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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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trocken. »Noch schöner wäre allerdings, wenn wir ungestört an die versenkte Truhe kommen würden. Wann geht es denn los? Morgen? Heute Nacht? Nächste Woche? Es steht ziemlich viel auf dem Spiel, wie du weißt.«
    Maui nickte gut gelaunt. »Morgen Früh, vor Sonnenaufgang.« Dann beugte er sich zu Tobbs und flüsterte ihm ins Ohr: »He, Junge, verrat mir mal etwas über die schöne Frau. Tanzt sie gerne? Hat sie einen Freund? Ist sie wirklich so stark, wie sie aussieht, und glaubst du, ich gefalle ihr?«
    »Ja, nein, allerdings und versuch-das-gefälligst-selbst-herauszubekommen«, antwortete Tobbs flüsternd. »Und die Gegenfragen an dich: Gefällt sie dir besser als die Musikerinnen? Ziehst du dieses Fest nur durch, um ihr zu imponieren, und war die Geschichte mit dem Riffkönig nur Aufschneiderei, um dich interessant zu machen?«
    Mauis Augen blitzten amüsiert auf. »Du bist clever, Tobbs«, raunte er. »Die Antwort ist ja, ja und schon möglich. Zufrieden?«
    Sie lächelten sich verschwörerisch zu und Tobbs erlebte etwas völlig Neues: Mit dem mürrischen Dopoulos und Wanja in der Taverne zu leben, war eine Sache – aber das Gefühl, einen erwachsenen Verbündeten zu haben, jemanden, der nicht untot, ein Dämon oder verflucht war – das war etwas völlig Neues.
    »Na gut«, murmelte Maui. »Dann versuch ich mich mal nicht zu blamieren.«
    Mit diesen Worten erhob er sich und ging zu Wanja hinüber. Tobbs beobachtete, wie sie sich unterhielten. Wanja schenkte Maui ein sparsames, überlegenes Lächeln und sah dabei aus wie eine der schönen Dämoninnen, die von den Menschen so sehr bewundert wurden.
    »Ich habe gar kein gutes Gefühl mit diesem Hallodri«, meinte Baba Jaga und genehmigte sich noch einen kräftigen Schluck. Im Licht der Fischblasenlampions grinsten die düsteren Masken noch um ein Vielfaches unheimlicher.

TATAU
    Tobbs blinzelte. In Jagas Hütte war es noch dämmrig.
    Wie bunte Lichter zogen die Bilder des vergangenen Abends an ihm vorbei. Vage erinnerte er sich, spätnachts mit einer der Musikerinnen getanzt zu haben. Der Tanz war immer wilder geworden, bis Tobbs schließlich Durst bekam. Der erste Schluck des Betuma-Gebräus hatte in seinem Hals gebrannt, aber dann war es immer leichter geworden, mehr und mehr davon zu trinken. Bei jedem Schluck wurden die Lichter bunter, seine Beine leichter, bis die Musik ihn ganz und gar umfangen hielt. In Gedanken sah er Mauis Lachen und die von Fackelflammen erleuchteten Barrakuda-Schädel auf Baba Jagas Gartenzaun. Schließlich hatten auch die Schädel begonnen zu singen. Und wenn man Tobbs gefragt hätte, er hätte geschworen, dass sie es immer noch taten. Allerdings erinnerte der Gesang nun eher an ein misstönendes Grölen, das sich nach »Nänänänänä« anhörte und seinen Schädel schmerzhaft pochen ließ. Trotzdem: Es war ein wahrhaft tolles Fest gewesen. Selbst Jaga hatte schließlich Mauis Drängen nachgegeben und mit ihm getanzt. Einzig und allein Wanja hatte keinen Tropfen getrunken, ganz entgegen ihrer Gewohnheit keinen einzigen Tanz getanzt und war früh schlafen gegangen, daran erinnerte Tobbs sich noch ganz deutlich. Wanja, das große rusanische Geheimnis.
    Tobbs blinzelte wieder. Seine Augen waren verquollen und die Zunge klebte ihm am Gaumen. Die Brandung peitschte heute erstaunlich laut und pulste in Schmerzwellen mitten durch seinen Schädel. Der warme Morgenwind hatte puderfeinen Sand durch die Ritzen der Reisigwände geweht. Seine Schultern waren von einer warmen Schicht bedeckt, die von ihm abfiel, als er sich vorsichtig aufsetzte.
    »Guten Morgen, Tobbs!« Wanja lachte und reichte ihm ein Glas mit Quellwasser. »Da hat aber jemand über die Stränge geschlagen. Ich wusste gar nicht, dass du so ein wilder Tänzer bist.«
    »Ich auch nicht«, krächzte Tobbs.
    Wanja sah unverschämt erholt aus. Und nicht nur das – sie war bereits reisefertig. An ihrem Gürtel hingen ein Wasserbeutel, getrockneter Fisch als Proviant, ihr Messer und ein zusammengerolltes Seil.
    »Geht es schon los?«, fragte Tobbs und nahm einen Schluck Wasser. Es schmeckte bitter und fad.
    Wanja nickte. »Jaga gibt Maui gerade noch die letzten Instruktionen.« Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ein hartnäckiger Kerl, was?«
    »Magst du ihn?«
    Die Schmiedin lachte und knuffte ihn in die Schulter. »Das geht dich gar nichts an, Schankjunge. Aber denk doch selbst nach: Wo käme ich denn hin, wenn ich jedem darhergelaufenen Schönling sofort

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