Die Vampirverschwoerung
Die Tür ging wieder zu.
Lucy hob das NOTRUF-Schild neben der Tür an, unter dem ein Tastenfeld zum Vorschein kam. Sie tippte eine Reihe von Nummern ein, woraufhin eine kleine Metalltafel automatisch zur Seite glitt und den Blick auf einen einzigen runden Aufzugknopf freigab, auf dem ein umgekehrtes V zu sehen war. Lucy drückte darauf und der Knopf leuchtete grün auf.
»Und runter gehtâs«, verkündete Sophia.
Olivia beobachtete die Leuchtanzeige über der Tür, die anzeigte, in welchem Stockwerk sie sich befanden. Innerhalb von Sekunden wechselte sie von 5 zu 1 und dann zeigte sie EG für Erdgeschoss an. Kurz darauf verschwand das EG und die Lichter im Aufzug erloschen und hüllten Olivia und ihre Freunde in völlige Dunkelheit.
Brendan heulte unheimlich wie ein Geist. Olivia spürte, wie die Aufzugkabine weiter abwärtssauste.
Wie weit kann es denn noch runtergehen?, fragte sie sich. Was, wenn wir unten aufschlagen?
»He, Leute?«, sagte sie zögernd.
Plötzlich hielt die Kabine an und Olivia fiel beinahe hin. Pling . Auf der roten Leuchtanzeige über der Tür erschien ein umgekehrtes V und die Tür glitt auf.
Olivia traute ihren Augen nicht. Hier unten gab es noch ein komplettes Kaufhaus, das vor Gruftis, die ihre letzten Weihnachtseinkäufe erledigten, nur so wimmelte.
»Willkommen im Kaufhaus Crueller«, sagte Brendan mit Reiseleiterstimme, »dem drittgröÃten Vampir-Einkaufsparadies Nordamerikas.«
»Ich wusste ja, dass ihr eure eigenen Geschäfte habt, aber das hier istâ¦Â«
Olivia suchte nach dem richtigen Begriff. Ihr drehte sich der Kopf von all den Vampiren und den unglaublichen Vampirsachen um sie herum. »Es ist einfach hinbeiÃend!«
»HinbeiÃend!«, wiederholte Lucy und lieà sich das Wort auf der Zunge zergehen. Ihr Mund verzog sich zu einem teuflischen Grinsen.
Sie gingen durch die Kosmetikabteilung und kamen an einem Stand vorbei, an dem »23 verschiedene WeiÃ-Schattierungen« beworben wurden. Olivia sah interessiert zu, wie eine Kosmetikerin einer blassen Kundin in Schwesterntracht schwarzen Lippenstift auftrug. Eine elegante Vampirfrau trat mit einer Sprühflasche auf sie zu.
»Möchten Sie mal das neue Parfüm âºVerwesungâ¹ probieren?« , bot die Frau an.
»Nein, danke.« Olivia blieb der Mund offen stehen.
Sie kamen in die Damenmodeabteilung. Auf einem Tisch waren schachbrettartig zusammengefaltete T-Shirts ausgelegt. Olivia sah eins, auf dem ein Häschen, das anstelle der Augen je ein X hatte, kopfüber abgebildet war. Sie griff danach und hielt es sich an.
»Das muss ich unbedingt haben«, verkündete sie.
»Machst du Witze?«, sagte Sophia und nahm ihr das T-Shirt ab. »Das ist ein Paul-Frankenstein-Shirt und kostet ein Vermögen!«
Um sie herum flüsterten die Leute und starrten sie an, als sie vorbeigingen. Olivia nahm an, es lag an ihrer Lammfelljacke. SchlieÃlich hüpfte nicht jeden Tag ein Cheerleader durch ein Vampirkaufhaus. Aber als sie dann die Spielwarenabteilung betraten, kam ein kleines schwarzhaariges Mädchen mit roter Brille auf sie zu. Ihre Mutter stand nicht weit entfernt.
»Seid ihr Olivia und Lucy?«, fragte das kleine Mädchen schüchtern.
Olivia und Lucy nickten beide. »Allerdings«, gab Olivia zu.
»Kann ich bitte ein Autogramm für meine Freundin haben?«, fragte das Mädchen und streckte ihnen ein Stück Papier und einen Stift entgegen.
Stimmt ja, wir sind beinahe berühmt, fiel Olivia wieder ein. Sie nahm den Stift und lächelte. »Wie heiÃt deine Freundin denn?«
»Clarissa«, sagte das Mädchen schüchtern. »Sie ist ein Mensch. Sie weià nichts über Vampire. Aber wir haben beide Bilder von euch in unseren Zimmern hängen.«
»Und wie heiÃt du?«
»Erica«, sagte das Mädchen.
Liebe Clarissa, schrieb Olivia. Du und Erica seid einfach hinbeiÃend. Geschrieben sah das Wort auch gut aus. Herzlich, Olivia.
Olivia gab das Stück Papier an Lucy weiter, die hinzufügte, PS: Das bedeutet, ihr seid echt grottig.
»Sag ihr einfach, das sei Gruftislang«, erklärte Olivia Erica, die nach dem Papier griff und zu ihrer Mutter lief, um es ihr zu zeigen.
Olivia und ihre Freunde gingen weiter. »Da ist die WF«, verkündete Brendan plötzlich. Olivia sah sich um, aber sie konnte nichts entdecken, das wie eine
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