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Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Titel: Die verborgene Sprache der Blumen / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Diffenbaugh
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Eingehüllt in den feuchten Dunst an der Küste, wurden die Pflanzen größer, bunter und ausladender und verdeckten die niedrigen Zäune und Gartenlauben.
    Wenn wieder ein Milchkarton leer war, kehrte ich nach Hause zurück, zerschnitt ihn mit einem Küchenmesser in zwei Hälften und wartete auf die Nacht. Die Erde im Blumenbeet nebenan war dunkel und üppig. Mit einem Suppenlöffel schaufelte ich sie in meine improvisierten Blumentöpfe. Dann bohrte ich Löcher in den Boden der Kartons und stellte sie mitten in meinem Zimmer auf den Fußboden, wo sie nur am späten Vormittag einige Stunden lang der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein würden.
    Ich würde mich nach einem Job umschauen, denn ich wusste, dass ich einen finden musste. Allerdings hatte ich zum ersten Mal im Leben ein eigenes Zimmer mit einer Tür zum Abschließen, und es gab niemanden, der mir Vorschriften machte. Deshalb beschloss ich, einen Garten anzulegen, bevor ich mit der Arbeitssuche begann.
    Am Ende der ersten Woche hatte ich vierzehn Blumentöpfe hergestellt und durchkämmte einen Umkreis von sechzehn Häuserblocks nach meinen Optionen. Meine Hauptwahl fiel auf Herbstblüher, und so grub ich ganze Pflanzen in Vorgärten, Kleingartenanlagen und auf Spielplätzen aus. Für gewöhnlich ging ich, die Hände um einen schlammigen Wurzelballen geschlossen, zu Fuß nach Hause. Doch mehr als einmal verirrte ich mich oder fand mich zu weit entfernt vom Gathering House wieder. Bei diesen Gelegenheiten schlich ich mich durch die rückwärtige Tür in einen überfüllten Bus, drängte mich zu einem Sitzplatz durch und fuhr herum, bis mir das Viertel vertraut war. Zurück in meinem Zimmer, breitete ich die strapazierten Wurzeln vorsichtig aus, bedeckte sie mit nährstoffreicher Erde und goss sie ausgiebig. Das Wasser sickerte aus den Milchkartons in den Teppich ein, bis nach einigen Tagen Unkraut aus dem fadenscheinigen Material spross. Aber ich war wachsam und auf der Hut und zupfte die Störenfriede aus, fast ehe es ihnen gelang, ihre Köpfe ins Licht zu strecken.
    Meredith sah wöchentlich nach mir. Der Richter hatte sie zu meiner ständigen Bezugsperson erklärt, da das Gesetz, das die Anerkennung der Volljährigkeit regelte, es so vorsah und man in meiner Akte sonst niemanden gefunden hatte, der diese Aufgabe hätte übernehmen können. Ich ging ihr nach Möglichkeit aus dem Weg. Wenn ich von meinen Ausflügen zurückkehrte, beobachtete ich das Gathering House von der Straßenecke aus und betrat die Treppe nur, wenn ihr Auto nicht in der Auffahrt stand. Nach einer Weile kam sie mir jedoch auf die Schliche. Als ich eines Tages Anfang September die Tür öffnete, fand ich sie am Esstisch sitzend vor.
    »Wo ist dein Auto?«, wollte ich wissen.
    »Steht um die Ecke«, erwiderte sie. »Ich habe dich seit über einem Monat nicht angetroffen und deshalb den Verdacht, dass du mir ausweichst. Gibt es dafür einen besonderen Grund?«
    »Nein.« Ich näherte mich dem Tisch und schob das von jemand anderem hinterlassene schmutzige Geschirr beiseite. Nachdem ich Platz genommen hatte, legte ich faustgroße Lavendelpflanzen, die ich in einem Vorgarten in Pacific Heights ausgegraben hatte, zwischen uns auf die zerkratzte Holzplatte. »Lavendel«, verkündete ich und reichte ihr einen Zweig.
Argwohn
.
    Meredith drehte den Zweig zwischen Daumen und Zeigefinger und legte ihn gelangweilt weg. »Job?«, erkundigte sie sich.
    »Was für ein Job?«
    »Hast du einen?«
    »Warum sollte ich?«
    Meredith seufzte auf. Dann griff sie wieder nach dem Lavendelzweig, den ich ihr gegeben hatte, und warf ihn, die Spitze voran, nach mir. Er sackte ab wie ein schlecht gefalteter Papierflieger. Ich nahm ihn vom Tisch und glättete mit dem Daumen vorsichtig seine zerzausten Nadeln.
    »Du hättest einen«, meinte Meredith, »wenn du einen gesucht und dich beworben hättest und eingestellt worden wärst. Denn anderenfalls landest du in sechs Wochen auf der Straße, und niemand wird dir in kalten Nächten die Tür öffnen.«
    Ich blickte zur Eingangstür und fragte mich, wann sie wohl endlich verschwinden würde.
    »Du musst es selbst wollen«, fuhr Meredith fort. »Ich habe meine Grenzen. Letztlich ist entscheidend, ob du es willst.«
    Was sollte ich wollen?
Es war mir schon immer rätselhaft gewesen, was sie damit meinte. Ich
wollte,
dass Meredith ging. Ich
wollte
die Milch mit der Aufschrift LORRAINE austrinken, die im Kühlschrank auf dem obersten Fach stand, um mit dem leeren

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