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Die verborgene Wirklichkeit

Die verborgene Wirklichkeit

Titel: Die verborgene Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Greene
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wir 10 124 mit einigen hundert Zehnerpotenzen multiplizieren, ist das Ergebnis immer noch viel kleiner als 10 500 . Wenn wir 10 124 von 10 500 abziehen und dann noch einmal abziehen und immer wieder rund eine Milliarde Mal, haben wir noch kaum eine Spur hinterlassen: Das Ergebnis wäre immer noch nahezu 10 500 .
    Das Entscheidende dabei: Die kosmologische Konstante variiert tatsächlich von einem solchen Universum zum nächsten. Genau wie der Magnetfluss, der
Energie trägt (er kann Dinge bewegen), so enthalten auch die Flüsse, die durch Löcher in den Calabi-Yau-Räumen fließen, Energie, deren Menge sehr empfindlich auf die geometrischen Einzelheiten des jeweiligen zusammengerollten Raumes reagiert. Wenn wir zwei verschiedene Calabi-Yau-Räume haben, bei denen unterschiedliche Flüsse durch unterschiedliche Löcher fließen, so werden sie sich in der Regel auch in ihrer Energie unterscheiden. Und da ein bestimmter Calabi-Yau-Raum an allen Punkten der bekannten drei großen Raumdimensionen angeheftet ist wie die Flormaschen, die an jedem Punkt des großen, ausgedehnten Grundgewebes eines Teppichs hängen, füllt die in dem Raum enthaltene Energie die drei großen Dimensionen einheitlich aus, als würde man die einzelnen Fasern in einem Teppichflor mit Wasser tränken und damit das gesamte Grundgewebe einheitlich schwerer machen. Sollte die Form der zusätzlichen Dimensionen also irgendwelchen der 10 500 unterschiedlich verzierten Calabi-Yau-Räume entsprechen, dann trägt die darin enthaltene Energie zur kosmologischen Konstante bei . Diese Beobachtung wurde durch Befunde von Raphael Bousso und Joe Polchinski quantitativ untermauert. Sie vertraten die Ansicht, dass die verschiedenen kosmologischen Konstanten, die von den rund 10 500 möglichen Formen der zusätzlichen Dimensionen beigesteuert werden, sich gleichmäßig über einen breiten Wertebereich verteilen.
    Das ist das, was wir brauchen. Wenn sich 10 500 Bleistiftmarkierungen über einen Bereich von 0 bis 1 verteilen, ist sichergestellt, dass viele von ihnen sehr dicht bei dem Wert für die kosmologische Konstante liegen, den die Astronomen während der letzten zehn Jahre gemessen haben. Unter den 10 500 Möglichkeiten die entsprechenden Einzelbeispiele zu finden, dürfte zwar schwierig werden, denn selbst wenn die schnellsten Computer unserer Zeit zur Analyse jeder Form der zusätzlichen Dimensionen jeweils nur eine Sekunde brauchten, hätten sie nach einer Milliarde Jahren erst bescheidene 10 32 Beispiele untersucht. Aber die genannten Überlegungen lassen stark vermuten, dass entsprechende Beispiele existieren.
    Mit einer Sammlung von 10 500 möglichen Versionen zusätzlicher Dimensionen hat die Stringtheorie uns nun sicherlich von einem einzigartigen Universum so weit entfernt, wie man es sich überhaupt nur vorstellen kann. Und denjenigen, die unverbrüchlich an Einsteins Traum festhielten und eine einheitliche Theorie zur Beschreibung eines einzigen Universums – des unseren – finden wollten, bereiteten diese Entwicklungen höchst ungute Gefühle. Die Analyse der kosmologischen Konstante lässt die Situation nun in einem anderen Licht erscheinen. Statt zu verzweifeln, weil sich offenbar kein einzigartiges Universum herauskristallisiert, haben wir Anlass zum Feiern: Die Stringtheorie lässt den
am wenigsten plausiblen Teil von Weinbergs Erklärung der kosmologischen Konstante – die Voraussetzung, dass es mehr als 10 124 verschiedene Universen gibt – plötzlich plausibel erscheinen.
    Der letzte Schritt in Kürze
    Anscheinend fügen sich hier die einzelnen Elemente einer faszinierenden Geschichte zusammen. Doch noch bleibt eine Lücke in den Gedankengängen. Dass die Stringtheorie eine riesige Zahl möglicher Universen zulässt, ist das eine. Ganz etwas anderes ist aber die Behauptung, die Stringtheorie gewährleiste, dass es alle möglichen Universen, die sie entstehen lassen kann, auch tatsächlich gibt – als Parallelwelten, die ein riesiges Multiversum bevölkern. Hier steuerte insbesondere Leonard Susskind, der seine Anregungen wiederum aus Pionierarbeiten von Shamit Kachru, Renata Kallosh, Andrei Linde und Sandip Trivedi bezog, einen entscheidenden Gedanken bei: Wenn wir die immerwährende Inflation in den Teppich hineinweben, können wir die Lücke füllen. 15
    Ich werde jetzt diesen letzten Schritt erklären, aber für diejenigen, die bereits gesättigt sind und nur noch schnell die Pointe hören möchten, kann ich den Inhalt auch in

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