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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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nassem Zustand mehr, als es verbarg. Zum Beispiel ihr rechtes Bein, das in einem Ziegenfuß endete. Es schnitt ihm ins Herz, Anguana so hilflos und verletzlich zu sehen. Und schuld daran war allein er, niemand sonst.
    »Sie atmet«, sagte Wanja genau in dem Moment, in dem Anguana hustete und einen Schwall hellgrünes Wasser ausspuckte. In der Erleichterung, die Tobbs überflutete, drückte er das Bündel so fest an sich, als würde er es vor Dankbarkeit umarmen. Erst dann wurde ihm klar, dass er den Schatz in den Armen hielt.
    Das Boot schaukelte in den Wellen. Das erste Mal seit Tobbs’ Ankunft im Land der Tajumeeren war der Himmel nicht strahlend blau, sondern von einem düsteren samtigen Grau. Wolkenfetzen jagten über den Himmel, der Wind wurde stärker.
    »Nur um sicherzugehen, dass ich alles verstehe«, sagte Maui geduldig. »Du hast auf Mautschi-Iau einen weißhaarigen Mann getroffen, der dir geholfen hat, dieses Mädchen nach Tajumeer zu holen. Dann bist du mit ihr zu den Haigöttern gegangen und hast Mako mit einem Rätselspielchen reingelegt, während das Mädchen den Schatz gestohlen hat. Und das alles hast du getan, obwohl du wusstest, dass Frauen auf dem Atoll der Haigötter tabu sind und die Haigötter euch beide bei nächster Gelegenheit zu Köderfischfetzen verarbeiten würden?«
    Tobbs senkte den Blick.
    »Ich hätte Anguana nie in Gefahr bringen dürfen«, flüsterte er und blickte verstohlen zum Bug des Bootes, wo das bewusstlose Mädchen lag. Wanja hatte sie in ein trockenes Tuch gewickelt, aber sie sah immer noch blass und grünlich um die Nase aus. Ihr blondes Haar hatte einen neongrünen Stich.
    »Das ist wohl wahr. Es ist mir ein Rätsel, warum sie noch lebt«, murmelte Maui. »Die Kraken haben ein Gift, das ihre Opfer … nun … vollkommen zersetzt. Noch rätselhafter ist allerdings, woran der Krake gestorben ist.«
    Süßwasserblut, dachte Tobbs. Anguana hat tatsächlich Nixenblut.
    »Wie auch immer, ihr habt Glück gehabt«, sagte Maui und lächelte. »Du hattest Glück, dass nur Mako auf dem Atoll war. Die anderen hätten dich nicht so ohne Weiteres vom Atoll gelassen. Und wir alle haben Glück, dass die Riesenkraken noch nicht bemerkt haben, dass einer der ihren getötet wurde.«
    Tobbs blickte über den Bootsrand ins Wasser. Ein gläsernes Gesicht betrachtete ihn ernst und zerfloss wieder. Dann verdichtete sich das Wasser genau an dieser Stelle, wurde zu einem Schatten und einem Oval mit vier Flossen. Ein Schildkrötenkopf durchbrach die Oberfläche.
    »Maui, das ist die Schildkröte, die uns auf Mautschi-Iau beobachtet hat! Die Tochter des Riffkönigs. Sie hat mich vor dem Ertrinken gerettet!«
    Die Schildkröte lachte. Maui räusperte sich und schielte zu Wanja. Doch die Schmiedin war gerade dabei, hektisch ihr Werkzeug zu sortieren, und hörte die Worte nicht, die Maui Tobbs zuflüsterte.
    »Um ehrlich zu sein: Die Geschichte mit der Prinzessin ist, wie du anfangs richtig vermutet hattest, eine Erfindung. Das hier ist in Wirklichkeit Mahakuna, mein Ahngeist. Sie sollte auf dich aufpassen. Und diesen Auftrag hast du ihr wahrlich nicht leicht gemacht.«
    Makahuna nickte ihm vorwurfsvoll zu, wurde durchsichtig und zerfloss zu einem regenbogenfarbigen Schimmern, das sich schnell entfernte.
    »Du verrätst mich doch nicht an Wanja?«, flüsterte Maui.
    Tobbs funkelte ihn wütend an. »Hast du keine anderen Sorgen?«, zischte er zurück. »Erklär mir lieber mal, warum du es zugelassen hast, dass mich deine Leute gefesselt und ausgesetzt haben wie einen Verbrecher.«
    »Ich bin nicht ihr Herr«, erwiderte Maui ruhig. »Sie sind meiner Bitte nachgekommen, dich in Sicherheit zu bringen. Ich wollte ein Abkommen mit den Haigöttern treffen, um euren Schatz doch noch zu bergen, und vielleicht wäre mir das sogar gelungen, aber jetzt werde ich Wochen zu tun haben, um das Einvernehmen wiederherzustellen, das du …«
    Anguana hustete und spuckte einen halben Tentakelsaugnapf aus. Tobbs ließ Maui, wo er war, und kletterte nach vorn zu Wanja. Die Schmiedin hatte bereits ihr Werkzeug beiseitegelegt und beugte sich über das Mädchen. Anguana murmelte etwas, wachte aber nicht auf. Ihr Anblick versetzte Tobbs einen Stich.
    »Sie muss so schnell wie möglich zur Dalamit-Quelle«, sagte Wanja. »Ich habe keine Ahnung, wie man ein magisches Geschöpf wie Anguana behandelt. Sie hat nicht einmal einen Puls wie ein Mensch. Erst Jaga und jetzt sie!«
    Tobbs schluckte. »Ich dachte, Jaga ist in

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