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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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Zehn Dinge, an denen du merkst, dass du jetzt   wirklich   alt wirst:
    1 Du fängst hysterisch an zu lachen, freust dich wie irre und erzählst es jahrelang allen, die du kennst, wenn dich jemand auf sechsundzwanzig schätzt.
    2 Du verstehst nicht, wie Kinder, die in den 90ern geboren sind, jetzt schon den Führerschein haben können. Und bist auch zu feige, es nachzurechnen. Denn das hieße ja, du wärst dann … Warte mal – das kann ja nicht sein!
    3 Du rechnest immer noch alles in D-Mark um.   »Nein, Anja, 340   MARK   für einen Schulranzen, das hätten wir doch damals nie bezahlt …«
    4 Dein Lieblingsparfum im Body Shop gehört jetzt zur Nostalgie-Serie. Und du weißt nicht, ob du dich geschmeichelt oder beleidigt fühlen sollst.
    5 Deine Lieblingsbodylotion gibt es nicht mehr. Nein, nirgendwo auf der Welt. Das hat dir der Konzern bestätigt, als du dort heulend angerufen hast. Ja, auch wenn sie so eine wunderbar weiche Haut gemacht hat. Kaltblütig haben sie sie   »aus dem Programm genommen«. Finde dich endlich damit ab!
    6 Früher hast du stolz   »mein Freund« gesagt, jetzt sagst du leicht resigniert und aller Illusionen beraubt   »mein Mann«. Im schlimmeren Fall sogar   »mein Exmann« oder   »der Erzeuger«.
    7 Du kennst und benutzt Begriffe wie Q10, Folsäure, Beckenbodentraining, Anti-Aging, Finanzierungskredit, Einblasdämmung und wurzelnackte Rosen, ohne zu erröten, im normalen Sprachgebrauch, weißt aber nicht, wer oder was eine Wii ist, und hältst iRobot immer noch für einen Film und nicht für einen Staubsauger.
    8 Dein letzter Film im Kino war   Fluch der Karibik.   Teil 1.
    9 Die Freunde deiner Kinder sind größer als du und gehen, ohne dich zu fragen, an deinen Kühlschrank.
    10 Und das sicherste Zeichen, an dem du merkst, dass du   wirklich   alt wirst: Im Club, in dem du neulich mit deinen letzten beiden feierwilligen Freundinnen warst, wurdest du auf dem Klo von einer Achtzehnjährigen gefragt:   Stehen Sie auch an, oder warten Sie auf Ihre Tochter?

Montag, 18.10.
    »Nein!«
    Ich kreischte. Maja kreischte auch. Klar, ich versuchte ja auch, ihre Hände samt Zahnbürste aus der Toilette zu ziehen. Sie wehrte sich, und ich hob sie hoch. Ohrenbetäubendes Geschrei ihrerseits. Sie zappelte und traf mich mit dem Fuß am Oberschenkel. Ich sah schon die  BILD -Schlagzeile vor mir: »Vierjährige misshandelt eigene Mutter«, darunter Fotos meiner blutenden Beine und einer grinsenden Maja daneben. Dabei wollte ich sie nur davor bewahren, sich mit Toilettenwasser die Zähne zu putzen –  Eau de Toilette  war doch nun wirklich etwas ganz anderes! Schluchzend wand sie sich weiter auf meinem Arm und schrie: »Is wollte die nur sauber machen!«
    Ich hatte sie natürlich zuvor eindringlich, also pädagogisch wertvoll und völlig korrekt, darauf hingewiesen, dass ich Sorge um ihre Gesundheit hätte, wenn sie ihre neue Zahnbürste durch die Toilette zog und sich womöglich damit noch die Zähne putzte. Sie hatte mich aber nur groß angesehen und die Augenbrauen hochgezogen. Natürlich würde sie das niemals tun, sollte das heißen. Aber man konnte nie wissen, wozu sie imstande wäre. Ich dachte auch mal, sie würde sich nie die Haare mit einer Schere schneiden, nie die Tapeten bemalen, und auf keinen Fall würde sie jemals ihren Popel essen. Bis sie mich eines Besseren belehrte. Mein Kind war eben auch nur ein Mensch.
    Sie weigerte sich einfach, das zu tun, was ich wollte, einfach, weil sie es  nicht  wollte. Das nannte sich dann Trotzphase, und damit mussten wir leben. Herzlichen Glückwunsch! Als sie auch auf meine dritte pädagogisch korrekte Aufforderung, ihre Zahnbürste also bitte mal  sofort  aus der Toilette zu nehmen, nicht reagierte, konnte ich nicht anders: Ich schritt körperlich ein, hob sie hoch, und sie schrie – wie am Spieß.
    Endlich konnte ich ihr die Zahnbürste aus der Hand nehmen und sie abstellen – ihren Ton leider nicht. Himmel, war das Kind in den letzten vier Jahren schwer geworden! Zu den zarten 3240 g ihres ersten Tages hatten sich noch mindestens 20 000 Gramm hinzugesellt. Ich sollte doch endlich einmal ihren Süßigkeitenkonsum stoppen. Aber später. Jetzt ging es schließlich um Schadensbegrenzung. An der Zahnbürste, am Kind und an mir.
    Mir taten die Ohren weh, in die sie hineingebrüllt hatte, und die Arme und Beine, an denen mich ihre nackten Füßchen getroffen und mir ihre Zehennägel lange, blutige Striemen in die Haut geritzt

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