Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
einzuschätzen, wie lange sie bewusstlos gewesen war. Jetzt, da sie allein in diesem Raum war, wurde die Angst übermächtig. Nur schwer bekam sie sie unter Kontrolle. Nur schwer bekam sie Luft.
„Hallo? Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?“, keuchte sie angstvoll in Richtung des Lautsprechers. Sie wartete kurz und wiederholte die Fragen mehrmals. Antwort erhielt sie keine. Mehrere Szenarien spielten sich in ihrem Kopf ab, keines davon war angenehm. Vielleicht würde sie hier gefoltert, vergewaltigt, an Organhändler verkauft oder schlussendlich doch zu einem Vampir gemacht.
Tatsächlich wurde sie zunächst mit Nahrung und Wasser versorgt. Keines der Szenarien traf ein. Doch darauf wollte sie sich nicht verlassen. Die ersten Tage hatte sie aus Angst davor, nun doch vergiftet zu werden, versucht, auf Wasser und Brot zu verzichten. Als jedoch Hunger und Durst beinahe übermächtig wurden, warf sie plötzlich alle Zweifel beiseite und stillte ihre Bedürfnisse. Was hatte sie jetzt noch groß zu verlieren? Wenn ihre Entführer sie hätten töten wollen, hätten sie es längst getan. Warum sie immer noch lebte, war ihr daher ein Rätsel. Sie konnte nur vermuten, dass die maskierten Männer annahmen, der Vampir käme zurück, um Sayura zu retten. Aber so anmaßend konnten selbst sie doch nicht sein! Wieso sollte er das tun, war er dieser Hölle hier doch schließlich erst entkommen? Wozu für eine fremde Frau zurückehren, die er nicht kannte, und die wiedergewonnene Freiheit erneut riskieren? Oder war das gar ihre eigene Hoffnung? Sie wusste, auf ihre Organisation brauchte sie nicht zu hoffen. Vampirjäger waren Einzelgänger, und sie starben im Krieg gegen die Vampire. Sayura kämpfte wie alle Vampirjäger allein. In ihrem Leben gab es keine Verwandten, Freunde oder Bekannten. Niemand würde sie vermissen. Die Organisation würde einfach einen neuen Jäger ausbilden. Einmal im Jahr gab es eine Versammlung aller Vampirjäger; und wer dort auf der Teilnehmerliste erschien, war eben noch am Leben; zumal es diese Regel unter den Jägern gab, die es ihnen untersagte, andere Jäger im Kampf zu unterstützen, sollte die Situation auch noch so aussichtslos sein. Ein einzelner Jäger war entbehrlich, nicht aber mehrere auf einmal. Ausnahme bildete einzig und allein ein ausdrücklicher und schriftlicher Befehl, der einen gemeinsamen Kampf mehrerer Jäger anwies. Sayura empfand ihre gegenwärtige Situation mehr als aussichtslos; und sie wusste, dass keiner nach ihr suchen und sie retten würde.
„Was habt ihr mit mir vor?“, weinte sie irgendwann verzweifelt. Ihre eigene Stimme klang seltsam fremd.
Die Lautsprecherstimme schwieg beharrlich. Stattdessen öffnete sich irgendwann die Tür. Ein Mann trat wortlos hindurch, ging auf Sayura zu und öffnete ihre Halsfessel. Grob zerrte er sie an ihrem Arm vom Boden zu sich hoch und zwang sie so, mit ihm zu gehen. Das grelle Licht tat ihr in den Augen weh, als sie den Gang betrat.
„Zieh dich aus!“, zischte der Mann unter seiner Maske hervor, bevor er sie in einen kleinen Raum stieß. Sayura sah sich um. Es war ein kleiner, weiß gekachelter Raum mit einem Abfluss in der Mitte des Bodens. Vermutlich sollte sie hier duschen. An der Decke befanden sich jedoch keine Duschköpfe, lediglich die grellen Neonröhren. An der Wand neben der Tür war ein kleiner verchromter Hahn angebracht. Auch eine Nische war verbaut worden. In Sayura keimte eine leise Ahnung, was geschehen würde, sobald der Mann wiederkäme.
Das kleine Fenster, das in die Tür eingelassen war, verschob sich. Der Mann sah hinein und betrat kurz darauf den Raum. Die Tür verschloss sich hinter ihm. Er befestigte einen grünen Schlauch mit Spritzvorrichtung an dem kleinen Wasserhahn. Bevor er die Düse des Schlauches in seiner Hand betätigte, grunzte er: „Ich sagte, du sollst dich ausziehen!“ Ein kalter, beißender Wasserstrahl traf Sayura. Es war schmerzhaft. Sie wandte sich ab.
„Runter mit den Klamotten!“, befahl er herrisch, als er den Wasserstrahl unterbrach.
Welche Wahl hatte sie schon? Mühsam pellte sie sich aus ihrem Kleid und stand schließlich nackt, frierend und ängstlich vor ihm. Mit ihren Armen versuchte sie, ihre Blöße zu verdecken. Der Mann glotzte sie eine Weile unverhohlen an, dann betätigte er erneut die Düse. Nach einer weiteren Pause drückte er Sayura ein Stück Kernseife in ihre zitternden Hände. Der Wasserstrahl tat ihr mehr und mehr weh.
Als das Prozedere endlich vorüber
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