Die Vampirverschwoerung
uns von Karl Lazar erzählt haben«, sagte Lucy, »dem Vampir, der sich in eine Menschenfrau verliebt hat und dann untergetaucht ist?«
»Ja«, stimmte Mr Daniels zu.
»Wir haben ihn gefunden«, flüsterte Olivia.
»Wirklich?« Mr Daniels bekam groÃe Augen. »Wo denn?«
»In Franklin Grove«, antwortete Lucy. »Er hat seinen Namen in Charles Vega geändert.«
»Unglaublich!«, keuchte Mr Daniels.
»Aber wahr«, sagte Lucy. »Mein Vater ist unser leiblicher Vater. Und er glaubt, unsere Mutter sei gestorben, weil sie ein Vampirbaby ausgetragen hat.«
Glücklicherweise verstand Mr Daniels sofort, warum die Mädchen wollten, dass er mit ihrem Vater sprach.
»Geht ihr voraus!«, sagte er.
Lucy klopfte leicht an die Tür zum Arbeitszimmer. »Dad?«
»Komm rein«, war seine Stimme schwach zu vernehmen.
»Dad, hier ist Mr Daniels.« Brendans Vater folgte ihr in den Raum und Olivia kam hinter ihm herein. »Er will dir etwas sagen.«
»Du bist nicht schuld am Tod deiner Frau, Charles«, sagte Mr Daniels einfach.
Ihr Vater wurde ärgerlich. »Danke für dein Interesse, Marc, aberâ¦Â«
Mr Daniels hob die Hand. »Lass mich ausreden. Ich forsche jetzt seit fast einem Jahrzehnt über Mensch-Vampir-Fortpflanzung und seit zwei Wochen untersuche
ich rund um die Uhr den besonderen Fall deiner Töchter. Als die Mutter der Mädchen schwanger wurde, trennten sich die menschlichen Zellen und die Vampirzellen und bildeten zwei komplett verschiedene Embryos aus. Von diesem Augenblick an muss die Schwangerschaft völlig normal verlaufen sein. All meine Forschungsergebnisse bestätigen das. Die Vampir-DNS hat keine negativen Auswirkungen auf die Gebärmutter deiner Frau gehabt.«
»Woran ist sie dann gestorben?«, wollte Lucys Vater wissen.
»Die Medizin und die Wissenschaft der Menschen haben groÃe Fortschritte gemacht«, sagte Mr Daniels. »Aber sogar in unserer heutigen Zeit kann es unvorhersehbare Todesfälle bei einer Geburt geben. Das ist der Lauf der Natur. Der menschlichen Natur, Charles.« Mr Daniels breitete die Arme aus. »Es hat nichts mit uns Vampiren zu tun.«
In Mr Vegas Augen veränderte sich etwas. »Bist du sicher?«, fragte er mit stockender Stimme.
»So sicher, wie ein Genetiker nur sein kann«, sagte Mr Daniels sanft.
Charles Vega stand langsam auf und kam um den Schreibtisch herum auf Mr Daniels zu. Dann schlang er zu Lucys Erstaunen die Arme um Brendans Vater.
»Danke«, sagte er atemlos. »Danke.«
»Mehr als gern geschehen«, erwiderte Mr Daniels groÃzügig.
Ihr Vater drehte sich zu Lucy um. Strahlend ergriff er ihre Hand. Mit der anderen umfasste er Olivias.
»Könnt ihr beide mir je verzeihen?«, fragte er. »Dass ich euch so lange getäuscht habe? Dass ich mich so sehr geirrt habe?«
Olivias Oberlippe zitterte. »Nur wenn du versprichst, dir selbst zu verzeihen«, sagte sie zärtlich. »Dad«, fügte sie hinzu und schluckte.
Ihr Vater zog sie beide an sich, und Lucy sah, wie Olivia sie mit Tränen in den Augen anlächelte. Sie hörte, wie Mr Daniels leise das Arbeitszimmer verlieÃ.
Lucy umarmte ihre Schwester und ihren Vater so fest sie konnte. Zum ersten Mal gab es keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen.
»Schneeflöckchen, Schwarzröckchen«, sang Olivia vor sich hin, während sie sich die Nägel mattrosa lackierte. Es war Heiligabend, und ihre Schwester kramte auf dem Grund ihres Schrankes herum, um zu sehen, ob Olivia Schuhe hatte, die zu dem Outfit passten, das sie für das Weihnachtsessen morgen Abend vorgesehen hatte.
Die Party für ihren Vater  â und all die Emotionen, die damit zusammenhingen  â war erst gestern gewesen. Aber es kam ihr vor, als wäre das schon Jahre her.
»Hast du den Ausdruck auf Dads Gesicht gesehen, als deine Eltern uns zum Weihnachtsessen eingeladen haben?«, fragte Lucy.
»Allerdings«, sagte Olivia und nickte. Sie blies auf ihre Zehen. »Er war ganz gerührt.«
Charles und Lucy hatten Olivia nach der Party nach Hause gebracht, und Olivia war total beeindruckt gewesen, wie ihr Dad ihren Eltern gegenüber reinen Tisch gemacht hatte  â abgesehen von der Vampirgeschichte natürlich. Er hatte gesagt: »Ich bin Olivias leiblicher Vater, aber Sie sind immer noch ihre Eltern,
und es tut mir leid, dass ich
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