Die Vampirverschwoerung
inzwischen selbst nicht mehr so sicher war. Was, wenn Olivia etwas Schreckliches zustöÃt, wenn wir zusammenbleiben?, dachte sie. SchlieÃlich war es
das Blut meines Embryos, das unsere Mutter infiziert hat. Olivias Hand entglitt ihr und alle drei schwiegen, jeder in seine eigenen Gedanken versunken.
Dann drehte ihr Vater seinen Stuhl weg und bat sie freundlich, ihn einen Augenblick allein zu lassen. Lucy und Olivia verlieÃen langsam das Zimmer. Es gab offenbar nichts mehr zu sagen.
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Olivia und Lucy lieÃen sich im Flur vor dem Arbeitszimmer ihres Vaters auf dem HolzfuÃboden nieder.
»Es war nicht sein Fehler«, sagte Olivia sanft.
»Du hast recht«, sagte Lucy, wobei ein Vorhang aus Haaren ihr Gesicht verdeckte. »Es war meiner.«
»Was?«, fragte Olivia überrascht.
»Du warst das Menschenbaby«, erklärte Lucy traurig. »Ich war der Vampir. Unsere Mutter ist gestorben, weil sie mich bekommen hat.«
»Lucy, das ist nicht wahr«, protestierte Olivia. Ihre Schwester sah sie aus den Augenwinkeln zweifelnd an. »Brendans Vater hat doch gesagt, dass sich die Menschen- und die Vampirzellen polarisiert haben. Danach lief alles wie bei einer normalen Schwangerschaft.«
Lucy schüttelte den Kopf. »Das wissen wir nicht.«
Unser Vater hat die letzten zwölf Jahre damit verbracht, sich selbst die Schuld am Tod unserer Mutter zu geben, dachte Olivia. Ich kann nicht zulassen, dass Lucy denselben Fehler begeht. Sie stand auf und streckte ihre Hand aus. »Komm mit.«
»Wo gehen wir hin?«, fragte Lucy und lieà sich hochziehen.
»Mr Daniels suchen«, erklärte Olivia. »Wir werden das jetzt ein für alle Mal klären.«
Sie entdeckten Brendans Vater im Wohnzimmer, wo er sich mit einem kleinen, blassen Mann mit Sonnenbrille unterhielt.
»Entschuldigen Sie, Mr Daniels, können wir Sie einen Augenblick entführen?«, fragte Olivia.
Mr Daniels folgte ihnen in die Küche.
»Lucy und ich müssen Sie etwas fragen«, sagte Olivia.
»Gern«, erwiderte Mr Daniels. Lucy biss sich auf die Lippen und starrte auf ihre Stiefel hinunter.
»Könnte eine Menschenfrau sterben, wenn sie einen Vampir zur Welt bringt?«, platzte Olivia heraus.
»Das kommt darauf an«, antwortete Mr Daniels und Olivia war eine Spur besorgt.
»Worauf?«, wollte sie wissen.
»In erster Linie darauf, ob sie genug Eisen aufnimmt«, erwiderte Mr Daniels. »Aber wenn man von einer ausgewogenen Ernährung ausgeht, gibt es keinen Grund, warum eine menschliche Mutter nicht als Leihmutter für ein Vampirkind dienen könnte. Warum fragt ihr?«
»Weil wir herausgefunden haben, dass unsere Mutter im Wochenbett gestorben ist«, erklärte Olivia geradeheraus. Sie sah zu ihrer Schwester hinüber. Es war klar, dass Lucy immer noch nicht überzeugt war. »Ist es möglich, dass sie an Eisenmangel oder so was gestorben ist?«
»Nein, nein, das kann in eurem Fall nicht sein«, erwiderte
Mr Daniels und schüttelte seine wilde graue Mähne.
Lucy sah auf. »Warum nicht?«
»Weil Eisenmangel der Mutter fast zwangsläufig zu schweren Mangelerscheinungen bei dem Vampirsäugling geführt hätte, und du bist gesund wie eine Fledermaus. Wahrscheinlich waren die normalen, menschlichen Komplikationen, die bei einer Geburt auftreten können, der Grund für den Tod eurer Mutter.«
»Es lag also nicht daran, dass sie mich bekommen hat?«, fragte Lucy leise.
Mr Daniels drückte liebevoll Lucys Schulter. »Nein«, sagte er. »Ganz bestimmt nicht«, fügte er noch eindringlicher hinzu.
Olivia sah, wie sich Erleichterung auf Lucys Gesicht breitmachte. »Danke, Mr Daniels«, sagte sie triumphierend.
Lucy fühlte sich, als hätte sie gerade eine Bluttransfusion bekommen. »Wären Sie bereit, meinem Vater zu sagen, was Sie uns gerade erklärt haben?«, fragte sie.
Er sah verwirrt aus. »Ich denke schon, aber warum?«
Lucy und Olivia wechselten einen Blick.
Wir müssen Brendans Vater die Wahrheit sagen, dachte Lucy, wobei sie ihn noch weiter in die Ecke neben der Speisekammer führte, damit niemand sie hören konnte. »Wenn wir Ihnen ein Geheimnis verraten«, sagte Lucy, »versprechen Sie, es für sich zu behalten?«
Mr Daniels schwieg und musterte Lucys und Olivias ernste Mienen. »Ja«, versprach er schlieÃlich.
»Wissen Sie noch, wie Sie
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