den Vordergrund zu spielen.«
    Geneviève stellte sich neben Kate. Wenn Penelope ihre Freundin angriff, war sie bereit, sie zu retten - ganz egal, was sie der Engländerin schuldig war.
    Lange Augenblicke verstrichen.
    »Na schön«, sagte Penelope kühl. »Ich erzähle euch, was passiert ist. Ich weiß nicht, ob das irgendetwas erklärt, aber …«

36
Penelope, die Listenreiche
    I ch habe es mir ausgesucht, das zu werden, was ich bin. Das wisst ihr beide. Ich habe einen Handel mit Arthur gemacht, mit Lord Godalming. Er hat mich verwandelt, und dafür habe ich … nun, ihr könnt es euch wohl vorstellen. Ich bin nicht wie du, Katie, oder du, Geneviève. Mir wurde beigebracht, dass das Leben aus Kaufen und Verkaufen besteht, dass Gefälligkeiten ausgetauscht und nicht verschenkt werden. Es ist eine sehr viktorianische Einstellung, mit der man aus allen Frauen Huren macht und aus allen Männern Freier. Wir haben vom »Heiratsmarkt« gesprochen und vom »Wert« eines Mädchens.
    Wisst ihr noch, wie es war, sich zu verwandeln? Von frühem Alter an wusste ich, dass ich Macht besaß. Über meine Eltern, meine Freunde, über Männer. Und nicht nur, weil ich hübsch war. Katie, du warst klüger als ich. Und ehrlicher. Darum hat Charles dich vorgezogen. Aber du hättest ihn nie dazu bringen können, dir einen Heiratsantrag zu machen. Und vergesst nicht, das alles ist passiert, als ich noch lebendig und nur ein junges Mädchen gewesen bin. Stellt euch vor, wie viel mächtiger ich als Vampir wurde, wenn ich die Anziehungskräfte unserer Art ins Spiel bringen konnte. Zuerst war ich trunken von den Möglichkeiten.
    Dann wurde ich krank, wie ihr wisst.
    Andere Neugeborene tranken verdorbenes Blut und wurden dahingerafft. Aber so etwas passierte doch Penny nicht. Passierte es sehr wohl. Du, Geneviève, hast mir das Leben gerettet, als du diesen Quacksalber Dr. Ravna daran hindertest, mir noch mehr von seinen Blutegeln anzusetzen. Ich habe die Narben immer noch. Ich kann nur hochgeschlossene Blusen tragen.
    Ich bin vielleicht erwachsen geworden, habe mich vielleicht
verändert, aber im Grunde bin ich immer noch Penelope Churchward. Die schöne Penny. Die schlimme Penny. Es mag keine ganz und gar glückliche Lage sein. Ich gebe zu, dass ich euch beide beneide. Ihr habt Freiheiten genossen, die ich nie kennengelernt habe. Charles hat euch beide mir vorgezogen, und ich kann es ihm nicht verdenken. Früher einmal, in den ersten Wirren des Lebens als Vampir, habe ich mir eingebildet, euch alle zu hassen. Ich versuchte mich an euch zu rächen, indem ich mir Charles holte. Ich hätte ihn leertrinken und verwandeln und damit, so dachte ich damals, zu meinem Sklaven machen können.
    Ich habe es nicht getan. Ich war nahe daran, aber sein Blut hat mich verändert.
    Das ist etwas, das mir nie jemand gesagt hat vor der Verwandlung. Man hatte mir beigebracht, dass das Vampirdasein nur etwas Körperliches ist, das Trinken von Blut. Ich war schockiert, was die heiße kupferne Flut noch alles mit sich trug. Gefühle, Widersprüchlichkeiten, Informationen. Ich wusste nicht, dass die Vampirwerdung Penny Churchward in ein Gefäß verwandelte und das Bluttrinken mich mit anderen Menschen erfüllen konnte. Ein schwacher Vampir, wie ich einer war, kann zu viel von einer starken warmblütigen Person trinken und verlorengehen, eine Reinkarnation seines Opfers werden. Dafür habe ich nicht genug von Charles’ Blut getrunken. Wenn, dann wäre er gestorben. Aber ich trank genug, um mich mit seinen Augen zu sehen, um Pamelas Gesicht über meinem verschwundenen Spiegelbild zu sehen, um das Monstrum zu sehen, das ich schon gewesen war, bevor ich den dunklen Kuss gesucht hatte.
    Ich bekämpfte das Blut in mir. Ich versuchte mich von Charles frei zu machen. Seit damals habe ich nur von den Schwachen, den Dumpfen und den Professionellen getrunken. Dünner Tee, mit viel Milch.
    Ich gab den Falschen die Schuld dafür. Charles Beauregard hatte
mich nicht zu dem gemacht, was ich war, hatte meine Welt nicht mit Blut gefärbt. Auch Art nicht. Nicht in Wirklichkeit. Hinter allem, hinter dem ganzen Wandel, steckte Dracula.
    Er war Prinzgemahl damals. Später nannte er sich alles Mögliche, Prinz und Kaiser der Nacht und Katzenkönig und was weiß ich. Für mich ist er immer noch derjenige, als der er sich

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