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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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blendete ihn. Eben noch war es hier stockfinster gewesen, nun aber war der Raum hell erleuchtet, Funkenschauer regneten herab und tauchten die kleine Kate in grünes und rosa Licht.
    Tobbs erkannte einen Küchenraum mit einem imposanten Ofen aus glasierten grünen Kacheln und einen kunstvoll geschnitzten Sessel in Drachenform. Mehr Möbel gab es nicht, aber vor dem Ofen lag ein riesiger Haufen aus grob zurechtgehauenem Feuerholz, eine Menge, mit der man locker einen Ochsen hätte grillen können.
    Endlich verloschen die letzten Funken und das matte Tageslicht gewann wieder die Oberhand.
    »Was war das?«, flüsterte Tobbs. »Was ist mit der Katze passiert?«
    Wanja kniff die Augen zusammen und sah sich um. Beim Blick auf den Drachenstuhl glitt ein zufriedenes Lächeln über ihr Gesicht. »Das war nur Domovoj, der gute Geist des Hauses, könnte man sagen. Na ja, eher eine Art Kobold. Sein Zorn trifft immer den, der als Erster unbefugt über die Schwelle geht. Am besten nimmt man eine Katze. Die hat danach noch acht Leben übrig und explodiert nicht in der Kammer. Das letzte Mal habe ich ein Huhn genommen. Die Reste hängen immer noch irgendwo in den Tapetenritzen.«
    Die Drachenaugen des Sessels blinzelten. Tobbs sah nun genauer hin – und erkannte, dass ein winziger Mann hinter dem Stuhl kauerte. Er war bärtig und alt und sah sehr erleichtert aus.
    »Puh«, sagte er mit heiserer Stimme. »Du bist es, Iwan! Dem Himmel sei Dank!« Er lächelte zerknirscht. »Du weißt ja, wie das ist – man weiß nie, wer durch die Tür kommt. Und …«, seine Stimme sank zu einem Flüstern, »du siehst ja selbst, was hier los war.«
    Tobbs und Wanja blickten sich um. Und tatsächlich: Der Haufen Feuerholz vor dem Ofen entpuppte sich als Trümmerberg aus zerbrochenen Regalen und Tischen, in den Ecken lagen Scherben und ein Vorhang war zerfetzt, als hätte jemand ihn mit einem Schwert bearbeitet. Die Tür zum Nebenraum stand offen – besser gesagt, sie hing schräg in den Angeln.
    Wanja fluchte und stürzte durch die Tür. Tobbs hörte einen empörten Schrei, dann kam sie wutschnaubend zurück. »Wer war das?«, donnerte sie den Domovoj an. »Und wo ist Jaga?«
    Domovoj duckte sich unwillkürlich wieder hinter den Drachenstuhl. »Sie kamen mit Pferden. Jaga sah sie von Weitem und schickte den Boten los. Aber dann waren sie schon da.«
    »Wer?«
    »Die Reiter – es waren drei. Sie hatten rote Bogen und Pfeile und Schwerter, so scharf, dass sie sogar mich in zwei Nebelschwaden zerschneiden konnten. Sie haben das ganze Haus auf den Kopf gestellt.«
    »Und Jaga? So rede doch endlich, du nutzloser Haufen Erinnerungen!«
    Domovoj schluckte sichtlich und selbst Tobbs wich einen Schritt zurück. Mit einer so wütenden Wanja war wirklich nicht zu spaßen. Verstohlen schielte er zur Tür und erinnerte sich an den roten Pfeil. Beim Gedanken daran, dass die fremden Krieger Baba Jaga in ihrem Haus überfallen hatten, rieselte ein kalter Schauer über sein Genick.
    »Jaga ist …«, begann der Hausgeist.
    »Ja?«
    »Sie sagte, ich solle die Stellung halten, und ist aus dem Dachfenster geklettert.«
    »Und dann?«
    Domovoj zuckte mit den Schultern. »Dann war sie weg.«
    Wanja stöhnte und griff sich an die Stirn. »Das heißt also, sie ist geflohen?«
    »Das weiß ich doch nicht«, maulte Domovoj. »Ich bin doch nicht der Gartengeist. Ich war nicht so wahnsinnig, ihr hinterherzuklettern, zumal diese Barbaren gerade die Schlafzimmereinrichtung auseinandernahmen. Die hatten Amulette, ich bin sicher, dass ich auch Magie gespürt habe. Wenn man da nicht aufpasst, ist man zack-zack in einer Flasche eingesperrt oder muss vor irgendwelchen Gräbern Wache schieben. Es gibt ganze Presspatrouillen, die Hausgeister und Kobolde kidnappen und sie …«
    »Die Truhe!«, unterbrach ihn Wanja unwirsch. »Haben sie die Truhe?«
    Domovoj biss sich auf die halb durchsichtige Unterlippe und blickte ratlos drein. Wanja stöhnte noch einmal auf und stürzte wieder durch die ausgehängte Tür. Eine Sekunde später hörte man, wie sie eine Treppe hinunterrannte. Domovojs große Augen wandten sich Tobbs zu.
    »Hallo, Tobbs«, sagte er. »Jaga hat mir viel von dir erzählt. Ich dachte, du wärst ein bisschen kräftiger und nicht so mager und hochgeschossen. Bekommst du bei Dopoulos nichts zu essen?«
    Tobbs verzichtete auf eine Antwort und rannte stattdessen Wanja hinterher. Die Treppe war staubig und schmal. Hustend polterte er hinunter – und landete in einem

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