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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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von Makapu, dem Riffkönig. Seine Rache wäre schmerzhaft und sehr … tödlich.«
    »Tatsächlich?«, murmelte Wanja sichtlich beeindruckt. »Das … wusste ich nicht. Für mich war das einfach unser Abendessen.«
    Der Fisch schlug schwach mit dem Schwanz auf den Sand. Seine Haut begann bereits einzutrocknen.
    Maui sprach ein paar beruhigende Worte, dann rollte er den Fisch kurzerhand ins Meer. Vor Tobbs’ Augen verwandelte sich das Tier, wurde transparent und nahm eine Form an, die entfernt an ein menschliches Wesen erinnerte. Das glasklare Gesicht schwebte einen Augenblick unter den Wellen und wurde dann eins mit den Fluten.
    »Jage niemals Fische, die wie Regenbogen schimmern«, sagte Maui.
    Wanja steckte das Messer wieder ein. »Sie kann zu Wasser zerfließen und ihre Form wechseln. Warum hat sie sich nicht sofort verwandelt, als ich sie vorhin harpuniert habe?«, fragte sie.
    »Weil sie zu verblüfft war«, erklärte Maui. »Seit der Entstehung der Riffe hat noch nie jemand gewagt, eine der Prinzessinnen anzugreifen.« Sein Lächeln leuchtete mit der Sonne um die Wette. »Aber seit der Entstehung der Riffe hat auch keine rusanische Jagdgöttin diesen Sand betreten. Bist du verheiratet?«
    Tobbs musste grinsen. Wanja brauchte ein paar Augenblicke länger, bis der Groschen fiel. Dann sah sie sich Maui zum ersten Mal genauer an. Tobbs bemerkte, wie ihre linke Augenbraue ein Stückchen nach oben wanderte und ihre Augen verschmitzt zu funkeln begannen. Trotzdem lächelte sie nicht.
    »Der Mann, den ich heirate, muss erst noch geboren werden«, entgegnete sie knapp.
    So schnell gab Maui nicht auf. »Auch nicht verliebt?« Tobbs staunte nicht schlecht. Dieser Diplomat war mehr als direkt! Doch seltsamerweise schien er Wanja nicht weiter zu beeindrucken.
    »Tja, ich muss mich wohl bedanken«, meinte sie nur trocken. »Sieht so aus, als hättest du mich vor dem Zorn des Riffkönigs gerettet. Ich bin sicher, bei den Haigöttern wirst du ebenso geschickt sein. Hat meine Tante dir schon gesagt, worum es geht?«
    Maui nickte. »Sie sprach von Kleingedrucktem. Und langsam denke ich auch, dass es eine gute Idee wäre, sich darüber ein paar Gedanken zu machen.« Seine Stimme sank zu einem Tonfall, der sogar Anguana weiche Knie beschert hätte. »Aber nicht mehr vor dem Fest!«
    Tobbs horchte auf. »Ein Fest?«
    »Natürlich! Wir haben die ganze Nacht vor uns, oder nicht?«, antwortete Maui, ohne den Blick von Wanja zu wenden.
    Die Schmiedin schüttelte unwirsch den Kopf. »Keine gute Idee. Wir sind nicht zum Feiern hier.«
    Nun funkelte doch so etwas wie Ärger in Mauis Augen auf. »Auch ich nicht«, sagte er leise. »Ich bin der Vermittler, aber die Haigötter haben ihre eigenen Regeln. Und glaube nicht, dass sie nicht in der Lage sind, mich zu verschlingen. Heute weiß nicht einmal der Himmelsstern, ob diese Nacht nicht unsere letzte ist. Und deshalb müssen wir sie feiern, als gäbe es keine weitere für uns.«
    An den Sternblattbäumen neben der Hütte hingen Lampions aus Fischblasen. Der Perlmuttstrand leuchtete zwischen den Felsen im Schein eines elfenbeinweißen Vollmonds. Und die Musik – ein schneller, vibrierender Gesang mit vielen Rhythmuswechseln – ging in die Beine. Mauis Musiker tanzten im Sand, als würde der Gesang sie durchschütteln. Haare flogen, Tücher flatterten bei jeder Drehung und gaben den Blick frei auf muskulöse, mit fantastischen Zeichnungen geschmückte Beine. Tobbs wünschte sich einmal mehr, dass Anguana bei ihm wäre.
    Maui tanzte mit einer seiner Musikerinnen und drehte sich in einem schwindelerregenden Tempo. Völlig hingegeben an die Musik stampfte er und schüttelte die Schultern. Sein langes Haar flog. Doch Tobbs entging nicht, dass er aus dem Augenwinkel sehr genau prüfte, ob Wanja ihn bemerkte. Und tatsächlich: Die Schmiedin stand lässig an einen Sternblattbaum gelehnt und beobachtete ihn, allerdings so unauffällig, dass selbst Tobbs sich zweimal vergewissern musste.
    Baba Jaga saß im Liegestuhl und trommelte auf ihrem knöchernen Knie ungeduldig den Takt mit. »Ich hoffe, die Tanzstunden will er nicht bezahlt haben«, murrte sie und nahm einen tiefen Schluck Betuma.
    Der Gesang hörte auf und die Tänzer gingen lachend zu dem Tisch mit den Erfrischungen. Maui ließ sich neben Jagas Stuhl in den Sand fallen. »Eine wunderbare Nacht!«, rief er. »Das liebe ich an den verfluchten Inseln: Man kann so laut feiern, wie man möchte.«
    »Ja, das ist schön«, meinte Jaga

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