Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
gelehnt, auf dem Boden und sah sie aus ruhigen dunklen Augen an. Ihr Auge war sehr geübt, wenn es darum ging den Unterschied zwischen Vampir und Mensch zu erkennen. Dieser Mann war definitiv ein Vampir!
Schnell rutschte Sayura an die Wand hinter sich.
Noch immer fühlte sie sich benebelt von der Betäubung, doch langsam wich dieses Gefühl der Realität. Und die Realität war wirklich beklemmend.
„Ein Vampir – soll das mein Ende sein?“, dachte sie schockiert.
Sie sah sich nochmals kurz um: Sie saß in einem Loch von Kerker mit kahlen nassen Steinwänden. Es war kalt, dunkel und glitschig, dazu dreckig. Durch esslöffelgroße Löcher in den porösen Steinwänden konnte man das Trapsen und Piepsen von Ratten wahrnehmen.
Ihr Blick wanderte jetzt schnell zurück zu dem Vampir. Sie durfte ihn nicht aus den Augen lassen. Sie hatte zwar keine Ahnung, was geschehen war oder noch geschehen würde; aber sollte es zu einer Auseinandersetzung kommen – und davon ging Sayura aus –, würde sie nicht kampflos aufgeben. Ihr müder, schwerer Körper war angespannt. Es fiel ihr schwer, den Nebel in ihrem Kopf zu verdrängen und klar zu denken; aber würde ihr Gegenüber auch nur zucken, würde sie aufspringen und um ihr Leben kämpfen.
Wieder dröhnte die Stimme von vorhin in den kleinen Raum hinein.
Sayura folgte ihr mit dem Blick.
Zur Rechten Sayuras, unter der Decke, war ein kleiner Lautsprecher angebracht.
„Vampir, du tust dir und deiner Rasse einen Gefallen, wenn du sie ebenfalls zu einem Vampir machst. Sie ist eine Jägerin …, und es wäre ihre gerechte Strafe!“
Sayura drückte sich noch ein wenig enger an die Wand. Sie sollte sich nichts vormachen: Hier in diesem Raum hatte sie kaum eine Möglichkeit, sich zu wehren, schon gar nicht, wenn ihr Gegner ein Vampir war, zumal man sie ihrer Waffen beraubt hatte. Und was, wenn der Feind, so absurd es zu sein schien, nicht unbedingt der Vampir war, sondern jene Person, die sich hinter der Lautsprecherstimme verbarg?
Sayura war gerade auf ihrem abendlichen Streifzug in ihrem Revier gewesen, als ein schwarzer Van angefahren kam und neben ihr hielt. Als die Schiebetür geöffnet wurde, blickte Sayura in den bedrohlichen Lauf einer Gewehrmündung. Daraus wurde ein Schuss auf sie abgefeuert, der sie schmerzlich in die Schulter traf. Bewusstlos war sie zusammengesackt. Zeit zum Denken oder Handeln hatte sie keine gehabt.
Eine Ratte wagte sich nun aus einem Loch in der Kellerwand und lief zielstrebig und piepsend auf den Vampir zu. Sayuras Blick folgte ihr.
Mit einem Mal klatschte die Hand des Vampirs auf die Ratte nieder. Sayura konnte ein leises kurzes, knackendes Geräusch vernehmen: Das Rückgrat der Ratte war gebrochen.
Der Mann hob die Ratte mit der Hand zu seinem Mund. Das Quietschen des Tieres wurde zunächst unangenehm laut und brach dann abrupt ab. Sayura vernahm mit einem Gefühl des Ekels die schmatzenden Geräusche des Vampirs, der soeben das Blut der Ratte getrunken hatte. Dieses perverse Schmatzen machte sie wütend.
Der Vampir warf den leblosen Rattenkörper in die Ecke des Drecklochs, in dem auch Sayura gefangen war. Man konnte es bezeichnen, wie man wollte. Es war schlichtweg eine Falle – für alle Anwesenden, egal ob Mensch, Tier oder eben Vampir. Vermutlich würde Sayuras Leben enden wie das der Ratte.
Als Sayura den Vampir erneut ansah, fiel ihr zum ersten Mal seine dicke Halsfessel auf. Sie bestand aus schweren Eisenelementen, die miteinander verbunden waren. Die Eisenkette verlief hinter dem Vampir entlang. Links neben ihm, etwa auf Höhe seiner Schultern, verschwand das Kettenende in der Wand. Er hatte kaum Spielraum für große Bewegungen. Vielleicht würde er gerade einmal aufstehen können.
„Er ist also festgekettet. Aber wozu das?“, grübelte Sayura.
Plötzlich lächelte der Vampir. Sayura sah ihn überrascht an.
„Solange es Ratten gibt, von denen ich mich ernähren kann, bist du in Sicherheit – zumindest vor mir!“, dröhnte seine Stimme in ihrem Kopf. Der Vampir hatte seine telepathischen Fähigkeiten angewandt.
Sie wusste aus Erfahrung, dass sie auf gleichem Weg antworten konnte. Allerdings überschlugen sich die Fragen in ihrem Kopf: Sie fragte sich, wieso er gedanklich mit ihr Kontakt aufnahm, wieso auch er ein Gefangener war; er, ein Vampir! Wieso trank er Blut von Ratten? Wer hatte sie hierher entführt? Wo waren sie hier – und vor allem: warum?
An seinem Blick bemerkte sie, dass er ihren wirren
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